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Titan 18

Titan 18

Titel: Titan 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brain W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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hatte Hardin keine Zeit, sich zusätzliche Gründe für die sofortige Abneigung auszudenken, die er für den blaublütigen Kanzler empfunden hatte. O ja, die eleganten Gesten der einen Hand, mit denen er seine Bemerkungen zu untermalen pflegte, und die einstudierte Herablassung, mit der er selbst ein einfaches Ja zu begleiten pflegte.
    Jedenfalls bestand im Augenblick das Problem darin, ihn wiederzufinden. Er war mit Pirenne vor einer halben Stunde verschwunden – buchstäblich vom Erdboden verschwunden, hol ihn der Teufel!
    Hardin war ganz sicher, daß Pirenne seine eigene Abwesenheit während der Vorgespräche ganz gelegen kommen würde.
    Aber Pirenne war in diesem Gebäudeflügel und diesem Stockwerk gesehen worden. Er mußte einfach jede einzelne Tür ausprobieren. Auf halbem Wege den Korridor hinunter sagte er »Ah!« und betrat den abgedunkelten Raum. Das Profil von Lord Dorwins komplizierter Frisur war vor der beleuchteten Leinwand unverkennbar.
    Lord Dorwin blickte auf und sagte: »Ah, Hardin. Ohne Zweifel suchen Sie uns?« Er hielt ihm seine Schnupftabakdose hin – mit Ornamenten überladen und obendrein schlecht gearbeitet, stellte Hardin fest – und erhielt eine höfliche Absage, worauf er sich selbst eine Prise nahm und seine Umgebung mit einem huldvollen Lächeln bedachte.
    Pirenne runzelte die Stirn, und Hardin reagierte darauf mit einer Miene völliger Gleichgültigkeit.
    Das einzige Geräusch, das die kurze daraufhin eintretende Stille durchbrach, war das Klicken von Lord Dorwins Schnupftabakdose, als er sie schloß. Dann steckte er sie ein und sagte:
    »Eine große Leistung, diese Enzyklopädie, Hardin. Wahrhaftig eine Leistung, die sich gleichberechtigt neben den erhabensten Leistungen aller Zeiten einreiht.«
    »Die meisten von uns sehen das so. Aber es ist eine Leistung, die bis jetzt noch nicht ganz geleistet ist.«
    »Nach dem wenigen, was ich von der Effizienz Ihrer S‐tiftung gesehen habe, hege ich diesbezüglich keinerlei Furcht.« Dabei nickte er Pirenne zu, der darauf mit einer entzückten kleinen Verbeugung reagierte.
    Die lieben sich ja heiß und innig, dachte Hardin. »Ich habe mich nicht so sehr über das Fehlen von Effizienz beklagt, Mylord, sondern vielmehr über das entschiedene Übermaß an Effizienz seitens der Anacreonier – wenn auch in einer anderen und mehr destruktiven Richtung.«
    »Ah ja, Anacreon.« Eine wegwerfende Handbewegung. »Von dort komme ich gerade. Ein barbarischer Planet, völlig unvors‐tellbar, daß menschliche Wesen überhaupt hier an der Peripherie leben können. Der Mangel an den elementarsten Bedürfnissen der Kultur; das Fehlen der fundamentalsten Notwendigkeiten für Komfort und Bequemlichkeit – die völlige Gleichgültigkeit, die jene …«
    Hardin unterbrach ihn trocken: »Unglücklicherweise verfügen die Anacreonier über alle elementaren Bedürfnisse für eine Kriegsführung und alle fundamentalen Notwendigkeiten zur Vernichtung.«
    »Wahrhaftig, wahrhaftig.« Lord Dorwin schien verstimmt, vielleicht, weil man ihn mitten im Satz unterbrochen hatte. »Aber dieser S‐tunde kommt es nicht zu, daß wir über Geschäfte sprechen. Mich beschäftigen jetzt andere Dinge. Doktor Pirenne, wollten Sie mir nicht den zweiten Band zeigen? Bitte, tun Sie das!«
    Die Lichter erloschen, und während der nächsten halben Stunde hätte Hardin ebensogut auch auf Anacreon weilen können, wenn man die Aufmerksamkeit in Betracht zog, die sie ihm widmeten. Das Buch auf der Leinwand ergab für ihn wenig Sinn, noch machte er sich die Mühe, ihm zu folgen, aber Lord Dorwin zeigte hie und da geradezu menschlich wirkende Erregung. Hardin stellte fest, daß er während solcher Augenblicke der Erregung sogar fast wie ein normaler Mensch sprach.
    Als die Lichter wieder aufleuchteten, sagte Lord Dorwin: »Wunderbar. Wahrhaftig wunderbar! Sie interessieren sich nicht zufälligerweise für Archäologie, mein lieber Hardin?«
    »Was?« Hardin riß sich aus seinem abwesenden Traumzustand. »Nein, Mylord, das könnte ich nicht behaupten. Ich bin Psychologe, was meine ursprüngliche Absicht angeht, und Politiker, weil ich mich für diesen Beruf entschieden habe.«
    »Ah! Hochinteressante Gebiete, ohne Zweifel. Ich selbst, müssen Sie wissen …« – er bediente sich mit einer riesigen Prise Schnupftabak –, »betätige mich als Dilettant in der Archäologie.«
    »Wirklich?«
    »Seine Lordschaft«, unterbrach Pirenne, »ist sehr gründlich mit diesem Feld vertraut.«
    »Nun, mag

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