Titan 17
veranschaulichen, zeichne ich Ihnen dazu noch einen transparenten dreidimensionalen Glaswürfel, wie er von einem Betrachtungspunkt direkt über diesem Würfel aussieht.« Ich zog ein Blatt heraus und zeichnete das folgende:
»Sie werden natürlich gleich erkennen, daß die Zeichnungen perspektivisch sind, und für jemanden, der den Anblick von vierdimensionalen Objekten nicht gewohnt ist, sieht das Ding deshalb ein wenig verzerrt aus. Um die Idee dahinter mitzubekommen, müssen Sie Ihre Vorstellungskraft zu Hilfe nehmen. Der kleinere Würfel innerhalb des großen besitzt exakt die gleiche Größe wie der Außenwürfel. Es ist ein Effekt, der dem gleicht, den man beobachtet, wenn man von oben genau senkrecht auf einen dreidimensionalen Glaswürfel blickt. Was Sie dann zu sehen scheinen, ist ein Quadrat mit einem kleineren Quadrat darinnen, dessen vier Ecken mit denen des größeren durch Diagonalen verbunden sind. Aber Sie wissen natürlich sehr gut, daß in Wirklichkeit beide Quadratseiten des Würfels gleich groß sind, und daß die vier Diagonalen eigentlich senkrecht verlaufende Linien sind.
Sie wissen auch, daß die vier trapezförmigen Flächen um das kleinere Quadrat herum eigentlich ebenfalls Quadrate sind.
Den gleichen Effekt haben Sie beim Blick auf den Tesserakt vor sich, so wie ich das Bild gezeichnet habe. Sie müssen sich vorstellen, daß die Linien, die den inneren Würfel mit dem äußeren Würfel verbinden, jeweils senkrecht zu allen drei Kanten der Würfel verlaufen, mit denen sie sich schneiden. Diese Linien bilden die Kanten von vier weiteren Würfeln, die alle wiederum exakt die gleiche Größe wie die beiden abgebildeten Würfel haben und um sie herum oder durch sie hindurch gruppiert sind.
Wenn Sie die verschiedenen Teile des Tesserakts auszählen, werden Sie darauf kommen, daß es sechs Würfel bildet, vierundzwanzig quadratische Flächen, zweiunddreißig Kanten und sechzehn Ecken. Ganz einfach, was?«
»Klar, ganz einfach!« knurrte Clancy.
»Sie können mir doch folgen, nicht wahr, Mr. Dem?« fragte ich den großen Detektiv.
»Na, ich hinke noch ein paar Schritte hinter Ihnen her, aber wenn Sie sich ein bißchen mehr Zeit lassen, hole ich Sie vielleicht noch ein.«
»Versuchen wir es über eine andere Flanke«, schlug ich vor. »Eine der besten Möglichkeiten, sich den Hyperraum begreiflich zu machen, besteht darin, Vergleiche zwischen Objekten mit drei Dimensionen und solchen, die nur zwei haben, zu ziehen.
Nehmen wir einmal an, ich schneide hier aus dem Blatt einen zweidimensionalen Handschuh aus. Natürlich besitzt ein Blatt Papier drei Dimensionen, aber die Höhe ist im Vergleich zu den anderen beiden Dimensionen so gering, daß wir sie einmal vernachlässigen wollen und dem Blatt nur zwei Dimensionen zuschreiben.«
Ich nahm eine Schere und schnitt ein Stück Papier in Form eines Handschuhs aus. Dann zeichnete ich auf ein anderes Blatt eine menschliche Gestalt, die ihre beiden Handflächen dem Betrachter zeigte.
»Sie werden bemerkt haben, daß mein Papierhandschuh nur für die rechte Hand unserer Anziehpuppe paßt, egal wie ich ihn auf dem Blatt verschiebe. Aber wenn ich ihn vom Blatt hoch nehme und ihn in der dritten Dimension wende, wird daraus mühelos ein linker Handschuh, der für die linke Hand paßt. Auf die gleiche Art und Weise könnte man Ihren rechten Handschuh in der vierten Dimension zu einem linken herumdrehen. Sie dürfen dabei allerdings nicht daran denken, den Handschuh von innen nach außen zu kehren, so daß Sie dann die flauschige Seite außen hätten. Wenn man Ihren Handschuh in der vierten Dimension umdreht, sieht er genauso aus wie jetzt, die gegerbte, glatte Seite außen, aber Daumen und Finger sind dann so verkehrt, daß er links paßt.
Etwas Ähnliches könnte man mit einem Tennisball machen, wenn man ihn in der vierten Dimension umstülpt. Man könnte die Innenseite des Balles dort nach außen wenden, ohne den Ball in irgendeiner Weise zu beschädigen. Haben Sie begriffen, was ich Ihnen darlegen möchte?«
»Ich nehme an«, meinte Dern zögernd.
»Für mich klingt das völlig bescheuert«, knurrte Clancy.
»Soweit ich Sie verstanden habe«, fuhr ich fort, »sind Sie daran interessiert zu erfahren, ob es prinzipiell möglich ist, den Inhalt eines Bankschließfaches zu entfernen, ohne das Fach mit dem Schlüssel oder gewaltsam zu öffnen.«
»Genau das würden wir gerne wissen.«
»Ich kann die Sache mit dem Gummiring hier auf dem Tisch
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