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Titan 16

Titan 16

Titel: Titan 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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Superspektakel machen und sie unter den Nasen der Gestapo oder wie immer die das nennen herausschmuggeln – so machen wir es!«
    Zweifelnd von Marrs: »Und die Russen erklären der ganzen Welt, daß wir verrückt sind, daß sie keine Deutschen haben?«
    Doch das wollte Johnson nicht gelten lassen. »Wer liest denn schon die letzten Seiten? Wer achtet auf das, was die Russen sagen? Wen interessiert das? Vielleicht glauben sie sogar, daß wir die Wahrheit sagen und fangen an, in ihren eigenen Hinterhöfen nach etwas herumzusuchen, das gar nicht da ist! Seid ihr einverstanden?« Damit meinte er Mike und mich.
    Ich sah Mike an, und er mich.
    »Wir sind einverstanden.«
    »Ihr anderen auch? Kessler? Bernstein?«
    Begeistert waren sie nicht, und ganz gewiß nicht glücklich, aber sie erklärten sich einverstanden mitzuspielen, bis wir Bescheid sagten.
    Unser Dank klang warm. »Sie werden es nicht bereuen.«
    Kessler hatte daran starke Zweifel, aber Johnson drängte sie alle hinaus an die Arbeit. Wieder eine Hürde übersprungen – oder besser: umgangen.
    ›Rom‹ wurde planmäßig in den Verleih genommen und erhielt dieselben freundlichen Kritiken. ›Freundlich‹ ist nicht das richtige Wort für Kritiken, die zu Papierschlangen führten, die die Länge von Häuserblocks erreichten. Marrs machte seine Sache mit der Publicity hervorragend. Selbst die Zeitungskette, die sich nachher so wütend gegen uns wandte, fiel auf Marrs’ Zauberei mit Worten herein und füllte ganze Seiten mit redaktionellen Texten, in denen die Leser aufgefordert wurden, sich ›Rom‹ anzusehen.
    Mit unserem dritten Film ›Flammen über Frankreich‹ korrigierten wir ein paar Irrtümer bezüglich der Französischen Revolution und traten dabei auf ein paar empfindliche Zehen. Zum Glück war um die Zeit zufälligerweise in Paris eine liberale Regierung an der Macht. Sie unterstützten uns nach Kräften und lieferten uns die benötigte Bestätigung. Auf unsere Bitte hin veröffentlichten sie eine Anzahl Dokumente, die bislang in den abgrundtiefen Verliesen der Bibliothèque Nationale vergraben gelegen hatten. Den Namen des ewigen Prätendenten auf den französischen Thron habe ich vergessen. Auf, wie ich sicher annehme, leichten Anstoß seitens eines von Marrs allgegenwärtigen Publicity‐Läutens erhob der Prätendent Anklage gegen uns, verlangte unsere gesamte Nettoeinnahme als Schadensersatz und behauptete, wir würden den guten Namen der Bourbonen in den Schmutz ziehen. Ein Anwalt, den Johnson für uns ausfindig machte, schaffte es, den armen Teufel vor Gericht zu ziehen, wo er ihn in Stücke riß. Nicht einmal zehn Cents Schadensersatz bekam er. Samuels, der Anwalt, und Marrs bezogen eine saftige Prämie, und der Prätendent zog sich nach Honduras zurück.
    Etwa an diesem Punkt, so glaube ich, begann der Ton der Presse sich zu wandeln. Bis zur Stunde hatte man uns als eine Art Kreuzung zwischen Shakespeare und Barnum betrachtet. Seit ein paar lang als obskur geltende Fakten ans Licht gezerrt worden waren, begannen sich ein paar weltbekannte Pessimisten sotto voce zu fragen, ob wir nicht bloß ein paar lästige Typen wären. »Die sollten die Finger davon lassen.« Nur unser geradezu gigantisches Werbebudget hielt sie davon ab, mehr zu sagen.
    An dieser Stelle werde ich mich unterbrechen und etwas über unser persönliches Leben sagen, während sich all diese Dinge entwickelten. Mike habe ich ziemlich im Hintergrund gehalten, hauptsächlich, weil er es so möchte. Er überläßt es mir, die Verhandlungen zu führen und den Kopf hinzuhalten, während er es sich in dem bequemsten Sessel, den es weit und breit gibt, bequem macht. Ich schimpfe und argumentiere, und er sitzt einfach da; nur ganz selten kommt ein Wort aus seinem ewig grinsenden dunkelbraunen Gesicht und niemals auch nur eine Andeutung darauf, daß sich hinter jenen höflichen Augenbrauen ein Gehirn verbirgt – und Humor und Witz – schnell und so tödlich wie eine Bärenfalle. Oh, ich weiß, daß wir unsere Spielchen getrieben haben, manchmal sogar ziemlich laute ausgelassene Spielchen. Aber gewöhnlich waren wir viel zu beschäftigt mit dem, was wir taten, um irgendwo Zeit zu vergeuden. Ruth war, so lange sie bei uns war, eine gute Partnerin zum Tanzen und Trinken. Sie war jung, sie war beinahe das, was man schön nennen konnte, und es schien ihr Freude zu machen, mit uns beisammen zu sein. Eine Weile hatte ich da so ein paar Ideen, die sie betrafen, die sich vielleicht in etwas

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