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Titan 16

Titan 16

Titel: Titan 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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Raffgier, Macht und Gewalt belohnt, ist es kein Wunder, daß das wenige Anständige, das es gibt, aus der Furcht vor der Gegenwart oder der Furcht vor der Zukunft erwächst. Wir haben so viele der verborgenen Aktivitäten der Welt gesehen – Sie können das ruhig schnüffeln nennen, wenn Sie Lust haben – , daß wir gelernt haben, oberflächlichen Andeutungen von Freundlichkeit und Güte zu mißtrauen. Nur ein einziges Mal sahen Mike und ich je in das Privatleben von jemandem hinein, den wir kannten, mochten und respektierten. Einmal genügte. Von jenem Tage an machten wir es uns zur Regel, die Leute so zu nehmen, wie sie schienen. Aber lassen wir das.
    Die nächsten beiden Filme brachten wir schnell hintereinander auf den Markt; der erste hieß ›Freiheit für Amerika‹ und befaßte sich mit dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Der zweite hieß ›Die Brüder und die Kanonen‹ und schilderte den Amerikanischen Bürgerkrieg. Peng! Jeder dritte Politiker, eine Menge sogenannter ›Erzieher‹ und sämtliche berufsmäßigen Patrioten machten Jagd auf unseren Skalp. Jedes einzelne Kapitel der Töchter der amerikanischen Revolution, der Söhne der Union und der Töchter der Konföderation rannte mit dem Kopf gegen die Wand. Der Süden wurde wild; jeder Staat im tiefen Süden und ein Staat an der Grenze verbot einfach beide Filme, den zweiten, weil er wahrheitsgemäß war, und den ersten, weil Zensur eine ansteckende Krankheit ist. Sie blieben verboten, bis die berufsmäßigen Politiker schlau wurden. Die Verbote wurden widerrufen, und die Leute mit den engen Krägen und den Schnurkrawatten deuteten mit den Fingern auf beide Filme als schreckliche Beispiele dessen, was manche Leute tatsächlich glaubten und dachten, und alle waren es zufrieden, daß jemand ihnen eine Gelegenheit geboten hatte, auf die Trommeln zu schlagen, aus denen der Rassenhaß hallt.
    Neu‐England war schwer versucht, auf seiner Würde zu beharren, konnte aber die Anspannung nicht ertragen. Nördlich von New York wurden beide Filme verboten. Im Staate New York stimmten die Vertreter der Landgemeinden en bloc ab, und es kam zu einem Verbot, das den ganzen Staat umfaßte. Sonderzüge fuhren nach Delaware, wo die Behörden viel zu beschäftigt waren, um ein weiteres Gesetz zu erlassen. Verleumdungsanklagen flogen wie Konfetti durch die Luft, und wenn auch die Extrablätter bei jeder neuen Anklage schrill aufschrien, wußten sehr wenige, daß wir kein einzigesmal verloren. Obwohl wir fast bei jedem Prozeß in Revision gehen mußten und in manchen Fällen sogar Einspruch gegen die Anklageschrift erheben mußten, was nur selten zum Erfolg führte, entlasteten uns die dokumentarischen Beweise, sobald wir einmal an einen Richter oder an eine Reihe von Richtern kamen, die keine Eigeninteressen zu wahren hatten.
    Das Ganze war ohne Zweifel ein schwerer Schlag für den Ahnenstolz. Wir hatten gezeigt, daß nicht all die Mächtigen einen Heiligenschein aus schierem Gold trugen, daß nicht alle Rotröcke aufgeblasen herumstolzierten – aber auch keine Engel waren, worauf das Britische Empire mit Ausnahme Südafrikas beiden Filmen die Einfuhrbewilligung versagte und dem State Departement ein paar gepfefferte Beschwerdebriefe schickte. Das Schauspiel, das ein paar Kongreßleute aus dem Süden und New England boten, indem sie die Anstrengungen eines ausländischen Gesandten unterstützten, die freie Rede zu unterdrücken, löste in gewissen Kreisen ein vergnügtes Geschrei aus. H. L. Mencken hockte in seiner Ecke und feixte, und die Zeitungen standen inmitten eines Dilemmas und wußten nicht, was sie anfangen sollten. In Detroit zündete der Ku‐Klux‐Klan ein etwas armseliges Kreuz auf unserer Türschwelle an, und die freundlichen Söhne von St. Patrick, die NAACP, und die WCTU erließen schmeichelhafte Resolutionen. Wir leiteten die bösartigsten und obszönsten Briefe – im Verein mit ein paar Namen und Adressen, die ursprünglich nicht registriert worden waren – an unsere Anwälte und die Postbehörde. Südlich von Illinois kam es nicht zu Verurteilungen.
    Johnson und seine Boys machten Heu. Johnson hatte sich inzwischen mit einer internationalen Verteilerorganisation eingelassen und veranlaßte Marrs dazu, sämtliche Spitzenpresseagenten zu beiden Seiten der Rockies einzustellen. Mann, die leisteten vielleicht Arbeit! Binnen ganz kurzer Zeit gab es zwei ausgeprägte Denkschulen, die in die öffentlichen Briefkästen überschwappten. Die eine

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