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Titan 14

Titan 14

Titel: Titan 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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Nasenwurzel. Er sagte mit stockender Stimme. »Aber, ich… ich wollte doch keinen Roboter.«
    »Natürlich willst du einen Roboter«, unterbrach ihn Carrado. »Nur zu, Kind, spiele mit deinem netten Roboter.«
    Und Morey sagte wild: »Ich hasse Roboter!« Er blickte in die Runde, sah die Ärzte an, den graugetäfelten Raum. Und dann fügte er wütend hinzu: »Hört ihr mich auch alle? Ich hasse Roboter immer noch!«
    Eine Sekunde lang herrschte Stille; dann begannen die Fragen. In der halben Stunde überwand Morey sein Zittern und seine wilde Leidenschaft, aber jetzt erinnerte er sich wieder an das, was er dreizehn Jahre lang vergessen hatte.
    Er haßte Roboter.
    Das Überraschende daran war nicht, daß der junge Morey Roboter gehaßt hatte. Es war nur, daß die Roboteraufstände – der letzte wilde Ausbruch des Fleisches gegen das Metall, der Todeskampf zwischen der Menschheit und ihren Erben, den Maschinen – nie stattgefunden hatte. Ein kleiner Junge haßte Roboter, aber der Mann, der aus ihm geworden war, arbeitete Hand in Hand mit ihnen zusammen.
    Und doch standen die neuen Arbeiter, die Konkurrenten um Arbeit, in der Vergangenheit immer außerhalb des Gesetzes. Die Wellen schlugen herein – die Iren, die Neger, die Juden, die Italiener. Sie wurden in ihre Gettos gepreßt, wo sie sich einkapselten, aufwallten und dann nach draußen drangen, bis die neu heranwachsenden Generationen von ihrer Umgebung nicht mehr zu unterscheiden waren.
    Für die Roboter traf diese genetische Erleichterung nicht zu. Und doch kam es nie zum Konflikt. Die Rückkopplungselektronik, entwickelt für Zielgeräte von Flakgeschützen, fand – umkonstruiert und neu geformt – in neuen Maschinengenerationen ihren Platz, gemeinsam mit den wundersamen Apparaturen und Steuereinrichtungen, einer unzerstörbaren Energiequelle und hunderttausend Teilen und Vorrichtungen.
    Und dann stieg der erste Roboter vom Fließband.
    Seine Mission war seine eigene Vernichtung, aber aus dem Wrack seines Körpers zogen hundert bessere Roboter ihre Inspirationen. Und die hundert machten sich an die Arbeit, und hundert weitere, bis es Millionen und Abermillionen von ihnen gab.
    Und dennoch kam es nie zu den Aufständen.
    Denn die Roboter brachten der Menschheit ein Geschenk, und dieses Geschenk hieß ›Überfluß‹.
    Und als dieses Geschenk schließlich seine ungeahnten, schlimmen Folgen gezeigt hatte, war die Zeit für eine Roboterrevolution vorbei. Überfluß ist eine Droge, die süchtig macht. Man reduziert die Dosis nicht. Man hört auf, sie zu benutzen, wenn man kann; man nimmt sie überhaupt nicht mehr. Aber die Krämpfe, die darauf folgen, sind vielleicht imstande, den Körper auf alle Zeiten zu vernichten.
    Der Süchtige begehrt das körnige weiße Pulver; er haßt es nicht, und er haßt auch den Dealer nicht, der es ihm verkauft. Und wenn Morey als kleiner Junge den Roboter hassen konnte, der ihn um sein Hündchen brachte, so war Morey, der Mann, sich ganz und gar bewußt, daß die Roboter seine Diener und seine Freunde waren.
    Aber der kleine Morey, der in dem großen erwachsenen Mann steckte – er war nie überzeugt worden.
    Normalerweise freute Morey sich auf seine Arbeit. Der eine Tag pro Woche, an dem er etwas tat, bot eine herrliche Abwechslung zu der mühsamen Tretmühle des Verbrauchens, Verbrauchens, Verbrauchens. Er betrat das lichtdurchflutete Konstruktionsbüro der Bradmoor-Spiele-Gesellschaft mit einem Gefühl der Erwartung.
    Aber als er den Straßenanzug mit dem weißen Kittel des Konstrukteurs vertauschte, kam Howland von der Einkaufsabteilung mit einem wissenden Blick herüber. »Wainwright sucht Sie«, flüsterte Howland ihm bedeutungsvoll zu. »Am besten gehen Sie gleich zu ihm.«
    Morey dankte ihm nervös und setzte sich in Bewegung. Wainwrights Büro hatte die Größe einer Telefonzelle und war so nackt und bloß wie das Eis der Antarktis. Jedesmal, wenn Morey es sah, spürte er, wie der Neid in ihm aufwallte. Man stelle sich einen Schreibtisch mit nichts als einer Fläche zum Arbeiten vor – keine Kalenderuhr, kein Ständer für Stifte in zwölf Farben, keine Diktiermaschinen!
    Er zwängte sich hinein und setzte sich, während Wainwright ein Telefongespräch beendete. Innerlich überdachte er die möglichen Gründe, die dazu geführt haben konnten, daß Wainwright ihn persönlich, statt am Telefon, sprechen wollte.
    Es gab nur sehr wenige davon, die ihm zusagten.
    Wainwright legte den Hörer auf, und Morey erhob sich. »Sie

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