Titan 12
Eisen im Wert von fünf Milliarden Dollar zurückbekommen. Sie hat fünfhundert Milliarden Dollar in den Mond investiert und etwas mehr als fünfundzwanzig Milliarden Dollar in Magnesium, Titan und diversen Leichtmetallen zurückbekommen. Sie hat fünfzig Milliarden Dollar in die Venus investiert und überhaupt nichts zurückbekommen. Und das ist es, was die Steuerzahler der Erde wirklich interessiert – Steuergelder, die nach draußen gehen, und für die nichts zurückkommt.«
Unterdessen hatte sich der Bildschirm mit einem Diagramm der Müllsammler auf der Marsroute gefüllt; kleine, grinsende Karikaturen von Schiffen und drahtigen, dünnen Armen, die nach den herumtaumelnden leeren Gehäusen tasteten und sie einfingen und mit glühenden Lettern EIGENTUM DES MARS auf sie stempelten und sie dann zum Phobos schafften.
Dann tauchte wieder Hilder auf. »Die behaupten, am Ende würden sie alles an uns zurückgeben. Am Ende! Sobald ihre Wirtschaft in Gang gekommen ist! Wir wissen nicht, wann das sein wird. In einem Jahrhundert? In tausend Jahren? Einer Million? ›Am Ende.‹ Wollen wir sie doch beim Wort nehmen. Eines Tages werden sie uns alle unsere Metalle zurückgeben. Eines Tages werden sie ihre eigenen Lebensmittel erzeugen, ihre eigene Energie gebrauchen, ihr eigenes Leben leben.
Aber eines können sie uns nie zurückgeben. Nicht einmal in hundert Millionen Jahren. Wasser!
Der Mars hat nur ein paar Tropfen Wasser, weil er zu klein ist. Die Venus hat überhaupt kein Wasser, weil sie zu heiß ist. Der Mond hat keines, weil er zu heiß und zu klein ist. Also muß die Erde nicht nur Trink‐und Waschwasser für die Raumer liefern, Wasser, um ihre Industrien zu betreiben, Wasser für die hydroponischen Fabriken, die sie angeblich bauen – sondern selbst Wasser zum Wegwerfen, und zwar Millionen von Tonnen.
Welche Antriebskraft benutzen Raumschiffe denn? Was stoßen sie denn hinten ab, um nach vorne zu beschleunigen? Früher einmal waren es die Gase, die bei Explosionen entstanden. Das war sehr teuer. Dann wurde der Protonen‐Mikro‐Meiler erfunden – eine billige Energiequelle, die jede Flüssigkeit aufheizen konnte, bis unter enorm hohem Druck stehendes Gas daraus wurde. Was ist die billigste und am reichlichsten vorhandene Flüssigkeit? Nun, Wasser natürlich.
Jedes Raumschiff, das die Erde verläßt, trägt fast eine Million Tonnen – nicht Kilo, Tonnen – Wasser, und zwar zu dem einzigen Zweck, um es ins Weltall hinauszustoßen, um damit zu beschleunigen, oder abzubremsen.
Unsere Vorfahren haben die Erdölvorräte der Erde rücksichtslos verbrannt. Sie haben ihre Kohlenvorräte erschöpft. Dafür verachten und verurteilen wir sie, aber sie hatten wenigstens eine Entschuldigung dafür – sie nahmen an, daß ein Ersatz dafür gefunden werden würde, sobald dies einmal notwendig wäre. Und sie hatten recht. Wir haben unsere Planktonfarmen und unsere Protonen‐Mikro‐Meiler.
Aber für Wasser gibt es keinen Ersatz. Gar keinen! Nie kann es einen geben. Und wenn unsere Nachkommen einmal die Wüste sehen, die wir aus der Erde gemacht haben werden, welche Entschuldigung werden sie dann für uns haben? Wenn es immer häufiger zu Dürren kommt…«
Long beugte sich vor und schaltete das Gerät ab. »Das stört mich«, sagte er. »Dieser Narr treibt es absichtlich so weit. – Was ist denn?«
Rioz war aufgestanden. »Ich sollte wieder auf Wache gehen.«
»Zum Teufel mit der Wache.« Long stand ebenfalls auf und folgte Rioz durch den engen Korridor. Dann stand er neben ihm in der Pilotenkanzel. »Wenn Hilder so weitermacht, wenn er den Mumm hat, das bis zum Ende durchzustehen – He!«
Er hatte es auch gesehen. Ein Radarsignal der Klasse A, das hinter dem nach draußen weisenden Signal herraste wie ein Windhund hinter dem Starter.
Rioz’ Stimme überschlug sich. »Aber der Raum war frei, ich sag’s dir doch, frei. Mann, Ted, rühr dich doch. Schau, ob du ihn visuell erfaßt.«
Fast zwanzig Jahre Erfahrung ließen Rioz mit fieberhafter Geschwindigkeit arbeiten, ohne daß ihm dabei der geringste Fehler unterlief. Er hatte die Distanz in zwei Minuten. Dann erinnerte er sich an Swensons Pech und maß auch den Deklinationswinkel und die Radialgeschwindigkeit.
Er rief zu Long hinüber: »Eins Komma sieben sechs Radians. Du kannst es gar nicht verpassen, Mann.«
Long hielt den Atem an und drehte an einem Abstimmknopf. »Es ist nur einen halben Radian von der Sonne entfernt. Es wird nur eine
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