Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 20

Titan 20

Titel: Titan 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
Streicheln hinter Derics Kopf. Deric berührte die Hand des Erdenmenschen sanft mit der Rechten.
    »Ich hatte schon gedacht, daß du kommen würdest«, sagte Morris. Man sah seinem Gesicht an, daß der Gedanke, abreisen zu müssen, ihm wehtat.
    Jetzt, da er hier in ihrer Mitte war, spürte Deric das Fremdartige an der Situation noch deutlicher als zuvor. Er hatte bisher noch nie eine Gruppe von Galaktischen gesehen, unter die sich nicht seine eigenen Leute mischten. Es war ein seltsames Gefühl, plötzlich zu erkennen, daß alle Galaktischen auf Voroseith ausgesiebt worden waren – daß die meisten dieser Leute einander weniger gut kannten, als sie die einzelnen Voroseii in ihrer Mitte kannten, mit denen sie zusammen gelebt und gearbeitet hatten, aber daß sie nichtsdestoweniger plötzlich zu einer homogenen und losgelösten Gruppe geworden waren, einfach, weil sie alle Galaktische waren.
    Es war möglich, das ganze Problem als eine Art intellektuelles Puzzlespiel anzusehen, es im Lichte der wirtschaftlichen Faktoren zu betrachten, die die Anordnung notwendig gemacht hatten. Aber Morris war sein Freund und Kollege, und damit schrumpfte die Situation wieder darauf zusammen, daß er einen guten Freund verlor, daß er nie wieder seine Familie sehen würde und er lernen mußte, daß der Tag 184, GST, nicht länger der Geburtstag von Susan Morris war.
    »Ich wollte dich sehen«, sagte Deric. »Ich bin nicht sicher, ob ich hier sein sollte, aber ...« Er hielt inne, war nicht sicher, ob er die richtigen Worte gebraucht hatte. »Nun ...«
    Morris lächelte. »Danke, Deric.«
    Die anderen Galaktischen, die auf ihn zugekommen waren, tauschten mit ihm Grüße. Jeder von ihnen, genau wie Morris, zeigte ein Bedauern, das dem Derics glich.
    Er sah Berkeley, der alleine am Ende einer Bank saß und ernst dreinblickte. Wie er sich wohl fühlen mag? fragte sich Deric. Er wandte sich wieder Morris zu. »Ich – wenn es möglich ist, dürfte ich mit ihm sprechen? Du weißt, wie sehr ich seine Arbeit bewundere.«
    »Das ist einfach«, sagte Morris. »Komm!«
    Deric folgte seinem Freund durch den Warteraum. Als er zwischen den sitzenden Galaktischen ging, konnte er dieselben Spuren der Trauer in ihren Augen sehen – Trauer, aber nicht Protest oder Auflehnung.
    Berkeley blickte auf, als er Morris’ Stimme hörte. »Deric Liss?« Seine Augen wandten sich Deric zu. »Natürlich.« Er hob die Hand und berührte Deric am Hals. »Ich habe Ihre Kulturgeschichte gelesen. Eine der besten Arbeiten, die ich je gesehen habe.«
    »Danke«, sagte Deric, und seine Augen leuchteten. Er war peinlich berührt und spürte, wie sein Körper verlegen zuckte. »Ich habe Ihre Arbeit immer bewundert«, platzte es aus ihm heraus, und im gleichen Augenblick war ihm bewußt, wie schwerfällig seine Worte doch klingen mußten. Nach Berkeleys Kompliment klang es eher wie ein Rückenkratzen als wie ein Ausdruck ehrlicher Bewunderung, als das es gedacht gewesen war.
    Aber Berkeley lächelte, und in seinen Augenwinkeln zeigten sich kleine Fältchen. »Ich werde nie wieder mit einem Komponisten wie Marto Lihh zusammenarbeiten können«, sagte er. Jetzt trat auch wieder dieser brütende Ausdruck in seine Augen.
    Deric konnte seine Verblüffung nicht länger für sich behalten. Er blickte zu Morris und Berkeley auf. »Ich kann das nicht verstehen«, sagte er, und seine Stimme war voll Unsicherheit. »Warum verlaßt ihr uns? Oder, wenn ihr schon wegmüßt, warum ...?« Er sprach den Satz nicht zu Ende. Man fragt einen Menschen nicht, warum er über irgendeine Ungerechtigkeit, die man ihm zugefügt hat, keine Verstimmung zeigt.
    »Warum wir nicht unsere berühmte terrestrische Aggressivität zur Schau tragen?« fragte Berkeley und lächelte.
    »Ja.« Jetzt war er völlig verwirrt und meinte schließlich: »Und Sie – ein Mann, der alles zurückläßt, das er liebt und wofür er gearbeitet hat. Sind Sie nicht zumindest zornig über das, was wir getan haben?«
    Berkeley schüttelte den Kopf. »Zornig? Ihr Planet ist übervölkert. Es gibt keine anderen bewohnbaren Planeten in diesem System. Und wir standen alle mit Ihnen im Wettbewerb um den verfügbaren Platz. Es ist nur natürlich, daß Ihre Regierung das Wohl ihres eigenen Volkes zuerst berücksichtigen muß. Schließlich sind wir eine fremde Rasse; dies ist Ihr Planet, mit dem Sie tun müssen, was Sie für richtig halten. Ich würde sagen, die Anordnung war vom Standpunkt Ihres Volkes aus betrachtet sehr klug. Ich bin

Weitere Kostenlose Bücher