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Titan 16

Titan 16

Titel: Titan 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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Schule war der Ansicht, daß wir nicht das Recht hatten, alten Schmutz aufzugraben und damit zu werfen, daß solche Dinge am besten vergeben und vergessen blieben, daß nie etwas Unrechtes geschehen war, und daß wir, wenn dem doch so war, ohnehin Lügner wären. Die andere Schule argumentierte mehr nach unserem Herzen. Zuerst weich und langsam und dann mit einem triumphierenden Ausruf, begann sich dieses Faktum herauszuschälen: solche Dinge hatten sich tatsächlich ereignet und konnten sich wieder ereignen, ereigneten sich vielleicht sogar in diesem Augenblick; hatten sich ereignet, weil die verdrehte Wahrheit zu lange die internationalen, regionalen und rassischen Gefühle beeinflußt hatte. Es bereitete uns Vergnügen, zu sehen, daß allmählich einige Leute mit uns einer Meinung waren, darin nämlich, daß es wichtig wäre, die Vergangenheit zu vergessen, aber noch wichtiger, sie mit großzügigen und offenen Augen zu verstehen und zu bewerten. Das war es, was wir hatten herauslocken wollen.
    Die Verbote in den verschiedenen Staaten hatten die Bareinnahmen etwas beeinträchtigt, und wir sahen uns in Johnsons Augen rehabilitiert. Er hatte unkenhaft prophezeit, daß wenigstens die Hälfte der nationalen Einkommen verloren gehen würde, weil ›man nicht in einem Film die Wahrheit sagen und damit durchkommen kann. Nicht wenn mehr als dreihundert Leute im Saal sitzen.‹ Nicht einmal auf der Bühne? ›Wer geht schon irgendwo anders hin als ins Kino?‹
    Bis jetzt hatten die Dinge sich ganz so entwickelt, wie wir das geplant hatten. Wir hatten mehr verdient und mehr Publicity bekommen, günstige und weniger günstige, als sonst irgendein lebender Mensch. Der größte Teil entstammte der Tatsache, daß das, was wir hier getan hatten, sich für Nachrichtenzwecke eignete. Ein Teil davon war natürlich die üblichen Weltwundergeschichten, die ein durstiges Blatt immer wieder füllten. Wir mußten sehr sorgfältig sein, uns in den Schichten, die es sich leisten können, sich zu wehren, keine Feinde zu schaffen. Erinnern Sie sich an den alten Spruch, daß man einen Menschen am besten daran erkennt, was er sich für Feinde macht? Nun, Publicity war unser Baby. Und so packten wir es an.
    Ich rief Johnson in Hollywood an. Er freute sich, von uns zu hören. »Lange nicht mehr gesehen. Was gibt’s Neues, Ed?«
    »Ich brauche ein paar Lippenleser. Und zwar brauche ich sie gestern, wie Sie immer zu Ihren Boys sagen.«
    »Lippenleser? Sind Sie verrückt? Was wollen Sie mit Lippenlesern?«
    »Das tut nichts zur Sache. Ich will Lippenleser. Können Sie sie beschaffen?«
    »Woher soll ich das denn wissen? Wozu brauchen Sie sie denn?«
    »Ob Sie sie beschaffen können, habe ich gefragt.«
    Er zweifelte offenbar an meinem Verstand. »Ich glaube, Sie haben zu schwer gearbeitet.«
    »Hören Sie…«
    »Moment mal, ich habe nicht gesagt, daß es nicht geht. Beruhigen Sie sich! Wann wollen Sie sie haben? Und wie viele?«
    »Schreiben Sie sich das, was jetzt kommt, besser auf. Fertig? Ich brauche Lippenleser für folgende Sprachen – Englisch, Französisch, Deutsch, Russisch, Chinesisch, Japanisch, Griechisch, Belgisch, Holländisch und Spanisch.«
    »Ed Lefko, sind Sie verrückt geworden?«
    Wahrscheinlich klang es wirklich ziemlich unvernünftig. »Vielleicht. Aber diese Sprachen sind wichtig. Wenn Sie auf welche stoßen, die auch noch in anderen Sprachen arbeiten, dann halten Sie sie fest. Vielleicht brauche ich die auch.« Ich konnte ihn förmlich vor seinem Telefon sitzen und mit dem Kopf wackeln sehen. Verrückt. Lefko mußte einen Sonnenstich haben, der gute alte Ed. »Haben Sie gehört, was ich gesagt habe?«
    »Ja, ich habe gehört. Wenn Sie mich auf den Arm…«
    »Nein, ich nehme Sie nicht auf den Arm. Mir ist das todernst.«
    Jetzt wurde er wild. »Woher, glauben Sie denn, soll ich denn plötzlich Lippenleser herkriegen? Soll ich sie aus meinem Hut zaubern?«
    »Das ist Ihr Problem. Ich würde vorschlagen, daß Sie zunächst einmal mit einer Taubstummenanstalt anfangen.« Er schwieg. »Und jetzt hören Sie mir gut zu! Ich nehme Sie nicht auf den Arm, mir ist das ganz ernst. Mir ist egal, was Sie machen oder wo Sie hingehen oder was Sie ausgeben – ich möchte, daß die Lippenleser in Hollywood bereitstehen, wenn wir hinkommen. Oder zumindest, daß sie unterwegs sind.«
    »Wann kommen Sie denn?«
    Ich sagte, das wüßte ich nicht genau. »Wahrscheinlich in ein, zwei Tagen. Es gibt da noch ein paar Kleinigkeiten, die wir erst

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