Titan 18
wieder welchen bekommen – wenn überhaupt.« Pirenne runzelte die Stirn. Er rauchte nicht – verabscheute sogar den Geruch. »Ich möchte das ganz klar sehen, Euer Eminenz. Ihre Mission dient einzig und allein der Klarstellung?« Haut Rodric nickte hinter dem Rauch seines ersten, kräftigen Zuges. »In diesem Fall wird sie bald vorüber sein. Die Situation in bezug auf die Enzyklopädie‐Stiftung Nummer Eins ist dieselbe, die sie immer gewesen ist.«
»Ah! Und was ist sie immer gewesen?«
»Einfach dies: eine vom Staat unterstützte wissenschaftliche Institution und Teil der persönlichen Domäne Seiner Erhabenen Majestät des Kaisers.«
Der Subpräfekt schien davon nicht beeindruckt. Er blies Rauchringe. »Das ist eine hübsche Theorie, Dr. Pirenne. Ich nehme an, Sie haben eine entsprechende Urkunde mit dem kaiserlichen Siegel darauf – aber wie stehen die Dinge denn wirklich? Wie stehen Sie in bezug auf Smyrno? Sie sind keine fünfzig Parsek von der Hauptwelt Smyrnos entfernt, müssen Sie wissen. Und wie steht es mit Konom und Daribow?«
Pirenne schüttelte den Kopf. »Wir haben mit keinem Präfekten zu tun. Als Teil der persönlichen …«
»Das sind keine Präfekturen«, erinnerte ihn haut Rodric, »das sind jetzt Königreiche.«
»Dann eben Königreiche. Wir haben nichts mit ihnen zu tun. Als wissenschaftliche Institution …«
»Die Wissenschaft soll der Teufel holen!« fluchte haut Rodric und setzte dann einen Soldatenfluch darauf, der die Luft förmlich ionisierte. »Was, zum Teufel, hat das mit der Tatsache zu tun, wir müßten jederzeit damit rechnen, daß Terminus von Smyrno übernommen wird?«
»Und der Kaiser? Würde der da untätig zusehen?«
Haut Rodric wurde wieder ruhig und sagte: »Nun, Dr. Pirenne, Sie respektieren das Eigentum des Kaisers, und das tut Anacreon natürlich auch, aber Smyrno könnte das anders sehen. Ich darf Sie erinnern, daß wir gerade einen Vertrag mit dem Kaiser unterzeichnet haben – ich werde Ihrem Aufsichtsrat morgen eine Kopie des Vertrages vorlegen –, der uns die Verantwortung dafür überträgt, innerhalb der Grenzen der alten Präfektur Anacreon im Auftrage des Kaisers Ruhe und Ordnung zu garantieren. Unsere Pflicht ist damit eindeutig definiert, nicht wahr?«
»Sicherlich. Aber Terminus gehört der Präfektur Anacreon nicht an.«
»Und Smyrno …«
»Terminus gehört auch nicht der Präfektur Smyrno an. Überhaupt keiner Präfektur.«
»Weiß Smyrno das?«
»Mich interessiert nicht, was Smyrno weiß.«
» Uns schon. Wir haben gerade einen Krieg mit Smyrno beendet. Die halten immer noch zwei Sternensysteme besetzt, die uns gehören. Terminus befindet sich an einem höchst wichtigen strategischen Punkt zwischen den beiden Nationen.«
Hardin fand das Gespräch ermüdend. So schaltete er sich ein: »Was schlagen Sie vor, Euer Eminenz?«
Der Subpräfekt schien durchaus bereit, mit der Plänkelei aufzuhören und zu direkten Aussagen überzugehen. Er meinte kühl: »Da Terminus sich nicht selbst verteidigen kann, scheint es völlig klar, daß Anacreon um seiner selbst willen diese Aufgabe übernehmen muß. Sie verstehen, daß wir keineswegs den Wunsch verspüren, uns in Fragen der inneren Administration einzumischen …«
»Mhm«, brummte Hardin trocken.
»… aber wir glauben, daß es im Interesse aller Beteiligten wäre, wenn Anacreon einen militärischen Stützpunkt auf dem Planeten errichtete.«
»Und das ist alles, was Sie wünschen – einen militärischen Stützpunkt irgendwo in dem riesigen, unbenutzten Gebiet –, und dabei würden Sie es bewenden lassen?«
»Nun, da wäre natürlich noch der Unterhalt der Schutzstreitkräfte.«
Hardins Sessel krachte auf alle vier Beine herunter, und seine Ellbogen stützten sich auf seine Knie. »Jetzt kommen wir zum Thema. Wollen wir es doch einmal klar aussprechen. Terminus soll also zum Protektorat werden und Tribut bezahlen.«
»Nicht Tribut. Steuern. Wir beschützen Sie. Dafür bezahlen Sie.«
Pirenne hieb in seinem plötzlichen Ausbruch von Heftigkeit mit der Faust auf die Stuhllehne. »Lassen Sie mich reden, Hardin! Euer Eminenz, ich gebe keinen halben Credit für Anacreon, Smyrno, Ihre ganze Lokalpolitik und Ihre lächerlichen Kriege. Ich sage Ihnen noch einmal, daß dies hier eine vom Staat getragene steuerfreie Institution ist.«
»Vom Staat getragen? Aber wir sind der Staat, Dr. Pirenne, und wir tragen Sie nicht.«
Pirenne sprang wütend auf. »Euer Eminenz, ich bin der persönliche
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