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Titan 14

Titan 14

Titel: Titan 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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Gesicht und trockenen Augen da, als Morey schließlich geendet hatte. Er war jetzt wie ausgepumpt; seine ganze Wut war verflogen.
    Er starrte Cherry einen Augenblick lang mit trüben Augen an und wandte sich dann wortlos um und stapfte aus dem Haus.
    Ehe! dachte er, als er die Türe hinter sich zuknallte.
    Er ging stundenlang, blind und ziellos, ohne darauf zu achten, wohin seine Füße ihn trugen.
    Was ihn schließlich in die Wirklichkeit zurückholte, war ein Gefühl, das er schon seit einem Dutzend Jahren nicht mehr empfunden hatte. Plötzlich wurde Morey bewußt, daß jenes seltsame Gefühl in seinem Magen gar nicht die letzten Reste seines Katers waren. Er hatte Hunger – tatsächlich Hunger.
    Er sah sich um. Er war in der Altstadt, meilenweit von zu Hause entfernt, rings um ihn drängten sich Leute aus den unteren Klassen. Das Viertel, in dem er sich befand, war einer der widerlichsten Slums, den Morey je gesehen hatte – chinesische Pagoden standen neben Rokokoimitationen der Kapellen von Versailles; schierer Zuckerbäckerstil – und kein Gebäude ohne grelle Neonlichter und Verzierungen.
    Er sah ein scheußlich überdekoriertes Eßlokal, das sich ›Billie’s Sparerkneipe‹ nannte, ging quer über die Straße darauf zu und wich immer wieder dem endlosen Verkehr aus, der in beiden Richtungen wogte. Eigentlich war es ein jämmerliches Restaurant, aber Morey war das jetzt gleichgültig. Er fand einen Platz unter einer Topfpalme, möglichst weit von den klimpernden Springbrunnen und dem Roboter-Streichensemble entfernt, und bestellte, ohne auf die Rationspunkte zu achten. Als der Kellner lautlos davonglitt, wurde Morey zu seiner Bestürzung klar, daß er sein Rationsbuch nicht mitgebracht hatte. Er stöhnte laut; jetzt war es schon zu spät, das Lokal noch zu verlassen, ohne Aufsehen zu erregen. Aber, dachte er dann rebellisch, welchen Unterschied machte eine unrationierte Mahlzeit denn schon?
    Als er gegessen hatte, fühlte er sich etwas wohler. Er verspeiste seine letzte Profiterole au Chocolate, ließ nicht einmal das traditionell zulässige Drittel auf dem Teller und bezahlte. Der Robotkassierer griff automatisch nach seinem Rationsbuch. Morey erlebte einen Augenblick der Größe, als er sagte: »Keine Marken.«
    Robotkassierer sind nicht dafür konstruiert, Überraschung zu zeigen, aber der hier gab sich große Mühe. Der Mann, der hinter Morey stand, hielt hörbar den Atem an und murmelte etwas leiser etwas von ›Bonzen‹. Morey faßte das als Kompliment auf und verließ das Lokal beinahe gutgelaunt.
    Gut genug gelaunt, um zu Cherry nach Hause zurückzukehren? Morey dachte ernsthaft einen Augenblick lang darüber nach; aber er würde ganz bestimmt nicht vorgeben, unrecht gehabt zu haben, und Cherry würde freiwillig nicht zugeben, daß sie den Fehler gemacht hatte.
    Außerdem, sagte sich Morey ergrimmt, schlief sie jetzt ohne Zweifel. Das war richtig ärgerlich an Cherry: sie hatte nie Schwierigkeiten mit dem Einschlafen. Nicht einmal ihre Schlaftablettenzuteilung benutzte sie, obwohl Morey ihr mehr als einmal zugeredet hatte. Natürlich war er dabei höflich und taktvoll gewesen, erinnerte er sich, wie es einem jungverheirateten Ehemann zukam, und wahrscheinlich hatte sie nicht einmal begriffen, daß er sich eigentlich beklagte. Nun, damit war Schluß!
    Und Morey Fry schritt entschlossen auf den Straßen der Altstadt dahin.
    »He, Joe, wollen Sie sich ‘nen netten Abend machen?«
    Morey sah ihn ungläubig an. »Schon wieder Sie!« schrie er.
    Der kleine Mann starrte ihn überrascht an. Dann erkannte er ihn. »Oh, yeah«, sagte er. »Heute morgen, mhm?« Er nickte mitfühlend. »Wirklich schade, daß Sie nichts mit mir zu tun haben wollten. Ihre Frau war da viel schlauer. Freilich, Sie haben mich ein wenig geärgert, Jack, also mußte ich den Preis ein wenig anheben.«
    »Sie Stinktier, beschwindelt haben Sie meine arme Frau! Wir gehen jetzt zusammen aufs nächste Revier und klären das.«
    Der kleine Mann runzelte die Stirn. »So, tun wir das?«
    Morey nickte grimmig. »Ja, verdammt! Und eines will ich Ihnen sagen…« Er hielt mitten in seiner Drohung inne, als sich eine große Hand auf seine Schulter legte.
    Der ebenso große Besitzer der Hand sagte mit höchst kultivierter Stimme milde: »Belästigt dich dieser Herr, Sam?«
    »Bis jetzt noch nicht«, räumte der Kleine ein. »Aber vielleicht will er das, also geh’ nicht weg.«
    Morey entzog dem Mann seine Schulter. »Bilden Sie sich bloß

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