Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 12

Titan 12

Titel: Titan 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
Mario, ihr könnt ruhig davon reden, ein Jahr lang auf Tour zu gehen. Ihr seid nicht verheiratet. Dick schon. Er hat eine Frau und ein Kind, und das reicht ihm. Er kann ebensogut einen normalen Job hier auf dem Mars bekommen. Meine Güte, überlegt doch, was ist, wenn ihr zum Saturn fliegt und dann kein Wasser findet. Wie kommt ihr dann zurück? Und selbst wenn ihr noch Wasser hättet, würdet ihr nichts mehr zu Essen haben. Ich habe noch nie etwas so Lächerliches gehört.«
    »Nein, jetzt hör mir mal zu«, sagte Long gereizt. »Ich hab’ mir das überlegt. Ich habe mit Kommissar Sankov gesprochen, und er würde uns helfen. Aber wir brauchen Schiffe und Männer. Ich kann sie nicht kriegen. Die Männer hören nicht auf mich. Ich bin ein Greenhorn. Ihr beiden seid bekannt, und man respektiert euch. Ihr seid Veteranen. Wenn ihr mich unterstützt, selbst wenn ihr selbst nicht mitkommt, wenn ihr mir einfach helft, die anderen zu überzeugen, Freiwillige anzuwerben…«
    »Zuallererst«, meinte Rioz mürrisch, »mußt du uns noch eine ganze Menge erklären. Wenn wir dann beim Saturn sind, wo ist da das Wasser?«
    »Das ist ja das Schöne daran«, meinte Long. »Deshalb muß es ja der Saturn sein. Das Wasser fliegt dort im Weltraum herum, und man braucht es sich bloß zu nehmen.«
     
     
5
     
    Als Hamish Sankov zum Mars gekommen war, hatte es noch keine Marsgeborenen gegeben. Jetzt gab es etwa zweihundert Babys, deren Großväter auf dem Mars zur Welt gekommen waren – Eingeborene der dritten Generation. Als Junge war er hergekommen. Damals war die Marssiedlung nicht viel mehr als eine Ansammlung abgestellter Raumschiffe gewesen, verbunden durch abgedichtete unterirdische Tunnel. Im Laufe der Jahre hatte er miterlebt, wie Gebäude heranwuchsen und sich in das Erdreich bohrten, sich hoch in die dünne, nicht atembare Atmosphäre hinaufreckten. Er hatte gesehen, wie riesige Lagerhallen in die Höhe wuchsen, die groß genug waren, um ganze Raumschiffe mitsamt ihrer Ladung zu verschlucken. Er hatte miterlebt, wie die Bergwerke sich zu mächtigen Einkerbungen in der Marskruste auswuchsen, während die Bevölkerung des Mars von fünfzig auf fünfzigtausend anstieg.
    Diese alten Erinnerungen vermittelten ihm ein Gefühl des Alters – sie und die noch viel unbestimmteren Erinnerungen, die die Anwesenheit dieses Erdmenschen hervorrief, der ihm gegenübersaß. Sein Besucher brachte jene langvergessenen Vorstellungen an die Oberfläche, die sich mit einer weich‐warmen Welt beschäftigten, die zur Menschheit ebenso freundlich und sanft war, wie der Schoß der Mutter.
    Der Erdmensch schien frisch aus diesem Schoß zu stammen. Nicht sehr groß, nicht sehr schlank; genaugenommen sogar eher etwas dicklich. Dunkles Haar mit einer leichten Welle, ein adretter kleiner Schnurrbart und sauber geschrubbte Haut. Seine Kleidung entsprach der letzten Mode und war so frisch und so sauber, wie Plastik es nur sein konnte.
    Sankovs Kleider waren marsianische Erzeugnisse, widerstandsfähig und sauber, aber Jahre hinter der Mode zurück. Sein Gesicht war faltig und ausgemergelt, sein Haar schneeweiß, und sein Adamsapfel hüpfte, wenn er redete.
    Der Erdmensch war Myron Digby, Mitglied der Generalversammlung der Erde. Sankov war Mars‐Kommissar.
    »Das ist ein harter Schlag für uns, Mister Digby«, sagte Sankov.
    »Es war für die meisten von uns ein harter Schlag, Kommissar.«
    »Mhm. Dann muß ich zugeben, daß ich da nicht ganz mitkomme. Verstehen Sie mich richtig, ich will auch gar nicht behaupten, daß ich viel von der Erde verstehe, wenn ich auch dort zur Welt gekommen bin. Das Leben auf dem Mars ist hart, das müssen Sie verstehen. Man braucht eine Menge Schiffsraum, bloß um uns Lebensmittel, Wasser und Rohmaterial zu bringen, damit wir leben können. Da bleibt nicht viel Platz für Bücher und Filme. Selbst die Fernsehprogramme erreichen den Mars nicht, bloß etwa einen Monat lang, wenn die Erde in Konjunktion steht, und selbst dann haben die meisten keine Zeit zum Zuhören.
    Mein Büro bekommt wöchentlich eine Zusammenfassung vom Planetary Press. Im allgemeinen habe ich meistens keine Zeit, um mir das anzusehen. Sie würden uns vielleicht provinziell nennen und hätten sogar recht. Wenn so etwas geschieht, bleibt uns nicht viel anderes übrig, als einander hilflos anzusehen.«
    Digby sagte langsam: »Damit wollen Sie doch sicher nicht sagen, daß Sie hier auf dem Mars nichts von Hilders Anti‐Verschwendungs‐Kampagne gehört

Weitere Kostenlose Bücher