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Titan 20

Titan 20

Titel: Titan 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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Föderation beherrscht die Galaxis. Werdet ihr uns erlauben, in ihr Territorium einzudringen?«
    Wieder sprach Berkeley. »Die Föderation beherrscht gar nichts. Man kann niemanden mit Gewalt zivilisieren! Jetzt sind Sie an der Reihe, als Mitglied einer zivilisierten Bewegung hinauszuziehen, das was Sie besitzen, anderen Völkern weiterzugeben. Der Weltraum ist voll von Welten und Rassen. Die Erde lenkt die Föderation, das ist wahr. Aber sie führt sie nicht – das tut niemand. Die gemeinsamen Bande der Zivilisation sind es, die uns verbinden. Aber was ist Zivilisation als abstrakter Begriff – nichts als ein starres, universales Muster irgendeiner Art, in das man jede unterschiedliche Kultur hineinzwängen muß, in eine Form, für die sie nie geeignet war.«
    »Wir haben doch nicht versucht, euch dazu zu bringen, die Dinge auf unsere Art zu tun, oder?« fragte Morris.
    Deric bewegte verneinend den Arm. »Nein – nein, das habt ihr nicht getan. Ihr habt von uns gelernt, und dann seid ihr zu Individuen geworden, die alle daran arbeiteten, unsere Kultur zu verbessern. Ihr habt viele Probleme auf neue Art angepackt, aber auf eine Art, die in den Wurzeln unserer Kultur begründet war, nicht der euren.« Er hielt inne.
    Der Lautsprecher dröhnte: »Alle Fracht ist verladen. Die Passagiere wollen sich bitte an Bord begeben!« Die Stimme des Ansagers verlor ihre Förmlichkeit. Auch das war ein Voroseii, der seinen Freunden Lebewohl sagte. »Lebt wohl, Erdenmenschen!«
    Die Reihen der Galaktischen erhoben sich, immer noch still, trotz des Schlurfens der Füße, des Scharrens von Gepäck, das aufgehoben wurde.
    »Dann werden wir bald neben euch draußen im Weltraum sein?« fragte Deric Berkeley.
    Der Galaktische nickte. »Wenn die Gruppen wie die unseren eine Welt verlassen, ist das das historische Symbol und das Zeichen dafür, daß wieder eine Rasse zu den Sternen hinauszieht, zivilisiert und bereit, andere zu zivilisieren.«
    Deric spürte, wie ihn eine Aufwallung von Stolz durchpulste. »Dann war dies ein Stadium, in dem wir ausgebildet wurden, wie die Zeit des Sondenschiffs.«
    Morris schüttelte den Kopf. »Nicht ausgebildet. Es stimmt, daß das Sondenschiff ein Test war – aber ein Test, der nur dazu bestimmt war, eure Fähigkeit zu messen, euch andere Rassen außer der euren vorzustellen, und eure Bereitschaft, den interstellaren Flug als Realität zu akzeptieren. Weshalb sollten wir euch ausbilden? Unsere Kultur ist der euren in keiner Weise überlegen. Und es gibt viel zu viele unterschiedliche Rassen im Weltraum und viel zu wenig Erdenmenschen, als daß auch nur entfernt der Versuch gerechtfertigt wäre, euch zu zwingen, die Dinge so zu tun, wie man sie auf der Erde tut. Nein, man hat uns nur hierhergeschickt, um euch daran zu gewöhnen, neben anderen Rassen zu arbeiten. Wir waren keine Lehrer – wir waren Kollegen.«
    Die meisten Galaktischen waren bereits durch die Tür getreten, die aufs Feld hinausführte. Morris und Berkeley berührten Deric noch einmal am Hals. »Leb wohl, Deric!« sagte Morris.
    Plötzlich griff Berkeley in seine Tasche und holte ein Manuskript heraus. »Ich möchte, daß Sie das nehmen, Deric.«
    Deric blickte auf das Titelblatt. »Aber ... aber das ist das Originalmanuskript für das Llerstein-Epos!«
    Berkeley nickte. »Nehmen Sie es! Ich werde mich daran erinnern, und dort wo ich hingehe, wird es niemand wirklich begreifen.«
    Deric blickte zu dem Galaktischen auf. Die ernsten Augen erwiderten seinen Blick, obwohl dies kein Angehöriger seiner Spezies war – theoretisch sollte der Gesichtsausdruck einer Spezies für ein andere unbegreiflich sein – konnte Deric lesen, was in dem Bewußtsein hinter diesen Augen vorging. Es schien ihm nicht einmal ungewöhnlich, daß er das konnte.
    »Danke«, sagte er und ließ Berkeley durch die Haltung seiner Hände und die Drehung seines Körpers erkennen, welche Gefühle hinter den Worten lagen.
    Die beiden Galaktischen nahmen ihre Taschen, hängten sie sich über die Schulter und schlossen sich ihren wartenden Familien an.
    Deric blieb stehen, wo er war, und blickte ihnen nach, versuchte immer noch zu begreifen, was es war, das er halb gesehen und halb begriffen hatte. Es war auch wichtig, das wußte er. Es erklärte mehr als die Trauer, die Stille, die über dem Warteraum gelegen hatte, das seltsame Gefühl, daß die Galaktischen in verschiedene kleine Gruppen getrennt waren, daß jeder sich seiner Familie und seinen unmittelbaren Freunden

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