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Titan 14

Titan 14

Titel: Titan 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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küßte sich und vertrug sich wieder. Aber in jener Nacht lag Morey wach in seinem Bett und lauschte auf den sanften Atem seiner Frau aus der Zimmerflucht neben der seinen, und starrte so tragisch in die Finsternis, wie so mancher Arme vor ihm.
    Selig sind die Armen, denn ihr Erbe ist die Welt.
    Selig Morey, Erbe von mehr weltlichen Gütern, als er verbrauchen konnte.
    Morey Fry, Opfer bitterster Armut, war noch keinen Tag in seinem Leben hungrig geblieben, hatte noch nie irgend etwas entbehren müssen, das sein Herz begehrte, ob es nun Nahrung, Kleidung oder ein Platz zum Schlafen war. In Moreys Welt mußte niemand auf diese Dinge verzichten, konnte niemand darauf verzichten.
    Malthus hatte recht gehabt – für eine Zivilisation ohne Maschinen, automatische Fabriken, Hydroponik und Lebensmittelsynthese, nukleare Brutreaktoren, Ausbeutung der Metalle und Mineralien der Meere…
    Und ein ins Ungeheure gesteigertes Angebot an Arbeitskraft…
    Und einer Architektur, die hoch in die Lüfte stieg und sich tief in die Erde bohrte, und auf Piers und Pontons im Wasser schwamm… einer Architektur, die man an einem Tage gießen und in der man am nächsten wohnen konnte…
    Und Robotern.
    Mehr als allem anderen Robotern… Robotern, die graben und schleppen und schmelzen und fabrizieren konnten, Robotern, die Häuser bauten, die Äcker bearbeiteten, webten und nähten.
    Was dem Land an Wohlstand fehlte, rang man dem Meer ab, und den Rest erfand das Laboratorium… Und die Fabriken wurden zu Pipelines des Überflusses und spien genug aus, um ein Dutzend Welten zu ernähren, zu kleiden und unterzubringen.
    Grenzenlose Entdeckungen, unendliche Kraft des Atoms, unermüdliche Arbeit von Menschheit und Robotern, eine Mechanisierung, die Dschungel, Sumpf und Eis vom Angesicht der Erde verjagten und an ihrer Stelle Bürogebäude, Fabrikzentren und Raketenhäfen errichtete…
    Die Pipeline der Produktion spie Reichtümer aus, die in der Zeit des Malthus kein König für möglich gehalten hätte.
    Aber jede Pipeline hat zwei Enden. Die Erfindungen, die Energie und die Arbeitskraft, die man an einem Ende hineinschüttet, muß irgendwie am anderen Ende auch abgenommen werden…
    Glücklicher Morey, gesegnete ökonomische Verbrauchereinheit, ertrinkend in der Flut der Pipeline, mannhaft bestrebt, seinen Teil der endlosen Wohlstandsflut zu essen, zu trinken und zu tragen und ab zutragen.
    Morey fühlte sich alles andere als gesegnet, denn die Segnungen der Armut werden immer am besten aus der Ferne geschätzt.
    Quoten und Zuteilungen quälten seinen Schlaf, bis er um acht Uhr morgens erwachte, zwar mit rotgeränderten Augen und zerschlagen, aber innerlich entschlossen und gefestigt. Er hatte eine Entscheidung getroffen. Er würde ein neues Leben beginnen.
    In der Frühpost erwartete ihn bereits Ärger. Auf einem Briefbogen des nationalen Rationierungsausschusses stand da:
    ›Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, daß die folgenden Gegenstände, die Sie in Zusammenhang mit Ihrer Augustquote als gebraucht und daher nicht mehr benutzbar retourniert haben, überprüft und als nicht genügend abgetragen befunden worden sind.‹ Dann folgte die Liste – eine lange Liste, wie Morey enttäuscht feststellte. ›Die Gutschrift für diese Gegenstände wird daher gestrichen, und Sie erhalten für den laufenden Monat eine zusätzliche Verbrauchsauflage von 435 Punkten, wovon wenigstens 350 in den Kategorien Textilien und Mobiliar zu konsumieren sind.‹
    Morey warf den Brief wütend auf den Boden. Der Diener hob ihn ungerührt auf, strich ihn glatt und legte ihn auf seinen Schreibtisch.
    Das war einfach nicht fair! Na schön, vielleicht waren die Badehosen und Strandschirme wirklich nicht sehr stark benutzt worden – aber wie zum Teufel, fragte er sich verbittert, sollte man denn eine Badehose richtig abtragen, wenn man für Mußetätigkeiten wie das Schwimmen keine Zeit hatte? Aber die Wanderhosen waren doch gebraucht worden! Drei ganze Tage lang hatte er sie getragen und noch einen Teil des vierten; was erwarteten die eigentlich von einem, sollte er vielleicht in Fetzen herumlaufen?
    Morey blickte gereizt auf den Kaffee und den Toast, den der Kammerroboter ihm mit der Post gebracht hatte, und sah sich in seinem Entschluß bestärkt. Ob es nun fair war oder nicht, er mußte das Spiel so spielen, wie die Regeln lauteten. Es war ja mehr für Cherry als für ihn selbst, und man fing ein neues Leben am besten damit an, daß man es eben

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