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Titan 14

Titan 14

Titel: Titan 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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geschah selten. Höchstwahrscheinlich verlor man und bekam nichts.
    Nichts – im Sinne der aufs Spiel gesetzten Rationsmarken. Das Schöne an der Maschine aber, und das war der Hauptbeitrag von Morey, war, daß man, ob man nun gewann oder verlor, immer im Ausgabeschlitz eine Kapsel eines mit Vitaminen getränkten, mit Zucker überzogenen antibiotischen Hormongummis bekam. Man spielte sein Spiel, gewann oder verlor seinen Einsatz, schob sich den Hormongummi in den Mund und spielte eine weitere Runde. Bis das Spiel zu Ende war, war der Gummi verbraucht, der Überzug aufgelöst; man warf ihn weg und schob den nächsten in den Mund.
    »Das war es, was dem Mann vom Rationsausschuß am besten gefiel«, sagte Howland Morey vertraulich. »Er hat sich einen Satz Pläne mitgenommen; vielleicht bauen die das in alle neuen Maschinen ein. Oh, Sie sind schon der Held des Tages!«
    Das war das erste Mal, daß Morey von einem Mann des Nationalen Rationierungsausschusses hörte. Es war eine gute Nachricht. Er entschuldigte sich und beeilte sich, Cherry anzurufen, um ihr von seinem letzten Erfolg zu berichten. Er erreichte sie bei ihrer Mutter, wo sie den Abend verbrachte, und sie war gebührend beeindruckt und sehr liebevoll zu ihm. Er kam strahlend zu Howland zurück.
    »Drink?« fragte Howland unsicher.
    »Sicher«, nickte Morey. Er konnte es sich leisten, so viel von Howlands Alkohol zu trinken, wie er mochte; der arme Teufel steckte schließlich im Konsumsumpf von Klasse Drei. Es war nicht mehr als recht und billig, daß jemand, der etwas mehr Erfolg hatte, ihm hin und wieder etwas unter die Arme griff.
    Und als Howland dann erfuhr, daß Cherry Morey für den Abend zum Strohwitwer gemacht hatte und einen Besuch bei ›Onkel Piggotty’s‹ vorschlug, zögerte Morey kaum.
    Die Bigelows waren entzückt, ihn zu sehen. Morey fragte sich einen Augenblick lang, ob sie überhaupt ein Zuhause hatten; jedenfalls schienen sie nicht viel Zeit dort zu verbringen.
    Doch die Ungewißheit sollte nicht lange anhalten. Als Morey nämlich mit tugendhafter Miene darauf hinwies, er würde ›Piggotty’s‹ nur einen kurzen Besuch – auf einen Drink vor dem Abendessen – abstatten und Howland erklärte, er sei für den Abend frei, nahmen sie Morey ins Schlepptau und entführten ihn zu ihrem Haus.
    Tanaquil entschuldigte sich ein wenig von oben herab: »Ich glaube, Mr. Fry ist Besseres gewöhnt«, meinte sie zu ihrem Mann gewandt und als stünde Morey nicht zwischen ihnen. »Trotzdem betrachten wir es als unser Zuhause.«
    Morey machte eine angemessen höfliche Bemerkung. Tatsächlich drehte sich ihm freilich dann beinahe der Magen um. Es war eine riesige, auffällig neue Villa, sogar noch größer als Moreys ehemaliges Haus, zum Bersten mit Polstersofas und Pianos und massiven Mahagonistühlen und Tri-D-Geräten und Schlafzimmern, Wohnzimmern, Frühstücksräumen und Kinderzimmern vollgestopft.
    Die Kinderzimmer schockierten Morey; ihm war nie in den Sinn gekommen, daß die Bigelows etwa Kinder hätten. Doch sie hatten welche; und obwohl die Kinder erst fünf beziehungsweise acht Jahre alt sein mochten, waren sie noch nicht im Bett und spielten unter Aufsicht einer ganzen Schar von Robot-Kindermädchen hartnäckig mit ihren Plüschtieren und Eisenbahnen.
    »Sie können sich gar nicht vorstellen, wie angenehm es ist, Toni und Dick zu haben«, erklärte ihm Tanaquil Bigelow. »Sie verbrauchen viel mehr als ihre Rationen. Walter sagt, jede Familie sollte sich dafür mindestens zwei oder drei Kinder zulegen, wissen Sie. Zum Mithelfen, meine ich. Walter ist in diesen Dingen so klug, es ist wirklich ein Vergnügen, ihm beim Reden zuzuhören. Haben Sie sein Gedicht gehört, Morey? Er nennt es die Zweiheit von…«
    Morey versicherte hastig, daß er es kannte. Er richtete sich auf einen langweiligen Abend ein. Bei ›Onkel Piggotty’s‹ waren die Bigelows exzentrisch, aber kurzweilig gewesen. Auf ihrem eigenen Grund und Boden schienen sie genauso exzentrisch, aber so langweilig, daß es geradezu weh tat.
    Sie tranken eine Runde Cocktails, und dann noch eine, und dann schienen ihm die Bigelows nicht mehr so langweilig. Das Abendessen war natürlich erschütternd; Morey war noch neureich genug, um seinem relativ spartanischen Tisch snobistisches Vergnügen abzugewinnen. Aber er achtete auf seine Manieren und vertilgte mit grimmiger Konzentration einen Gang Proteine und Saucen nach dem anderen. Mit Hilfe einer endlosen Folge von Tischweinen und Likören

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