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Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
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anderen Belangen nach. Der Interkontinentale Krieg loderte heißer als bislang jeder andere Konflikt der Geschichte; die große transpazifische Invasion fand statt, mit dem Verlust von einhundert Millionen Menschenleben in Indien und China; Flugzeuge verwüsteten die Städte der Pazifikküste, und Giftgas löschte ganze Völkerstämme in Australien und Westeuropa aus; die Menschheit focht mit der einen Hälfte der weißen und der einen Hälfte der gelben Rasse im Wettstreit mit der anderen Hälfte der weißen und der anderen der gelben Rasse einen verzweifelten und anscheinend schon verlorenen Existenzkampf aus. Hätte irgend jemand angedeutet, daß während des Aufblitzens der Gewehrmündungen und der Explosionen der Granaten die mächtigsten aller Richter der Menschheit in Gestalt einiger mikroskopischer schwarzer Partikel am Strand des Pazifiks verstreut lagen, so wäre seine Aussage mit allgemeinem Spott aufgenommen worden; doch die einfache Wahrheit, die uns heutzutage in ihrer ganzen Bitterkeit bekannt ist, liegt darin, daß jeder dieser schwarzen Partikel ein diabolischeres Vernichtungspotential enthielt als tausend Tonnen hochexplosiven Sprengstoffs.
    Nach gut einem Monat erschienen die ersten Vorboten des Unheils. Eine Gruppe Chemiker und Astronomen, die mit dem Flugzeug zum Meteoriten zurückkehrten – der seit einigen Wochen unbesucht gelegen hatte –, um ihn einer erneuten Überprüfung zu unterziehen, stellten verblüfft die veränderte Erscheinung des Strandes an der Fundstelle fest. Sie alle waren nüchterne Männer der Wissenschaft, und doch rieben sie sich alle – wie sie später eingestanden – die Augen und gafften und fragten sich, ob sie träumten; es erschien ihnen fast, als sei der Strand verschwunden! Oder genauer, als sei der Sand des Strandes verschwunden, und zugleich mit ihm der Krater, den der Meteor gerissen hatte. Denn wo einst auf Hunderten von Schritten Sand gelegen und der Krater wie ein scheußlicher Rachen geklafft hatte, dehnte sich nun das dicke, rötliche Wachstum einer geheimnisvollen Vegetation aus! Auf schreckliche Weise durchscheinend und dicht wie das Laubwerk eines tropischen Dschungels, befranste es den Ozean auf eine Höhe von sechs Metern und erstreckte sich ungerührt vom Salzwasser gut eine viertel Meile ins Meer hinein!
    Es wäre unsinnig, diese seltsame Vegetation im Detail zu beschreiben, denn inzwischen ist sie jedem Kind vertrauter als Gras. Die Bemerkung muß genügen, daß sie sich damals in einem halbwegs entwickelten Stadium des Wachstums befand, einer Hülsenfrucht ähnlich, bei der die Kotyledonen 2 ) noch eng anliegen. Doch selbst in diesem Zustand bot sie einen völlig phantastischen und sehr imponierenden Anblick. Am ehesten konnte dieses Gewächs mit einem riesigen Schwamm verglichen werden, da es überhaupt keine Blätter besaß. Es bestand lediglich aus einer Menge Ranken, ineinander verflochten wie 2 Kotyledonen: die sogenannten Keimblätter der Samenpflanzen, die wir bei den Hülsenfrüchten verspeisen. Wenn ein Bohnenkeimling gerade den Kopf aufrichtet, kann man die beiden Kotyledonen erkennen, die die kleinen, weichen Blätter auf ihrem Weg durch das Erdreich geschützt haben.
    ein Flor untereinander verwobener Baumwollfäden, und seine Fühler, die so dick wie die Zweige eines Strauches in alle Richtungen sprossen, zeigten die Neigung, sich wie Korkenzieher aufzudrehen, und endeten oftmals in klauenähnlichen Auswüchsen, die mit den Krallen von Adlern verglichen wurden.
    Aber als ob diese neuen Entdeckungen nicht schon ausreichten, wiesen diese Pflanzen andere und noch absonderlichere Eigentümlichkeiten auf. Zum einen befand sich mitten in dem Gestrüpp dieser Ranken hier und da eine dunkle, stumpfe runde Masse von doppelter Manneskopfgröße, dunkelrot gefärbt und umwachsen von einem Gewirr von Schößlingen und Stengeln, die eine beträchtliche Ähnlichkeit mit Haaren aufwiesen. Und wie um die Ähnlichkeit mit einem menschlichen Kopf zu vervollständigen, taten sich dort mehrere Öffnungen auf, die entfernt an Mund und Augen erinnerten und sich aus unbekannten Gründen zu öffnen und zu schließen schienen. Sie erweckten die Illusion eines Gesichts, das sich in entsetzlichster Bösartigkeit und Spötterei verzerrte. Wissenschaftler versuchten später zu erklären, dies seien lediglich Wachstumszellen, die in etwa dem Stamm eines Baumes entsprachen; aber bis heute zeigen sich Tausende Menschen nicht davon überzeugt und beharren auf der

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