Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 14

Titan 14

Titel: Titan 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
Moreys Materialflußprogramm prüfte.
    »Stimmt«, sagte Howland feierlich und schlug ihm auf den Rücken. »Das müssen wir feiern. Ist ja Ihre erste Konstruktion, oder?«
    »Ja. Jedenfalls die erste, die ich alleine gemacht habe.«
    Howland suchte bereits in seinem Schrank nach der Flasche, die er dort für Notfälle bereit hielt. Er füllte die Gläser schwungvoll. »Auf Morey Fry«, sagte er, »unseren Lieblingskonstrukteur, der uns große Freude bereitet.«
    Morey trank. Der Alkohol erzeugte ein wohliges Gefühl in ihm. Morey hatte seine Alkoholrationen all die Jahre gewissenhaft konsumiert, war aber nie über das Minimum hinausgegangen, so daß der eine Drink, obwohl er für ihn nichts Neues darstellte, ihn sofort erwärmte. Er erwärmte seinen Mund, seine Kehle und seine Brust und erfüllte seinen ganzen Körper mit wohliger Wärme. Howland gab sich große Mühe, nett zu sein, lobte Morey ob seiner Konstruktion und schenkte noch einmal ein. Morey äußerte keinen Protest.
    Howland leerte sein Glas. »Sie fragen sich vielleicht«, meinte er förmlich, »warum ich mich so über Sie freue, Morey Fry. Ich will es Ihnen sagen.«
    Morey grinste. »Bitte tun Sie das.«
    Howland nickte. »Das werde ich. Ich bin nämlich mit der ganzen Welt zufrieden, Morey. Meine Frau hat mich letzte Nacht verlassen.«
    Morey war so schockiert, wie nur ein jung verheirateter Ehemann das sein kann, wenn er von einer zerbrochenen Ehe hört. »Das ist aber scha… – ich meine – wirklich?«
    »Ja. Sie hat mein Bett, meinen Tisch und meine fünf Roboter verlassen, und ich bin froh, daß sie gegangen ist.« Wieder schenkte er ein.
    »Frauen. Man kann nicht mit ihnen leben und man kann nicht ohne sie leben. Zuerst stöhnt und keucht man und rennt hinter ihnen her, dann… Mögen Sie Gedichte?« fragte er plötzlich.
    »Manche«, meinte Morey vorsichtig.
    Howland zitierte: ›»Wie lange noch, Geliebte, soll ich diese Wand betrachten, welche zwischen unseren Gärten steht – in deinem blüht die Rose, in meinem eine Lilie.‹ Gefällt es Ihnen? Ich habe es für Jocelyn geschrieben – das ist meine Frau –, als wir uns kennenlernten.«
    »Schön«, versicherte Morey.
    »Zwei Tage lang hat sie nicht mit mir geredet.« Howland leerte sein Glas. »Ein sehr selbstbewußtes Mädchen. Ich jedenfalls habe sie gejagt wie ein Tiger. Und dann habe ich sie schließlich erwischt. Mann!«
    Morey nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas. »Was wollen Sie damit sagen – Mann?« fragte er.
    »Mann«, Howland deutete mit dem Finger auf Morey. »Mann, das meine ich. Wir heirateten, und ich nahm sie mit nach Hause in die Bude, in der ich lebte, und Mann, dann bekamen wir ein Kind und Mann, dann kriegte ich Ärger mit der Rationierungsbehörde – nichts Ernsthaftes natürlich, aber da war etwas durcheinander geraten, und, Mann, dauernd Streit.
    Es gab wirklich immer Streit«, erklärte er. »Zuerst fing sie an, ein wenig zu nörgeln, und ich ließ das natürlich nicht auf mir sitzen, und schon ging’s los. Dauernd ging’s um die Einteilung, immer einteilen, einteilen – der Schlag soll mich treffen, wenn ich noch einmal das Wort ›einteilen‹ höre. Morey, Sie sind ein verheirateter Mann; Sie wissen doch, wie es ist. Seien Sie mal ganz ehrlich, wären Sie nicht auch am liebsten explodiert, als Sie Ihre Frau zum erstenmal dabei erwischten, als sie beim Einteilen schummelte?«
    »Beim Einteilen schummelte?« Morey war überrascht. »Wie denn schummelte?«
    »Oh, da gibt’s ‘ne Menge Möglichkeiten. Indem sie Ihre Portionen größer machte als die eigenen. Extra Hemden für Sie auf ihre Kleiderration kaufte. Sie wissen schon.«
    »Verdammt, nichts weiß ich!« rief Morey. »Cherry würde so etwas nie tun!«
    Howland sah ihn ein paar Sekunden lang glasig an. »Natürlich nicht«, meinte er dann. »Trinken wir noch einen Schluck.«
    Benommen hielt Morey ihm sein Glas hin. Cherry war nicht die Art von Mädchen, die schummelte. Natürlich nicht. Ein hübsches Mädchen wie sie, das ihn liebte – ein hübsches Mädchen aus einer guten Familie; sie würde gar nicht wissen, wie man so etwas machte.
    Und Howland sang vor sich hin »nie mehr einteilen, nie mehr streiten. Nie mehr ›Daddy hat mich nie so behandelt‹, nie mehr nörgeln. Und nie mehr Extrarationen als Taschengeld. Nie mehr…
    Morey, was meinen Sie, gehen wir aus und nehmen ein paar Drinks? Ich kenne da ein Lokal, wo…«
    »Tut mir leid, Howland«, sagte Morey. »Ich muß doch wieder

Weitere Kostenlose Bücher