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Titan 18

Titan 18

Titel: Titan 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brain W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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auf Atomkraft basierende Wirtschaft mehr hat – und daß deshalb auch der Rest der Peripherie keine mehr besitzt. Interessant, finden Sie nicht auch?«
    »Pah!« Übellaunig ließ Pirenne Hardin stehen, und dieser lächelte verschmitzt.
    Er warf seine Zigarre weg und blickte zur Milchstraße empor. »Wieder bei Erdöl und Kohle angelangt, wie?« murmelte er – und den Rest seiner Gedanken behielt er für sich.
    Als Hardin es leugnete, Besitzer des Journal zu sein, sprach er im technischen Sinne vielleicht die Wahrheit, aber das war auch alles. Hardin war die treibende Kraft gewesen, die sich dafür eingesetzt hatte, aus Terminus ein autonomes Gemeinwesen zu machen – man hatte ihn zu seinem ersten Bürgermeister gewählt –, und so überraschte es nicht, daß er, obwohl keine einzige Aktie des Journal auf seinen Namen ausgestellt war, doch indirekt sechzig Prozent kontrollierte. Dafür gab es Mittel und Wege.
    Als demzufolge Hardin Pirenne vorschlug, daß man ihm gestatten solle, an Sitzungen des Aufsichtsrates teilzunehmen, war es kein reiner Zufall, daß das Journal eine ähnliche Kampagne begann. Und dann fand die erste Massenversammlung in der Geschichte der Stiftung statt, in der eine Vertretung der Stadt in der »National«Regierung gefordert wurde.
    Und am Ende kapitulierte Pirenne widerstrebend.
    Während Hardin am Fußende des Tisches saß, dachte er darüber nach, woran es eigentlich lag, daß Naturwissenschaftler so schlechte Verwalter waren. Vielleicht lag es einfach daran, weil sie sich zu sehr mit den unbeugsamen Tatsachen und viel zu wenig mit den formbaren Menschen befaßten.
    Jedenfalls saßen Tomaz Sutt und Jord Fara zu seiner Linken; Lundin Crast und Yate Fulham zu seiner Rechten, während Pirenne selbst den Vorsitz führte. Natürlich kannte er sie alle, aber im Augenblick schien es ihm, als würden sie für diesen Anlaß ein besonders aufgeblasenes Gebaren an den Tag legen.
    Hardin döste während der einleitenden Formalitäten und richtete sich erst auf, als Pirenne an seinem Glas nippte und sagte:
    »Es bereitet mir große Befriedigung, dem Aufsichtsrat mitteilen zu können, daß ich seit unserer letzten Zusammenkunft folgende Nachricht erhalten habe: In zwei Wochen wird Lord Dorwin, Kanzler des Imperiums, in Terminus eintreffen. Es darf als sicher angenommen werden, daß unsere Beziehungen mit Anacreon, sobald der Kaiser von der Lage informiert worden ist, zu unserer völligen Zufriedenheit bereinigt werden.« Er lächelte und sah Hardin über die Tischplatte hinweg an. »Das Journal ist in diesem Sinne informiert worden.«
    Hardin lächelte innerlich. Pirennes Begierde, sich mit dieser Information zu brüsten, war offenkundig einer der Gründe gewesen, daß man ihn ins Allerheiligste gebeten hatte. Laut sagte er nur: »Wenn wir einmal von vagen Formulierungen absehen wollen, was erwarten Sie von Lord Dorwin?«
    Tomaz Sutt gab darauf die Antwort. Er hatte die schlechte Angewohnheit, einen in der dritten Person anzusprechen, wenn er in staatsmännischer Stimmung war.
    »Es ist ganz offensichtlich«, stellte er fest, »daß Bürgermeister Hardin ein professioneller Zyniker ist. Er kann doch sicherlich nicht übersehen, daß der Kaiser es ganz bestimmt nicht zulassen würde, wenn seine persönlichen Rechte beeinträchtigt werden.«
    »Warum? Was würde er in dem Fall denn tun?«
    Ein unruhiges Murmeln ging um den Tisch. Pirenne sagte: »Ich muß Sie zur Ordnung rufen«, und fügte nach kurzem Nachdenken hinzu: »Außerdem grenzt Ihre Feststellung an Hochverrat.«
    »Soll ich das als Antwort auf meine Frage betrachten?«
    »Ja! Wenn Sie noch etwas zu sagen haben …«
    »Bitte keine vorschnellen Schlüsse. Ich würde gerne eine Frage stellen. Ist, abgesehen von dieser Meisterleistung der Diplomatie – es wird sich noch erweisen, ob sie etwas zu bedeuten hat –, irgendein konkreter Schritt unternommen worden, um der anacreonischen Gefahr zu begegnen?«
    Yate Fulham strich sich mit der Hand über den martialischen roten Schnurrbart. »Sie sehen dort also eine Gefahr, nicht wahr?«
    »Sie nicht?«
    »Kaum« – und dann mit großer Herablassung: »Der Kaiser …«
    »Du lieber Himmel!« Jetzt ärgerte Hardin sich wirklich. »Was soll das eigentlich? Immer wieder sagt da jemand ›Kaiser‹ oder ›Reich‹, als ob das ein Zauberwort wäre. Der Kaiser ist fünfzigtausend Parsek entfernt, und ich bezweifle, ob er sich auch nur im geringsten für uns interessiert. Und wenn er das tut, was kann er

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