Titan 18
Vertreter …«
»Seiner Erhabenen Majestät des Kaisers«, äffte ihn Anselm haut Rodric nach, »und ich bin der direkte Vertreter des Königs von Anacreon. Anacreon liegt ein gutes Stück näher, Dr. Pirenne.«
»Wir wollen wieder zum Geschäft kommen«, drängte Hardin. »Wie würden Sie denn diese sogenannten Steuern wollen, Euer Eminenz? Würden Sie sie in Naturalien akzeptieren: Weizen, Kartoffeln, Gemüse?«
Der Subpräfekt starrte ihn an. »Was, zum Teufel, soll das? Was sollen wir denn damit? Davon haben wir selbst genug, mehr als genug sogar. Gold natürlich. Chrom oder Vanadium wären übrigens noch besser, wenn Sie davon genug haben.«
Hardin lachte. »Genug. Wir haben nicht einmal genug Eisen. Gold! Schauen Sie sich unsere Währung an.« Er warf dem Botschafter eine Münze hin.
Haut Rodric fing sie auf und starrte sie an. »Was ist das? Stahl?«
»Ganz richtig.«
»Ich verstehe nicht.«
»Terminus ist ein Planet, der praktisch keine Metalle besitzt. Wir importieren sie alle. Demzufolge haben wir kein Gold und auch nichts, womit wir Sie bezahlen könnten, sofern Sie nicht ein paar tausend Sack Kartoffeln wollen.«
»Nun – Fertigerzeugnisse.«
»Ohne Metall? Woraus sollen wir denn Maschinen machen?«
Ein paar Augenblicke lang herrschte Stille, dann versuchte es Pirenne aufs neue: »Diese ganze Diskussion geht am Thema vorbei. Terminus ist kein Planet, sondern eine wissenschaftliche Stiftung, die eine große Enzyklopädie vorbereitet. Himmel noch mal, Mann, haben Sie denn keinen Respekt vor der Wissenschaft?«
»Enzyklopädien gewinnen keine Kriege.« Haut Rodrics Stirn furchte sich. »Also eine völlig unproduktive Welt – und obendrein praktisch unbewohnt. Nun, Sie könnten mit Land bezahlen.«
»Was meinen Sie damit?« fragte Pirenne.
»Diese Welt ist so gut wie leer, und das nicht genutzte Land ist wahrscheinlich fruchtbar. Es gibt in Anacreon viele Angehörige des Adels, die gerne ihre Güter erweitern würden.«
»Sie können doch unmöglich …«
»Sie brauchen mich gar nicht so erschreckt anzusehen, Doktor. Da ist für uns alle genug da. Wenn alles so läuft, wie ich es annehme, und Sie uns unterstützen, könnten wir es wahrscheinlich so arrangieren, daß Sie nichts verlieren. Man kann ja Titel verleihen und Güter zuweisen. Sie verstehen doch, denke ich.«
Pirenne verzog angewidert das Gesicht. »Vielen Dank!«
Und dann fragte Hardin ganz unschuldig. »Könnte Anacreon uns mit ausreichenden Mengen von Praseodymium für unser Atomkraftwerk beliefern? Wir haben nur noch für ein paar Jahre Vorrat.« Pirenne hielt die Luft an, und dann herrschte minutenlang völliges Schweigen. Als Haut Rodric wieder sprach, klang seine Stimme völlig anders als vorher:
»Sie verfügen über Atomkraft?«
»Sicher. Was ist daran so ungewöhnlich? Ich denke, die Atomkraft wird jetzt seit fünfzigtausend Jahren genutzt. Warum sollten wir sie nicht haben? Nur, daß es ein wenig schwierig ist, Praseodymium zu beschaffen.«
»Ja … ja.« Der Botschafter hielt inne und fügte nach einer Weile etwas unsicher hinzu: »Nun, meine Herren, wir können das Thema ja morgen weiter besprechen. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen …«
Pirenne blickte ihm nach und stieß zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: »Ein unerträglicher, schwachköpfiger Esel! Dieser …«
Hardin ließ ihn nicht weitersprechen: »Ganz und gar nicht. Er ist nur das Produkt seiner Umgebung. Er versteht nicht viel mehr als ›ich habe eine Kanone und du hast keine‹.«
Pirenne wirbelte verzweifelt zu ihm herum. »Was in aller Welt haben Sie sich eigentlich vorgestellt, als Sie von Militärstützpunkten und Tribut sprachen? Sind Sie von Sinnen?«
»Nein. Ich habe ihn nur reden lassen. Sie werden bemerkt haben, daß er da plötzlich mit Anacreons wahren Absichten herausrückte – das heißt, die Aufteilung von Terminus in einzelne Güter. Ich habe natürlich nicht vor, es dazu kommen zu lassen.«
»Sie haben nicht vor! Sie haben nicht vor! Und wer sind Sie! Und darf ich Sie fragen, was Sie sich eigentlich dabei dachten, als Sie sich mit unserer Atomkraftanlage aufgeplustert haben? Genau damit machen wir uns zum militärischen Ziel.«
»Ja«, grinste Hardin. »Ein militärisches Ziel, dem man sich besser fern hält. Liegt es denn nicht auf der Hand, weshalb ich das Thema aufs Tapet gebracht habe? Das hat mir einen Verdacht bestätigt, den ich schon lange hatte.«
»Und was war das für ein Verdacht?«
»Daß Anacreon keine
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