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Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
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gleichzeitig in den Schlössern stecken und gedreht werden, öffnet sich Ihr Fach. Die Wertsachenselbst sind in einem Kasten, den Sie nach der Öffnung aus dem Fach nehmen und zu einem Tisch in der Mitte des Tresors tragen. All das geschieht unter den Augen eines Bankangestellten. Wenn Sie bei der Öffnung Ihres Kastens lieber allein sein wollen, können Sie sich in einen Nebenraum zurückziehen, der direkt vom Tresorraum abzweigt und ebenso gesichert ist. Dieser Nebenraum ist nur vom Tresorraum aus zu erreichen.
    Wenn der Angestellte Ihr Fach aufgeschlossen hat, zieht er den Generalschlüssel sofort wieder heraus, aber Ihr eigener Schlüssel bleibt im Schloß stecken. Wenn Sie Ihr Fach dann wieder schließen wollen, schlagen Sie einfach die Tür zu und schließen mit Ihrem Schlüssel ab. Sie brauchen also zum Abschließen nur Ihren eigenen Schlüssel, während zum Aufschließen beide notwendig sind. Haben Sie das mitbekommen?«
    Ich versicherte ihm, daß ich ganz bei der Sache war, und er fuhr fort: »Die Methode, die der Bankangestellte in Los Angeles anwandte, ist so einfach, daß man sich wundern muß, warum früher noch niemand auf den Gedanken kam. Er merkte sich solche Kunden, die die Angewohnheit hatten, sich mit ihren Wertsachen für längere Zeit in den Nebenraum zurückzuziehen. Sobald dann im Tresorraum außer dem Angestellten niemand mehr war, was oft genug vorkam, zog der Bursche den Kundenschlüssel heraus, nahm einen Wachsabdruck davon und steckte ihn schnell wieder zurück ins Schloß.
    So beschaffte er sich Duplikate, und sobald er dann wieder allein im Tresor war, räumte er das entsprechende Fach aus, schloß es danach aber immer sorgfältig ab, als sei nichts geschehen. Auf diese Weise beschaffte er sich für 100000 Dollar Wertpapiere, aber wir stellten ihm eine Falle und brachten ihn schließlich hinter Gitter.
    Ein Bericht über die Geschichte ging an alle Bankpräsidenten der Staaten, und praktisch alle führten als Schutzmaßnahme die Vorschrift ein, daß der Kunde seinen Schlüssel mitnehmen muß, wenn er nicht in unmittelbarer Sichtweite seines Faches bleibt. Diese Vorschrift war in der National-Bank auch gerade vor dem Diebstahl beschlossen worden, so daß der Wachsabdruck-Trick nicht mehr in Betracht kam. Ein anderer Umstand, der ebenfalls gegen diesen Trick spricht, ist die Tatsache, daß es sich bei dem Bankangestellten, der ihn ausführen könnte, um denselben handelt, der durch seine Entdeckung der Police die ganze Ermittlung erst ins Rollen gebracht hat. Er hätte den Fund kaum gemeldet, wenn er selbst dahinter steckte.
    Vorsichtshalber überprüften wir trotzdem Privatleben und Vermögensstand des Mannes. Es erbrachte nicht den geringsten Verdachtsmoment gegen ihn.
    Wir waren noch nicht mit dieser Überprüfung fertig, da meldeten bereits vier andere Banken – drei in Chicago und eine in Detroit – ähnliche Diebstähle. Jetzt war klar, daß es sich um jemanden von außerhalb handeln mußte und daß wir es mit einem der raffiniertesten und gefährlichsten Burschen zu tun hatten, der bisher seine Finger nach fremden Geld ausgestreckt hat.«
    »Aber da werden Sie mich doch nicht verdächtigen!« brach es aus mir heraus.
    Dem grinste, und Clancy lachte laut los.
    »Mensch, Kerlchen«, verkündete mir letztere, »der Chef hat gesagt, daß es sich um einen der gefährlichsten und raffiniertesten Verbrecher handelt, auf den wir je gestoßen sind. Sie glauben doch wohl nicht, daß so eine Beschreibung auf Sie paßt, oder?«
    »Ich seh’ schon, worauf Sie hinauswollen. Sie meinen, ich wäre für so etwas nicht clever genug, was Clancy?«
    Clancy hatte schon den Mund für die passende Antwort auf, aber sie blieb mir erspart, weil Dern ihm das Wort abschnitt. »Laß das Reden meine Sache sein, Clancy.«
    Zu mir gewandt meinte er dann: »Lassen Sie sich von ihm nicht irritieren.« Er zwinkerte Clancy kurz zu. »Diese College-Burschen sind manchmal smarter als sie aussehen. Das vergißt Freund Clancy schon mal. Wenn ich da an den D’Autremont-Fall denke… Aber ich will Ihnen Ihre Frage geradeheraus beantworten. Selbstverständlich verdächtigten wir Sie nicht. Ich gebe zu, daß wir auch Sie vorsichtshalber haben überprüfen lassen – wir sind von berufswegen mißtrauisch. Es stellte sich heraus, daß Sie Winchester seit über drei Monaten nicht verlassen haben. Damit haben Sie ein knallhartes Alibi und sind in der Sache aus dem Schneider. Wir sind zu Ihnen gekommen, weil Sie uns als

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