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Titan 18

Titan 18

Titel: Titan 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brain W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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wenn überhaupt etwas anders war, dann allenfalls, daß man ein wenig benommen war. Und doch machte während dieses Blinzeins die Zeit einen großen Sprung, und die Monate zogen vorbei wie – Jansen lächelte –, wie Zaunlatten.
    Träge hob er den Blick zu der roten Birne an der Decke. Aus. Er seufzte. Der Gefriervorgang hatte stattgefunden. Er fühlte sich auf unbestimmte Art betrogen, sagte sich, daß er das nächstemal vor dem Einfrieren ein kleines Nickerchen machen würde.
    Er stieg vom Tisch und stellte fest, daß Cohn bereits in die Steuerkanzel gegangen war. Er machte sich mit dem Gedanken vertraut, daß sie sich einer neuen Sonne näherten. Und dann wurde ihm plötzlich wieder bewußt, daß dies die letzte sein würde. Jetzt würden sie nach Hause zurückkehren.
    Nun denn, hoffentlich hatte die hier Planeten. So weit gereist zu sein, elf Jahre von zu Hause weggewesen zu sein, und doch nichts zu finden …
    Ein Ruck, der durch das Schiff ging, riß ihn aus dem alten Gefühl der Niedergeschlagenheit. Das war bestimmt Cohn, der den Autopiloten ausgeschaltet hatte. Und jetzt, dachte er, werden wir näher herangehen und das Teleskop ausfahren und hinschauen und dann wird wieder nichts sein.
    Müde schlurfte er über das eiserne Deck und stieg zur Steuerkanzel hinauf. Er hatte keine Hoffnung mehr, und dabei war er am Anfang so voller Hoffnung gewesen. So wie sie alle voller Hoffnung gewesen waren, dachte er, wie sie jetzt schon seit dreihundert Jahren voller Hoffnung gewesen waren. Und sie werden weiter hoffen, eine kleine Weile noch, und dann wird es schwierig werden, Piloten zu bekommen, trotz der Gefrieranlagen, und dann werden die Sternenschiffe nicht mehr hinausfliegen.
    Und der Mensch wird für den Rest seiner Tage Gefangener seines Sonnensystems sein. Deshalb, so bat er demütig und stumm, laß die hier Planeten haben.
    Vorne, in der Kuppel der Steuerkanzel, beugte sich Cohn über seine Armaturen, schaltete die Energiezufuhr höher. Er blickte auf und nickte kurz, als Jansen eintrat. Für beide war es, als wären sie höchstens fünf Minuten getrennt gewesen.
    »Sind schon alle heiß?« fragte Jansen.
    »Nein, noch nicht.«
    Das Schiff war mit offenen Luken im Tiefraum gewesen. Die absolute Kälte war eingedrungen, war bis zum Kern des Schiffs vorgedrungen, und es dauerte immer eine Weile, bis das Schiff wieder ganz den Menschen gehörte, bis die Instrumente warm waren. Selbst jetzt war in der Luft noch eine scharfe, durchdringende Kälte zu verspüren.
    Jansen setzte sich und rieb sich die Arme.
    »Letzte Runde, schätze ich.«
    »Ja«, sagte Cohn und fügte dann lakonisch hinzu: »Ich wünschte, Weizsäcker wäre hier.«
    Jansen grinste. Weizsäcker, der arme, alte Weizsäcker. Er war schon lange tot, und das war gut so, denn er war der meistgelästerte Mensch im System.
    Hundert Jahre lang war seine Theorie über die Geburt von Planeten, daß nämlich jede Sonne notwendigerweise eine Satellitenfamilie gebar, akzeptierter Teil des menschlichen Wissens gewesen. Und dann war natürlich der Weltraumflug gekommen.
    Jansen lächelte schief. Ein Glückspilz, dieser Weizsäcker. Jetzt, zweihundert Jahre und tausend Sterne später, hatte man gerade vier Planeten entdeckt. Alpha Centauri hatte einen: ein unfruchtbarer, eisverkrusteter Splitter, nicht viel größer als der Mond; Pollux hatte drei, alles tote Brocken aus kaltem Felsgestein und Eisen. Keiner der anderen Sterne hatte überhaupt einen. Ja, für Weizsäcker wäre es ein großer Schlag gewesen.
    Ein Summen riß Jansen aus seinen Gedanken, als das Teleskop ausgefahren wurde. Auf dem Bildschirm wurde es plötzlich hell.
    Ganz gegen seine Meinung und dem hoffnungslosen Gefühl, das ihn erfaßt hatte, stand Jansen schnell auf. Er spürte ein nervöses Prickeln in seinen Armen. Die Chance besteht immer, dachte er, ja, eine Chance gibt es schließlich immer. Wir haben nur tausend Sonnen besucht, und in der Galaxis sind tausend Sonnen überhaupt nichts. Es gibt also immer eine Chance.
    Cohn arbeitete ruhig und methodisch am Radargerät.
    Langsam verdichtete sich das Bild des Sterns in der Mitte des Bildschirms. Jetzt hing er da, riesengroß und gelb, grell strahlend mit Protuberanzen, die den riesigen Kreis unregelmäßig erscheinen ließen. Weil das Schiff nahe war und das Filter vorgeschaltet, waren die Sterne im Hintergrund unsichtbar, der Schirm zeigte also nichts als die eine große Sonne. Jansen begann die Feinabstimmung, um die Umgebung zu

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