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Titan 14

Titan 14

Titel: Titan 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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um.
    ›Onkel Piggotty’s‹ war eine drittklassige Kneipe, die sich Mühe gab, wenigstens teilweise wie einer der exklusiven Country Clubs der Oberklasse zu wirken. Die Bar, beispielsweise, sollte wie aus Brettern zusammengenagelt wirken; aber Morey konnte darunter deutlich verklebtes Sperrplastik erkennen. Und was auf den ersten Blick wie Rupfendecken aussah, waren in Wirklichkeit grob gewebte Synthetikstoffe.
    Im Augenblick wurde eine Varietenummer aufgeführt, aber niemand schien sonderlich darauf zu achten. Morey, der sich Mühe gab, den Ansager zu hören, schloß aus der ganzen Umgebung, daß das Lokal eher auf der vulgären Seite lag. Es gab eine Reihe gequält wirkender Schönheiten in langen Rüschenhosen und durchsichtigen Oberteilen;
    eine davon, da war Morey ziemlich sicher, war die Hosteß, die ihn vor ein paar Augenblicken angesprochen hatte.
    Neben ihm deklamierte ein Mann einer Frau in mittleren Jahren:
    »Zerschmettert hab’ ich den mächtigen Felsen, hoh!
    Zerschmettert die gedunsenen Röhren, Bully Boy!
    Zerschmettert die Berge…«
    »Oh, das ist ja Morey!« unterbrach er sich dann. »Was machen Sie denn hier?«
    Er wandte sich halb zur Seite, und jetzt erkannte ihn Morey. »Hallo, Howland«, sagte er. »Ich… äh… war zufällig heute abend frei und da dachte ich…«
    Howland grinste. »Nun, mir scheint, Ihre Frau ist doch großzügiger als die meine das war. Bestellen Sie sich was zu trinken, Junge.«
    »Danke, ich habe schon«, sagte Morey. Die Frau warf Morey einen tigerhaften Blick zu und sagte: »Nicht aufhören, Everett. Sie haben noch nie etwas so Schönes gesagt.«
    »Oh, Morey hat meine Gedichte schon gehört«, meinte Howland. »Morey, ich möchte Sie mit einer reizenden und hochtalentierten jungen Dame bekanntmachen, Tanaquil Bigelow. Morey ist ein Bürokollege von mir.«
    »Das sieht man«, sagte Tanaquil Bigelow mit eisiger Stimme, und Morey zog hastig die Hand zurück, die er ihr hingestreckt hatte.
    Und da blieb das Gespräch hängen. Die Frau war eisig, Howland entspannt, aber abwesend, und Morey fragte sich, ob das Ganze wirklich eine so gute Idee gewesen war. Er machte sich bei dem Robot-Barkeeper bemerkbar und bestellte eine Runde Getränke für alle drei und ließ sie höflich von Howlands Ration abbuchen. Als die Drinks dann da waren und Morey sich zu dem Entschluß durchgerungen hatte, daß es wirklich keine besonders gute Idee gewesen war, taute die Frau plötzlich auf.
    Sie sagte abrupt: »Sie sehen wie ein Mann aus, der denkt, Morey, und mit solchen Männern unterhalte ich mich gerne. Offengestanden, Morey, ich habe keine Geduld für die dummen, schwerfälligen Männer, die den ganzen Tag in ihren Büros sitzen und arbeiten, und abends ihr Nachtmahl essen und wie die Verrückten konsumieren. Wo bringt sie das denn hin? Genau, ich sehe schon, daß Sie mich verstehen. Das ist ein einziger mieser Rausch – verbrauchen, verbrauchen, verbrauchen, vom Tag ihrer Geburt an – plopp –, bis man sie begräbt – plopp! Und wer ist schuld daran? Die Roboter!« Howlands entspannt wirkendes Gesicht zeigte Anzeichen von Besorgnis. »Tan«, Schalter, »Morey interessiert sich vielleicht nicht für Politik.« Politik, dachte Morey; nun, das war immerhin ein Hinweis. Er hatte das beunruhigende Gefühl gehabt, während die Frau redete, daß er selbst der Ball in der Flippermaschine war, die er am Tage konstruiert hatte. Wenn er den Worten der Frau folgte, so konnte er daraus immerhin vielleicht ein paar wertvolle Hinweise für Kurven und Hindernisse entnehmen. So meinte er, wenigstens teilweise aufrichtig: »Nein bitte, fahren Sie fort, Miß Bigelow. Das interessiert mich sehr.« Sie lächelte; dann veränderte sich ihr Ausdruck plötzlich und wurde zu einer furchterregenden Grimasse. Morey zuckte zurück, aber der böse Blick war offenbar nicht für ihn bestimmt. »Roboter!« zischte sie. »Schließlich sollten die doch für uns arbeiten, oder nicht? Ha! Wir sind ihre Sklaven, Sklaven, jeden Augenblick eines jeden armseligen Tags unseres Lebens. Sklaven! Wollen Sie sich nicht uns anschließen und frei sein, Morey?« Morey suchte bei seinem Glas Zuflucht. Mit der anderen Hand machte er eine ausdrucksvolle Geste – sie drückte genau das aus, was er in Wahrheit nicht wußte, weil er sich völlig verloren vorkam. Aber die Frau schien es zu befriedigen. Sie meinte anklagend: »Wußten Sie, daß mehr als Dreiviertel der Bewohner dieses Landes in den letzten fünf Jahren und vier

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