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Titan 14

Titan 14

Titel: Titan 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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nichts gemacht. Aber ihn hat sie nicht sonderlich gerne gemocht. Sie wollte ihn nicht heiraten. Der Junge fing an zu überlegen, wie er sie dazu bringen könnte, ihre Meinung zu ändern, und – nun, du kennst doch diesen großen Mondrian im Museum?«
    »Ich bin nie dort gewesen«, sagte Morey, dem das etwas peinlich war.
    »Mhm. Solltest es einmal versuchen, Junge. Jedenfalls, der Bursche schleicht sich abends, kurz bevor das Museum schließt, dort ein. Er stiehlt das Gemälde. Ja, du hast richtig gehört – er stiehlt es. Nimmt es mit, um es dem Mädchen zu schenken.«
    Morey schüttelte verblüfft den Kopf. »So etwas habe ich mein ganzes Leben lang noch nicht gehört.«
    »Das haben auch nicht viele. Das Mädchen wollte es übrigens nicht annehmen. Bekam es mit der Angst zu tun, als er es ihr brachte. Ich denke, sie hat der Polizei einen Tip gegeben. Jemand hat das jedenfalls getan. Die brauchten drei Stunden, um es zu finden, obwohl sie wußten, daß es an einer Wand hing. Ein ziemlich armer Junge. Ein Haus mit zweiundvierzig Zimmern.«
    »Und dagegen gab es ein Gesetz?« fragte Morey. »Ich meine, das ist, wie wenn man ein Gesetz erlassen würde, das das Atmen verbietet.«
    »Natürlich gab es das. Ein altes Gesetz selbstverständlich. Der Junge wurde um zwei Klassen zurückgestuft. Eigentlich hätten es noch mehr sein müssen, aber mein Gott, er war ja erst in Klasse Drei.«
    »Yeah«, sagte Morey und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Sag mal, Dad…«
    »Hm?«
    Morey räusperte sich. »Äh… ich möchte gerne wissen… ich meine, welche Strafe steht denn beispielsweise darauf, wenn man – nun, ich meine – Rationen mißbraucht oder so etwas?«
    Elons Brauen fuhren in die Höhe. »Rationen mißbraucht?«
    »Angenommen, du hast eine Alkoholration, beispielsweise, und anstatt sie zu trinken – nun – würdest du alles in den Ausguß schütten oder so etwas…«
    Er redete nicht weiter. Elon sah ihn mit gerunzelter Stirn an. Nach einer Weile meinte er: »Komisch, anscheinend bin ich doch nicht so großzügig, wie ich immer dachte. Ich finde das irgendwie überhaupt nicht komisch.«
    »Tut mir leid«, krächzte Morey.
    Und das tat es ihm auch.
    Vielleicht war es unehrenhaft, aber es tat ihm jedenfalls gut, denn die Tage verstrichen, und niemand schien sein Geheimnis durchschaut zu haben. Cherry war glücklich. Wainwright fand eine Gelegenheit nach der anderen, Morey auf die Schulter zu klopfen. Der Lohn der Sünde erwies sich als Wohlhabenheit und Glück.
    Einmal gab es einen schlimmen Augenblick, als Morey nach Hause kam und Cherry dabei ertappte, wie sie gerade ein Team Pack-Roboter überwachte; das neue Haus, das seinem höheren Rang entsprach, war fertig, und sie sollten am nächsten Tage dort einziehen. Aber Cherry war nicht unten gewesen und Morey hatte seine Haushaltsroboter die Spuren ihrer Taten beseitigen lassen, ehe die Packer soweit kamen.
    Nach Moreys Begriffen war das neue Haus schierer Luxus.
    Es hatte nur fünfzehn Zimmer. Morey hatte in seiner Umsicht einen Roboter mehr behalten, als man in der Klasse Fünf benötigte, und dafür hatte man ihm ein Haus einer etwas kleineren Größe zugebilligt.
    Die Roboterquartiere waren etwas weniger abgesondert als in dem alten Haus, und das war ein Nachteil. Cherry hatte sich mehr als einmal in der herrlichen Intimität ihres einen Bettes in ihrem einzigen Schlafzimmer an ihn gekuschelt und mit einem Anflug von Neugierde gesagt: »Ich wünschte, die würden mit dem Lärm aufhören.« Und Morey hatte ihr versprochen, tags darauf mit Henry darüber zu reden. Und er konnte natürlich nichts zu Henry sagen, höchstens ihm befehlen, den unermüdlichen Verbrauch rund um die Uhr einzustellen, der stets dafür sorgte, daß sie ihrer Zuteilung voraus waren, aber nie weit genug, weil ja schließlich jede Woche neue Zuteilungen hinzukamen.
    Aber obwohl Cherry gelegentlich in einem Augenblick der Wißbegierde hätte nachsehen können, würde sie vermutlich trotzdem nicht alle Fakten erkannt haben. Zum einen stand dem ihre Erziehung im Wege – sie wußte so wenig von der täglichen Plage des Verbrauchs, die das Los der unteren Klassen war, daß sie kaum bemerkte, wie erträglicher diese Plage geworden war.
    Manchmal war Morey beinahe erleichtert.
    Es fielen ihm eine ganze Menge genialer Arbeiten für Roboter ein, und die Roboter gehorchten höflich und ohne Gefühl.
    Morey hatte großen Erfolg.
    Nicht, daß es ein Zuckerlecken gewesen wäre. Als der

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