Titan 14
wunderbar gewesen. Das meiste, wozu irgendein Mitglied von Moreys Familie sich anzunehmen bereitgefunden hatte, waren ein silbernes Service oder ein paar Stücke Kristall gewesen. Die Elons hatten alle verblüfft, indem sie versprochen hatten, einen Wagen anzunehmen, ein Vogelbad für ihren Garten und eine komplette Wohnzimmereinrichtung! Sie konnten es sich natürlich leisten – sie mußten so wenig verbrauchen, daß es ihnen wenig ausmachte, selbst Geschenke dieser Größenordnung anzunehmen. Aber ohne ihre Hilfe, das wußte Morey, wären die ersten Monate ihrer Ehe noch anstrengender gewesen.
Aber an diesem Abend fiel es Morey besonders schwer, jemanden zu mögen. Er antwortete einsilbig und gab nur ein unartikuliertes Knurren von sich, als Elon einen Trinkspruch auf seine Beförderung und seine glanzvolle Zukunft ausbrachte. Seine Gedanken waren ganz woanders.
Und das mit Recht. So sehr er sich bemühte, ihm kam einfach keine Strafe in den Sinn, die seiner Tat angemessen gewesen wäre. Trotzdem war er überzeugt, daß es bald Ärger geben würde.
Morey hatte sein Problem schon so oft durchdacht, daß sich langsam eine Art Anästhesie einstellte. Als das Abendessen schließlich vorbei war und er und sein Schwiegervater mit ihrem Brandy im Rauchsalon waren, funktionierte er wieder mehr oder weniger normal.
Elon bot Morey zum erstenmal seit er ihn kannte, eine seiner Zigarren an. »Jetzt bist du in Klasse Fünf – kannst es dir leisten, anderer Leute Zigarren zu rauchen, wie?«
»Mhm«, machte Morey tiefsinnig.
Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Dann hüstelte Elon so förmlich wie ein Gesellschaftsroboter und versuchte es aufs neue: »Ich erinnere mich noch gut daran, wie es war, ehe ich in die Fünf kam«, sinnierte er. »Das Verbrauchen hält einen schon auf Trab. Das Zeug stapelte sich in meinem Büro, und ich konnte mich nicht einmal darum kümmern, solange die Rationspunkte noch zunahmen. Und der Verbrauch kommt natürlich zuerst – das ist die erste Bürgerpflicht. Mutter und ich hatten damals einigen Kummer, aber ein junges Paar, das eine gute Ehe führen und seine Bürgerpflicht tun will, reißt sich einfach zusammen und macht sich ans Konsumieren, wie?«
Morey unterdrückte ein Schaudern und zwang sich zu nicken.
»Das Beste an einer Beförderung«, fuhr Elon fort, als hätte er eine befriedigende Antwort bekommen, »ist, daß man dann nicht mehr so viel Zeit auf den Verbrauch verwenden muß und sich mehr um seine Arbeit kümmern kann. Das ist der größte Luxus auf der Welt, die Arbeit. Ich wünschte, ich hätte auch so viel Energie wie ihr jungen Leute. Fünf Tage die Woche vor Gericht ist alles, was ich schaffe. Eine Weile habe ich es einmal mit sechs Tagen versucht und mich zum erstenmal in meinem Leben richtig erholt, aber mein Arzt hat mich gezwungen, das wieder einzuschränken. Er sagte, man sollte auch das Vergnügen nicht übertreiben. Du wirst jetzt zwei Tage die Woche arbeiten, oder?«
Wieder quälte sich Morey ein Nicken ab.
Elon zog tief an seiner Zigarre und seine Augen funkelten hell, während sie Morey beobachteten. Er war sichtlich verblüfft, und Morey konnte selbst in seinem Dämmerzustand den Augenblick erkennen, in dem Elon den falschen Schluß zog. »Ah, ist mit dir und Cherry alles in Ordnung?« fragte er diplomatisch.
»Prima!« rief Morey aus. »Könnte nicht besser sein!«
»Sehr gut, sehr gut.« Elon wechselte das Thema beinahe ruckartig. »Weil ich gerade vom Gericht spreche, neulich hatte ich einen interessanten Fall. Ein junger Bursche – ein oder zwei Jahre jünger als du, denke ich – kam mit Paragraph Siebenundneunzig zu mir. Weißt du, was das ist? Einbruch!«
»Einbruch«, wiederholte Morey staunend und stellte plötzlich bei sich ein gewisses Interesse fest. »Was ist das, ein Einbruch?«
»Ein Einbruch in Häuser. Das ist ein alter Terminus; die Gesetze wimmeln noch davon. Ursprünglich bezog sich das auf Diebstahl. Wie ich feststellte, tut es das sogar immer noch.«
»Du meinst, er hat etwas gestohlen?« fragte Morey verblüfft.
»Genau! Gestohlen hat er. Mir ist noch nie etwas so Seltsames widerfahren. Ich habe nachher mit einem seiner Anwälte darüber gesprochen; für den war es auch neu. Anscheinend hatte dieser Junge eine Freundin, ein nettes Mädchen, aber ein wenig, du weißt schon, plump. Sie interessierte sich für Kunst.«
»Daran ist doch nichts Schlimmes«, sagte Morey.
»An ihr war auch nichts Schlimmes. Sie hat überhaupt
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