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Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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vorsichtig schlug er die Augen auf. Sie verrieten ihm, was er bereits gewußt hatte. Er befand sich in einer dunklen Zelle, schmutzig und feucht. Plötzlich überlief ihn ein eisiger Schauder. Mit klappernden Zähnen, hingestreckt auf den Steinboden, versank Kieron erneut in Bewußtlosigkeit.
    Als er wieder aufwachte, brannte das Fieber in ihm, und neben ihm stand eine Schüssel mit kaltem, fettigem Brei. Seine Zunge fühlte sich dick und geschwollen an, aber der stechende Schmerz, den die Verwundung an seiner Seite erzeugte, hatte sich zu einem dumpfen Bohren abgeschwächt. Mit großer Mühe schleppte er sich in eine Ecke des Verlieses und arbeitete sich dort an der Wand hoch, sah auf die mit Eisenbänder beschlagene Tür.
    Seine tastenden Hände stellten fest, daß man ihm Rüstung und Waffen abgenommen hatte. Er war nackt, mit Schmutz und verkrustetem Blut besudelt. Als er sich bewegte, spürte er, wie ihm etwas Warmes aus der Wunde an seiner Stirn rann. Die Wunde war wieder aufgerissen. Schweiß vermischte sich mit dem verkrusteten Blut an seiner Wange. Seine Gedanken kreisten in fieberndem Delirium – einem Alptraum, in dem die hochgewachsene, eisig arrogante Gestalt von Freka den ganzen Raum und die Zeit auszufüllen schien. Kierons fiebernde Augen funkelten mit animalischem Haß…
    Irgendwie sagte ihm sein Gefühl, daß der gehaßte Kalganer in der Nähe sein mußte. Er versuchte, die Augen offen zu halten, aber seine Lider schienen wie mit Gewichten beschwert. Der Kopf sank ihm herunter, und wieder schwemmte ihn das Fieber in die ebenholzfarbene Schwärze einer fantastischen intergalaktischen Nacht, in der gespenstische Silhouetten einen abstoßenden Freudentanz aufführten…
    Das Klappern des Türschlosses weckte ihn. Es konnten ebensogut Minuten oder Tage verstrichen sein. Kieron konnte das nicht feststellen. Sein Kopf fühlte sich leicht benommen an. Er sah mit vom Fieber glasigen Augen, wie die Tür sich öffnete. Ein Gefängniswärter mit einer Fackel trat ein, und das Licht blendete Kieron. Er hielt sich die Hand vor das Gesicht. Mit aller Kraft, zu der sein vom Fieber geschwächtes Bewußtsein noch fähig war, riß er sich zusammen, ließ sich ganz von seinem Haß stützen. Er nahm die Hände vom Gesicht und blickte auf – in die eisigen Augen Frekas des Unbekannten.
    »Ihr seid also endlich wach«, sagte der Kalganer.
    Kieron gab keine Antwort. Er spürte den Zorn, der tief in ihm loderte.
    Freka hielt einen juwelenbesetzten Dolch in der Hand, mit dem er jetzt spielte. Kieron sah zu, wie im Fackelschein Blitze von den facettierten Steinen zuckten. Die schlanke Klinge schimmerte blausilbern in der Hand des Kalganers.
    »Man hat mir gesagt, Lady Alys sei bei Euch gewesen – hier auf Kalgan. Ist das wahr?«
    Alys… Kieron dachte einen Augenblick lang vage an sie, aber irgendwie erfüllte ihr Bild ihn mit Trauer. Er verdrängte sie aus seinen Gedanken und blickte aus zusammengekniffenen Augen auf Frekas juwelenbesetzten Dolch, war nicht imstande, die Augen von der glitzernden Waffe zu wenden.
    »Könnt Ihr sprechen?« fragte Freka. »War Torans Schwester bei Euch?«
    Kieron blickte unverwandt auf die Waffe, und in seinen dunklen Augen wuchs ein raubtierhaftes Lodern wie eine Flamme.
    Freka zuckte die Achseln. »Wie Ihr wollt, Kieron. Es macht keinen Unterschied. Interessiert es Euch, daß die Armeen sich sammeln? Die Erde wird binnen vier Wochen unser sein.« Seine Stimme war kalt, gefühllos. »Ihr begreift natürlich, daß man Euch nicht am Leben lassen kann.«
    Kieron sagte nichts. Vorsichtig sammelte er seine Kräfte. Der Dolch… der Dolch!
    »Ich will keinen Krieg mit Walkür riskieren, indem ich Euch jetzt töte. Aber wenn wir getan haben, was wir tun müssen, wird Euch ein Rat der Sternenkönige auf der Erde den Prozeß machen…«
    Kieron starrte unverwandt auf die schlanke Waffe, und sein Haß brandete gegen sein fieberndes Bewußtsein an. Er atmete tief durch.
    Freka ließ die Klinge zwischen den Fingern kreisen und hüllte damit die Juwelen in gleißendes Feuer.
    »Wir hätten Euch sofort festnehmen sollen, als man Landor vermißte«, sinnierte der Kalganer. »Aber… jetzt hat es wirklich nichts zu bedeuten.«
    Wie die aufgestaute Kraft in einer Feder stießen Kierons Muskeln plötzlich zu, ließen ihn wie eine Schlange nach vorne zucken. Mit der ganzen fiebrigen Kraft, die sich in ihm gesammelt hatte, traf er Freka unter den Knien, und der Kalganer ging lautlos zu Boden, der schlanke

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