Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 14

Titan 14

Titel: Titan 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
anfing.
    Morey würde für zwei verbrauchen.
    Er erklärte dem Kammerroboter: »Nimm das Zeug weg. Ich will Sahne und Zucker zum Kaffee – viel Sahne und Zucker. Und außer dem Toast noch Rühreier und Bratkartoffeln und Orangensaft – nein, besser eine halbe Grapefruit. Und Orangensaft, weil ich gerade daran denke.«
    »Sofort, Sir«, sagte der Diener. »Sie frühstücken dann also nicht um Neun, oder, Sir?«
    »Natürlich tu’ ich das«, sagte Morey tugendhaft. »Doppelte Portionen!« Während der Roboter die Tür schloß, rief er ihm noch nach: »Butter und Orangenmarmelade zum Toast!«
    Er ging ins Bad; er hatte einen ausgefüllten Plan und durfte daher keine Zeit vergeuden. In der Dusche besprühte er sich sorgfältig dreimal mit Badeschaum. Als er die Seife dann abgespült hatte, betätigte er der Reihe nach das ganze Sortiment von Hähnen: drei Lotions, dann Talkum, parfümiertes Talkum und dreißig Sekunden Ultraviolett. Dann rieb er sich noch einmal mit Schaum ein, duschte ihn ab und trocknete sich mit einem Handtuch ab, anstelle die Heißluftdüse zu benutzen. Der größte Teil der verschiedenen Düfte wurde mit dem Wasser in den Abfluß gespült, aber wenn der Rationierungsausschuß ihn der Verschwendung bezichtigte, konnte er ja in Anspruch nehmen, daß er experimentiert hatte. Die Wirkung war übrigens gar nicht schlecht.
    Er verließ die Duschzelle und fühlte sich herrlich. Cherry war wach und blickte etwas angewidert auf das Tablett, das der Diener gebracht hatte. »Guten Morgen, Liebster«, sagte sie noch schlaftrunken. »Uh.«
    Morey küßte sie und tätschelte ihr die Hand. »Nun!« sagte er und blickte mit einem unechten Lächeln auf das Tablett. »Frühstück!«
    »Ist das nicht zuviel, bloß für uns beide?«
    »Uns beide?« wiederholte Morey ungläubig. »Unsinn, meine Liebe, ich werde das ganz alleine essen!«
    »Oh, Morey!« stöhnte Cherry, aber der bewundernde Blick, den sie ihm dabei zuwarf, entschädigte ihn für ein Dutzend solcher Mahlzeiten.
    Und darauf, dachte er, als er seine Morgengymnastik mit dem Sparringroboter beendet hatte und sich an sein eigentliches Frühstück setzte, würde es ja wohl hinauslaufen, tagaus, tagein, und zwar auf einige Zeit.
    Trotzdem, Morey hatte seinen Entschluß gefaßt. Während er sich durch den gebratenen Hering, den Tee und die Croissants arbeitete, besprach er seine Pläne mit Henry. Er würgte noch ein Stück Toast hinunter und sagte: »Ich möchte, daß du jetzt sofort einige Verabredungen für mich triffst. Drei Stunden die Woche in einer Sporthalle – such’ eine aus, in der man abnehmen kann, Henry. Ich glaube, ich werde das brauchen. Und dann muß ich mir für neue Kleider Maß nehmen lassen – ich habe die hier schon seit Wochen. Und, mal sehen, der Arzt, der Zahnarzt – sag mal, Henry, habe ich nicht bald eine Verabredung mit einem Psychiater?«
    »Natürlich haben Sie das, Sir!« sagte der Roboter mit freundlicher Stimme. »Heute morgen, genauer gesagt. Ich habe dem Chauffeur bereits Bescheid gesagt und Ihr Büro verständigt.«
    »Fein! Nun, dann fangen wir mit den anderen Dingen an, Henry.«
    »Ja, Sir«, sagte Henry und schaltete auf seinen RoRa-Kreis – das Roboter-Radio, um die Verabredungen für seinen Herrn und Meister zu treffen.
    Morey beendete sein Frühstück schweigend, zufrieden mit seiner Tugendhaftigkeit und mit der ganzen Welt im Einklang. Es war gar nicht so schwer, ein guter, gesetzestreuer Verbraucher zu sein, wenn man sich nur Mühe gab, überlegte er. Nur die Unzufriedenen, die Tunichtgute und Unfähigen waren es, die sich nicht der Welt anpassen konnten, in der sie lebten. Nun, dachte er mit einem Gefühl abgeklärten Mitleids, jemand mußte ja leiden; man konnte eben keine Ostereier aufheben und sie essen. Und seine Bürgerpflicht war es eben, nicht die soziale Ordnung herauszufordern und sich dauernd auf die Brust zu schlagen und sich über Ungerechtigkeiten zu beklagen, sondern sich um seine Frau und sein Heim zu kümmern.
    Es war zu schade, daß er sich nicht gleich ans Werk machen und seinen Verbraucherpflichten nachgehen konnte. Aber dies war der Tag in der Woche, an dem er seinem Beruf nachgehen mußte – vier von den übrigen sechs Tagen waren dem Verbrauch gewidmet – und außerdem stand heute auch eine Gruppentherapie-Sitzung auf seinem Tagesplan. Seine Analyseergebnisse, sagte sich Morey, würden ganz bestimmt eine deutliche Wendung zum Besseren nehmen, jetzt, da er sich seinen Problemen gestellt

Weitere Kostenlose Bücher