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Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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daß sie ihn begleitete, flüsterte Kieron ein Gebet zu seinen Walkürgöttern und trat ein.
    Chaos begrüßte ihn. Überall lagen alte Bücher, zerfetzt und zerrissen. In einer Ecke hatte jemand versucht, aus Manuskripten und zerbrochenen Möbeln ein Feuer zu entfachen, was ihm aber nur teilweise gelungen war.
    »Der Mob war hier«, hauchte Alys.
    Kieron bahnte sich seinen Weg durch den Unrat auf eine Tür zu, die in ein Hinterzimmer führte. Vorsichtig schob er sie mit der Schwertspitze auf. Sie ächzte drohend und gab den Blick auf den nächsten Raum frei – einen, der mit fremdartigen und gebogenen Glasrohren gefüllt war. An einer Wand standen große schwarze Kisten, und vielfarbige Drähte führten in eine unbegreifliche Masse aus halbzerstörten Maschinen, die die Mitte des Raumes beherrschten. Die Luft in dem kalten, stummen Raum hatte einen seltsamen, unangenehmen Beigeschmack. Der Geruch des Großen Vernichters, dachte der Walkürer.
    Die Spitze seines Schwertes berührte eine der Kupferspulen, die aus der Reihe von schwarzen Kisten an der Wand hervorquollen, und ein winziger blauer Funke sprang über. Kieron riß die Waffe zurück, und sein Herz raste. Ein dünner Rauchfaden hing in der Luft, und der Stahl seines Schwertes hatte sich geschwärzt. Kieron kämpfte gegen den Drang an, erschreckt davonzulaufen.
    »Ich habe Angst, Kieron!« flüsterte Alys und klammerte sich an ihn.
    Kieron griff nach ihrer Hand und ging vorsichtig um das Maschinenwrack herum. Dort fand er Geller und versuchte, Alys davon abzuhalten, ihn zu sehen.
    »Der Große Vernichter, dem er diente, hat ihn verlassen«, sagte Kieron langsam.
    Der Zauberer war tot. Der aufgestachelte Mob – der haßte, was er nicht begreifen konnte – hatte ihn auf grausame Weise getötet. Die starr blickenden Augen verspotteten Kieron, und die geschwärzte Zunge hing ihm zwischen den trockenen Lippen. Geller hat sein Geheimnis mit sich in den Tod genommen, dachte Kieron…
    Als sie hinausgingen, blieb Kieron stehen und hob die Überreste eines Buches mit Siegeln auf. Es war unglaublich alt, denn die Schriftzeichen auf dem Umschlag waren die des legendären Ersten Imperiums. Mit einiger Schwierigkeit konnte er den Titel entziffern.
    ›Kontinuierlich regenerierende Raumverwerfungen und ihre Anwendung in Interstellarmaschinen…‹
    Die Worte sagten ihm nichts. Er ließ das Zauberbuch fallen und griff nach zwei anderen. Diesmal weiteten sich seine Augen.
    »Was ist, Kieron?« fragte Alys ängstlich.
    »Vor langer Zeit«, meinte Kieron nachdenklich, »hieß es auf Walkür, daß unsere Vorfahren, die Männer des Ersten Imperiums, mit den Geheimnissen des Großen Vernichters vertraut waren…«
    »Das ist wahr. Deshalb kam es zum Interregnum und den finsteren Jahren«, sagte Alys.
    Kieron blickte nachdenklich auf die Bücher. »Ich frage mich nur«, meinte er leise, »wofür dieser Geller berühmt war?«
    Alys schauderte. »Für seine Homunculi.«
    »Es heißt, daß unsere Vorfahren viele Dinge wußten. Wie man… künstliche Bedienstete macht. Roboter hießen sie.« Er reichte ihr das Buch. »Kannst du diese alte Schrift lesen?«
    Alys las laut aber stockend: »Grundregeln der Robotik.«
    »Und das hier?«
    »Die Züchtung von Androiden…!«
    Kieron von Walkür stand in den Trümmern des Labors des toten Zauberers Geller, und sein mittelalterlicher Geist versuchte, sich aus dem Bann eines Jahrtausends des Aberglaubens und der Ignoranz zu lösen. Jetzt verstand er… viele Dinge.
     
     
VI
     
    Wie große silberne Fische sprangen die Schiffe der Walkürer von Kalgan hinaus in die Nacht. In den pulsierenden Raumgiganten waren fünftausend Krieger bereit zur Schlacht. Gegen die mächtigen Streitkräfte der vereinten Sternenkönige zählte die Armee Walkürs fast nichts. Aber dafür führten die wilden Kämpfer des galaktischen Randes ihren Talisman mit sich – Alys Imperatrix, ungekrönter Souverän der Galaxis, Erbin der Tausend Kaiser – die Tochter ihres geliebten Kriegerfürsten Gilmer, des Eroberers von Kaidor.
    In dem Schiff, das die Armada anführte, drängte Nevitta die Navigatoren zu größerer Geschwindigkeit. Unter Deck schnaubten die Kriegsrösser und stampften auf den stählernen Decks. In der stickigen, rauchigen Luft der Raumschiffe spürten sie die Spannung des nahenden Kampfes.
    Kieron stand mit Alys am vorderen Ausguck und blickte in die seltsam verzerrte Nacht des Weltraums hinaus. Während die Geschwindigkeit zunahm, verschwanden die

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