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Titan 12

Titan 12

Titel: Titan 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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entlang und spürte das Vibrieren des Drahtgeflechtes am Metall seiner Handschuhe.
    Er brannte die Schiffsnummer in das glatte Metall des Gehäuses. In der Leere des Weltraums war nichts, das den Stahl oxydieren konnte. Er schmolz einfach, verdampfte und kondensierte ein paar Fuß von dem Energiestrahl entfernt und ließ die Oberfläche grau und stumpf erscheinen.
    Long kehrte um.
    Als er wieder im Schiff war, nahm er den Helm ab, der sich dick mit Rauhreif überzogen hatte, als er die Schleuse betrat.
    Das erste, was er hörte, war Swensons Stimme, die wütend aus dem Lautsprecher schallte: »… zum Kommissar. Verdammt noch mal, es gibt schließlich Regeln!«
    Rioz saß zurückgelehnt in seinem Sessel und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Hör zu, es hat meinen Sektor gestreift. Ich hab es ziemlich spät entdeckt und in dem deinen verfolgt. Du hättest es niemals erwischt. Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen – bist du wieder da, Long?«
    Er schaltete die Verbindung ab. Der Signalknopf machte ihn wütend, aber nach einer Weile achtete er nicht mehr darauf.
    »Geht er zum Kommissar?« fragte Long.
    »Niemals. Er regt sich jetzt bloß auf, weil das die Monotonie etwas unterbricht. Er meint das nicht ernst. Er weiß, daß das Ding uns gehört. Was hältst du davon, Ted?«
    »Nicht übel.«
    »Nicht übel? Wunderbar ist es! Halt dich mal fest. Ich drehe es jetzt.«
    Die Seitendüsen stießen Dampf aus, und das Schiff begann sich langsam um das Gehäuse zu drehen. Jetzt folgte ihnen das Gehäuse. In dreißig Minuten waren sie ein gigantisches Bolo, das sich durchs All drehte. Long sah in den Emphemeriden die Position von Deimos nach.
    In einem genau kalkulierten Augenblick gaben die Kabel ihr Magnetfeld auf, und das Gehäuse schoß tangential auf einer Bahn davon, die es in etwa einem Tag in den Aufnahmebereich des Marssatelliten bringen würde.
    Rioz blickte ihm nach. Er fühlte sich herrlich. Dann wandte er sich zu Long: »Das ist ein herrlicher Tag für uns.«
    »Und was ist mit Hilders Rede?« fragte Long.
    »Was? Wer? Oh, der. Hör zu, wenn ich mir über alles den Kopf zerbrechen würde, was irgendein verdammter Flachländer sagt, würde ich nie zum Schlafen kommen. Das kannst du vergessen.«
    »Ich glaube nicht, daß wir es vergessen sollten.«
    »Du bist verrückt. Laß mich damit in Frieden, ja? Leg dich lieber schlafen.«
     
     
4
     
    Ted Long tat die Höhe und die Breite der Hauptstraße der Stadt gut. Jetzt waren es zwei Monate, seit der Kommissar alle Müllsammeltätigkeit eingestellt und sämtliche Schiffe zurückgeholt hatte, aber der Anblick hatte nicht aufgehört, Long zu faszinieren. Selbst der Gedanke, daß diese Entscheidung gefallen war, um abzuwarten, was die Erde unternehmen würde, um die Wassersparmaßnahmen durchzusetzen, und daß man die Sammeltätigkeit reduziert hatte, um guten Willen zu beweisen, nahm ihm seine gute Laune nicht.
    Das Dach der Straße war in leuchtendhellem Blau gehalten. Wahrscheinlich sollte damit der Himmel der Erde imitiert werden, aber da war Ted sich nicht sicher. Die Häuser waren mit hell beleuchteten Schaufenstern geschmückt.
    In der Ferne konnte man über dem Summen des Verkehrs und den schlurfenden Geräuschen der Fußgänger den Lärm der Sprengungen hören, mit denen neue Kanäle in die Kruste des Mars gefurcht wurden. Sein ganzes Leben lang erinnerte er sich an solche Sprengungen. Als er zur Welt kam, war der Boden, auf dem er jetzt ging, massives, ungebrochenes Felsgestein gewesen. Die Stadt wuchs und würde weiterwachsen – wenn es die Erde nur zuließ.
    Er bog in eine Seitenstraße, die etwas schmaler und nicht so hell beleuchtet war. Die Schaufensterfronten wichen jetzt nüchternen Wohnhäusern, deren Fassaden hell beleuchtet waren. Der Verkehr war hier weniger stark, und statt Männern und Frauen auf dem abendlichen Schaufensterbummel umgaben ihn jetzt spielende Kinder, die es bis jetzt noch geschafft hatten, den mütterlichen Ruf zum Abendessen zu überhören.
    Im letzten Augenblick erinnerte sich Long der gesellschaftlichen Etikette und machte an einem Wasserladen an der Ecke halt.
    Er reichte seine Flasche hinein. »Vollmachen.«
    Der Verkäufer schraubte den Deckel ab und spähte in die Öffnung. Er schüttelte die Flasche und lauschte den gurgelnden Geräuschen. »Nicht mehr viel drinnen«, grinste er.
    »Nein«, pflichtete Long ihm bei.
    Der Verkäufer ließ Wasser hineinrinnen und hielt den Flaschenhals dicht an den Schlauch, um nichts zu

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