Titan 16
Dinge lenkten, die sie für Fehler hielten. Wir waren immer noch nicht in der Lage, die Geschichte in größerem Maße umzuschreiben, weil wir außerstande waren, bekanntzugeben, woher unsere Informationen stammten.
Als Johnson das römische Spektakel sah, schlug er im Geiste die Hacken zusammen. Seine Männer gingen sofort an die Arbeit und machten ihre Sache wieder ebenso gut wie beim erstenmal. Eines Tages zog Kessler mich todernst in eine Ecke.
»Ed«, sagte er, »ich werde noch herausfinden, wo Sie diesen Streifen geschossen haben, und wenn es das letzte ist, was ich auf dieser Welt tue.«
Ich sagte ihm, daß er es eines Tages erfahren würde.
»Und ich meine auch nicht eines Tages«, fuhr er grimmig fort, »ich meine jetzt. Was Sie da von wegen Europa sagen, geht einmal, aber nicht zweimal. Ich weiß es besser. Und alle anderen wissen es auch. Also, heraus mit der Sprache!«
Ich sagte ihm, ich müsse das erst mit Mike besprechen, und das tat ich auch. Jetzt war es so weit. Wir beriefen eine Konferenz ein.
»Kessler sagt mir, daß er Schwierigkeiten hat. Ich glaube, Sie wissen alle, worin diese Schwierigkeiten bestehen.« Das taten sie.
Johnson meldete sich zu Wort. »Er hat auch recht. Wir wissen, daß die Filme nicht aus Europa stammen. Wo haben Sie sie her?«
Ich wandte mich zu Mike. »Willst du reden?«
Ein Kopfschütteln. »Du machst das gut.«
»Also gut.« Kessler beugte sich nach vorne, und Marrs zündete sich eine frische Zigarette an. »Wir haben nicht gelogen und auch nicht übertrieben, als wir sagten, die Fotografie stamme von uns. Jeder Zentimeter Film ist hier in diesem Land aufgenommen, und zwar in den letzten paar Monaten. Wie – auf das Warum oder das Wo will ich nicht eingehen – , können wir Ihnen jetzt nicht sagen.« Kessler schnaubte verärgert. »Lassen Sie mich ausreden!
Wir alle wissen, daß wir Kasse machen, mächtig Kasse. Und wir werden noch mehr verdienen. Wir haben auf unserem Plan weitere fünf Filme stehen. Bei dreien von diesen fünf möchten wir, daß Sie sie genauso bearbeiten wie die anderen. Die letzten zwei von den fünf werden Ihnen zeigen, weshalb diese kindische Geheimnistuerei, wie Kessler sie nennt, notwendig war. Und noch ein weiteres Motiv, das wir bisher verborgen gehalten haben. Die letzten zwei Filme werden Ihnen unsere Motive und unsere Methoden offenbaren; das eine ist so wichtig wie das andere. So – genügt das? Können wir auf der Basis weiterarbeiten?«
Kessler genügte es nicht. »Mir sagt das überhaupt nichts. Was sind wir denn, ein paar Clowns?«
Johnson dachte an sein Bankkonto. »Noch fünf? Zwei Jahre, vielleicht vier.«
Marrs war skeptisch. »Glauben Sie, Sie können denen so lange etwas vormachen? Wo ist Ihr Studio? Wo sind Ihre Schauspieler? Wo machen Sie Ihre Außenaufnahmen? Woher bekommen Sie Ihre Kostüme? Sie haben in einem der Takes vierzigtausend Komparsen aufgeboten! Mich können Sie vielleicht zum Schweigen bringen, aber wer wird denn die Fragen beantworten, die Metro und Fox und Paramount und RKO die ganze Zeit schon stellen? Diese Boys sind nicht dumm, die verstehen ihr Geschäft. Wie soll ich denn Publicity machen, wenn ich selbst nicht weiß, was gespielt wird?«
Johnson sagte ihm, er solle eine Weile den Mund halten und ihn nachdenken lassen. Mike und mir gefiel das gar nicht. Aber was sollten wir denn machen – die Wahrheit sagen und uns in eine Zwangsjacke stecken lassen?
»Können wir es so machen?« fragte er schließlich. »Marrs: Diese Boys stecken mit der Sowjetregierung unter der Decke. Sie arbeiten dort, vielleicht irgendwo in Sibirien. Das Gebiet ist meilenweit abgeriegelt. Niemand weiß, was die Russen…«
»Nee!« Das kam ganz entschieden von Marrs. »Die geringste Andeutung, daß diese Streifen von Rußland kommen, und wir sind alle Rote. Der Umsatz würde auf die Hälfte schrumpfen.«
Johnson begann auf Touren zu kommen. »All right, dann nicht aus Rußland. Aus einer dieser kleinen Republiken am Rande von Sibirien oder Armenien oder so etwas. Es sind gar keine russischen Filme. Tatsächlich sind sie von irgendwelchen Deutschen oder Österreichern gemacht, die die Russen nach dem Krieg mitgenommen haben. Das Kriegsfieber hat sich jetzt genügend abgekühlt, daß die Leute wieder erkennen, wie die Deutschen gelegentlich ihr Handwerk beherrschten. Da kommt dann gleich Sympathie für diese Flüchtlinge auf, die sich mit fehlerhaften Geräten und einem lausigen Klima herumschlagen müssen und
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