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Titan 12

Titan 12

Titel: Titan 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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Standardgeschwindigkeit erreichen oder – damit es sich leichter rechnen läßt – sagen wir: du kommst auf gute dreihunderttausend Kilometer die Stunde. Auf die Weise würdest du – Augenblick mal, ich muß Beschleunigung und Abbremsmanöver mitberechnen – sechs oder sieben Monate brauchen, um zum Jupiter zu kommen, und fast ein Jahr bis zum Saturn. Du könntest die Geschwindigkeit theoretisch natürlich auf eineinhalb Millionen Kilometer die Stunde steigern, aber wo würdest du das Wasser dafür herbekommen?«
    »Ui«, sagte ein kleines Stimmchen unter einer schmutzigen Nase und großen runden Augen. »Saturn!«
    Dora wirbelte in ihrem Stuhl herum. »Peter, marsch zurück in dein Zimmer!«
    »Aber, Mutti.«
    »Sag nicht ›aber, Mutti‹.« Sie schickte sich an aufzustehen, und Peter trollte sich.
    Swenson schlug vor: »Dora, wie wär’s denn, wenn du ihm eine Weile Gesellschaft leisten würdest? Es ist schwer für ihn, sich auf seine Hausaufgaben zu konzentrieren, wenn wir alle hier draußen reden.«
    Dora rümpfte beleidigt die Nase und blieb sitzen. »Ich bleibe hier, bis ich weiß, was Ted Long vorhat. Ich kann euch gleich sagen, daß mir das nicht gefällt.«
    Swenson meinte etwas nervös: »Nun, lassen wir mal Jupiter und Saturn. Ich bin sicher, daß Ted gar keine Absichten hat. Aber wie wäre es mit der Vesta? Wir könnten es in zehn bis zwölf Wochen bis dorthin schaffen und brauchten für den Rückflug die gleiche Zeit.
    Dreihundert Kilometer Durchmesser. Das sind zehn Millionen Kubikkilometer Eis!«
    »Na, und?« meinte Rioz. »Was machen wir auf der Vesta?
    Sollen wir das Eis mit Bergwerksmaschinen abbauen? Hast du eine Ahnung, wie lange das dauern würde?«
    »Ich rede vom Saturn und nicht der Vesta«, sagte Long.
    Rioz wandte sich halb zur Seite, als hätte er einen Saal voll Zuhörer vor sich. »Ich sag’ zu ihm, eins Komma eine Milliarde Kilometer, und er redet weiter.«
    »Also gut«, sagte Long, »vielleicht kannst du mir erklären, woher du weißt, daß wir nur sechs Monate im Weltraum bleiben können, Mario?«
    »Das weiß jeder, verdammt nochmal.«
    »Weil es im Handbuch der Weltraumfahrt steht. Das sind Daten, die Wissenschaftler von der Erde aufgezeichnet haben, aus ihren Erfahrungen mit Erdpiloten und Astronauten. Du denkst immer noch wie ein Flachländer. Du denkst nicht auf marsianische Art.«
    »Ein Marsianer mag ein Marsianer sein, aber ein Mensch bleibt er trotzdem.«
    »Wie kannst du denn so blind sein? Wie oft seid ihr denn schon ohne Pause länger als sechs Monate draußen gewesen?«
    Rioz schüttelte den Kopf. »Das ist etwas anderes.«
    »Weil ihr Marsianer seid? Weil ihr berufsmäßige Müllsammler seid?«
    »Nein. Weil wir nicht auf einem Flug sind. Wir können jederzeit zum Mars zurückkehren.«
    »Aber ihr woll t es doch nicht. Das ist es ja, worauf ich hinaus will. Die auf der Erde haben riesige Schiffe, mit Bibliotheken und Filmen und einer fünfzehnköpfigen Mannschaft plus Passagiere. Trotzdem halten sie es maximal sechs Monate aus. Marsianische Müllsammler haben ein Schiff mit zwei Kabinen und nur einem Partner. Trotzdem halten wir es länger als sechs Monate aus.«
    »Ich schließe daraus, daß du ein Jahr in einem Schiff stecken willst, um hinaus zum Saturn zu fliegen«, sagte Dora.
    »Warum nicht, Dora?« fragte Long. »Wir schaffen das. Siehst du denn nicht, daß wir das schaffen? Die von der Erde können das nicht. Sie haben eine richtige Welt. Sie haben einen offenen freien Himmel und frische Lebensmittel, und so viel Luft und Wasser, wie sie wollen. Für sie bedeutet es eine schreckliche Umstellung, ein Schiff zu besteigen. Und genau aus diesem Grund sind sechs Monate für sie die Grenze. Marsianer sind da anders. Wir leben doch unser ganzes Leben auf einem Schiff.
    Das ist der Mars doch – ein Schiff. Einfach ein großes Schiff von siebentausendzweihundert Kilometern Durchmesser, mit einem winzigen Raum an der Außenhaut, in dem sich fünfzigtausend Menschen aufhalten. Abgeschlossen, wie in einem Schiff. Wir atmen verpackte Luft und trinken verpacktes Wasser, das wir immer wieder reinigen. Wir essen dieselben Konserven, die wir auch auf den Schiffen essen. Wenn wir ein Schiff besteigen, ist das etwas, was wir unser ganzes Leben lang getan haben. Wir halten das viel länger als ein Jahr aus, wenn es sein muß.«
    Dora fragte: »Dick auch?«
    »Wir alle können das.«
    »Nun, Dick kann es nicht. Ihr beide, Ted Long, du und dieser Gehäuse‐Dieb, dieser

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