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Titan 16

Titan 16

Titel: Titan 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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Ernsthaftes hätten entwickeln können. Wir beide – ich sollte vielleicht sagen, wir alle drei – fanden zur rechten Zeit heraus, daß wir eine ganze Menge Dinge völlig unterschiedlich betrachteten. Also waren wir nicht sonderlich enttäuscht, als sie einen Vertrag mit Metro unterschrieb. Dieser Vertrag bedeutete für sie all den Ruhm, das Geld und das Glück der ganzen Welt und dazu all die persönliche Aufmerksamkeit, auf die sie ohne Zweifel ein Recht hatte.
    Die haben sie in B‐Filme und ‐Serien gesteckt, und so stellt sie sich finanziell besser, als sie das erwarten durfte. Emotionell – nun ich weiß nicht. Wir haben vor einer Weile von ihr gehört, und ich glaube, sie bereitet sich gerade wieder einmal auf eine Scheidung vor. Ist vielleicht ganz gut so.
    Aber wir wollen hier ja nicht von Ruth sprechen. Ich schäme mich. Die ganze Zeit, die Mike und ich zusammenarbeiteten, haben wir die Schlußabrechnung völlig unterschiedlich betrachtet. Mike war von der Idee angetan, eine bessere Welt zu schaffen und damit den Krieg unmöglich zu machen. »Krieg«, sagte er oft, »Krieg jeder Art ist es, was die Menschen dazu veranlaßt hat, den größten Teil ihrer Geschichte hauptsächlich damit zu verbringen, am Leben zu bleiben. Und seit es jetzt eine Atombombe gibt, hat der Mensch den Samen der Selbstvernichtung in der Hand. Ed, so wahr mir Gott helfe, ich werde das meinige dazu tun, damit dieser Unfug aufhört, sonst lohnt sich das Leben für mich nicht mehr. Wirklich, das ist mein Ernst!«
    Das war auch sein Ernst. Er sagte es mir in fast genau denselben Worten, damals am ersten Tag, an dem wir uns begegneten. Damals tat ich die Idee als eine Vorstellung ab, die seinem leeren Magen entwuchs. Ich sah seine Maschine nur als den Schlüssel zu einem von Luxus erfüllten persönlichen Nirwana und dachte, daß er bald denselben Weg wie ich gehen würde. Ich hatte unrecht.
    Man kann nicht mit einer sympathischen Person leben oder zusammenarbeiten, ohne einige der Qualitäten zu bewundern, die jene Person sympathisch machen. Und dann noch etwas: es ist viel leichter, sich über die Sorgen und Probleme der Welt den Kopf zu zerbrechen, wenn man selbst keine hat. Es ist viel leichter, ein Gewissen zu haben, wenn man es sich leisten kann. Als ich die rosafarbene Brille aufsetzte, war meine Schlacht zur Hälfte gewonnen; als ich erkannte, was für eine großartige Welt das sein könnte, war die Schlacht vorüber. Das war wohl etwa um die Zeit von ›Flammen über Frankreich‹, denke ich. Der Zeitpunkt ist eigentlich gar nicht wichtig. Wichtig ist, daß wir von dem Punkt an ein verschworenes Team wurden. Seit damals bestand unsere einzige Meinungsverschiedenheit darin, wann wir Pause machen sollten, um ein Sandwich zu essen. Den größten Teil unserer Freizeit – nicht, daß wir davon viel gehabt hätten – verbrachten wir damit, abends abzusperren, die Bar herauszurollen und genügend Bierflaschen zu öffnen, um uns wohl zu fühlen und uns zu entspannen. Vielleicht drehten wir dann noch später, nach eins oder zwei vielleicht, an den Skalen der Maschine herum und wanderten durch die Zeiten.
    Wir hatten zusammen alles gesehen und waren überall gewesen. Manchmal war die Nacht vielleicht gerade dafür gemacht, Francois Villon, dem alten Halunken, nachzuspüren oder wir hatten Lust dazu, mit Harun‐al‐Raschid durch die Basare zu schlendern. (Wenn es je einen Menschen gegeben hat, der ein paar hundert Jahre zu früh auf die Welt gekommen war, dann war es dieser unvorsichtige Kalif.) Oder wir verfolgten, wenn wir schlechter Stimmung waren, eine Zeitlang den Dreißigjährigen Krieg. Und wenn wir uns wirklich wie Tunichtgute fühlten, inspizierten wir die Garderoben von Radio City. Für Mike war der Untergang von Atlantis immer etwas seltsam Faszinierendes gewesen. Vielleicht, weil er Angst hatte, daß die Menschheit so etwas wieder fertigbringen könnte, jetzt, da sie die Kernenergie wiederentdeckt hat. Und wenn ich einmal einschlummere, dann ist ihm durchaus zuzutrauen, daß er bis an den Anfang aller Dinge zurückgeht, zurück bis zum Beginn der Welt, so wie wir sie heute kennen. (Es hätte wenig Sinn, Ihnen zu sagen, was vorher geschah.)
    Wenn ich jetzt darüber nachdenke, ist es wahrscheinlich ganz gut, daß keiner von uns je geheiratet hat. Wir hoffen in dem Punkt natürlich auf die Zukunft, aber im Augenblick sind wir der ganzen menschlichen Rasse müde; müde der habgierigen Gesichter und Hände. In einer Welt, die

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