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Titan 20

Titan 20

Titel: Titan 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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seitens einer ganzen Sternwolke erfordert haben mußte, eine Produktionskampagne unter strengster und fanatischster Geheimhaltung.
    Und der Dienst war natürlich rechtzeitig zur Stelle gewesen. Mit dreimal soviel Schiffen, die mit mathematischer Präzision so verteilt waren, daß sie die ganze Armada in dem Augenblick, in dem sie aus dem Nebel hervorbrach, umzingelten. Die Schlacht war ein Massaker gewesen, und der Angriff war niedergeschlagen worden, ehe der Durchschnittsbürger auch nur anfangen konnte, sich zu überlegen, welche Ziele er gehabt haben mochte – und wieder einmal hatte das Gute über das Böse triumphiert.
    Natürlich.
    Ein verstohlenes Scharren im Kies lenkte kurz seine Aufmerksamkeit ab. Er sah auf die Uhr, die 14:58:03 anzeigte. Das war der Zeitpunkt, wo seinen Instruktionen nach Junge Mädchen zu treffen hatte.
    Er hatte strengste Anweisung, dafür zu sorgen, daß nichts dieses Zusammentreffen störte – die Art von Instruktionen, wie sie bei Junge-trifft-Mädchen-Einsätzen immer ausgegeben wurden. Aber wie gewöhnlich brauchte er nichts zu tun, bloß zu beobachten. Das Treffen lief minutiös ab, ohne daß Jo sich einzuschalten brauchte. So war es immer.
    Natürlich.
    Seufzend faltete er seine Zeitung zusammen und lächelte zu dem Paar hinüber – ja, es war auch der richtige Mann – und ging achselzuckend weg, so als wäre er gerne noch geblieben. Er fragte sich, was wohl passieren würde, wenn er sich den falschen Schnurrbart abreißen, die Zeitung zu Boden werfen und mit einem vergnügten Ausruf davonhüpfen würde. Er argwöhnte, daß der Lauf der Geschichte dadurch nicht einmal um eine Bogensekunde abgelenkt werden würde, aber er war nicht in Stimmung, das Experiment auszuprobieren.
    Der Park war angenehm. Die beiden Sonnen wärmten den Weg und den Rasen, ohne auch nur eine Andeutung der brennenden Hitze, die sie später im Lauf des Sommers bringen würden. Randolph war insgesamt einer der angenehmsten Planeten, die er seit Jahren besucht hatte. Ein wenig rückständig vielleicht, aber dafür beruhigend.
    Auch knapp hundert Lichtjahre von der Erde entfernt. Es würde interessant sein zu wissen, wie das Hauptquartier des Dienstes auf der Erde im voraus wissen konnte, daß an einem bestimmten Punkt auf Randolph um exakt 14:58:03 Junge Mädchen treffen würde.
    Oder wie das Hauptquartier mit mikrometrischer Präzision eine größere interstellare Flotte hatte überfallen können, ohne mehr Vorbereitung als ein paar Tage Zeitungsberichte und Videonachrichten.
    Die Presse auf Randolph war frei wie überall. Sie berichtete das, was sie in Erfahrung brachte. So hätte man eine Konzentration von Schiffen des Dienstes im Bereich des Pferdekopfnebels oder sonstwo bemerkt und berichtet. Der Dienst untersagte solche Berichte weder aus ›Sicherheits‹- noch aus sonstigen Gründen. Und doch war da nichts zu berichten gewesen, nur daß (a) eine Armada von erschreckender Größe ohne Warnung aus dem Pferdekopfnebel hervorgebrochen war, und daß (b) der Dienst bereit gewesen war.
    Inzwischen war es bereits ein Gemeinplatz, daß der Dienst stets bereit war. Seit mehr als zwei Jahrhunderten hatte es nie einen Defekt oder einen Fehler gegeben. Nicht einmal ein Fiasko hatte der Dienst gehabt, jenes erschreckend klingende technische Wort, womit die Möglichkeit geschildert wurde, daß ein Junge-trifft-Mädchen-Einsatz nicht so ganz funktionierte.
    Jo winkte sich einen Hüpfer. Als er Platz genommen hatte, zog er sich den Schnurrbart, die kahle Stelle und die Runzeln von der Stirn herunter – all das Make-up, das ihm die Maske freundlicher Unschuld verliehen hatte.
    Der Fahrer beobachtete den ganzen Vorgang im Rückspiegel. Jo blickte auf und begegnete seinem Blick.
    »Entschuldigen Sie, Mister, aber ich hab’ mir gedacht, es wird Ihnen nichts ausmachen, wenn ich es sehe. Sie müssen vom Dienst sein.«
    »Richtig. Bringen Sie mich zum Diensthauptquartier, ja?«
    »Geht klar.« Der Fahrer jagte seine Maschine hoch. Sie stieg steil in die Expreßetage. »Das erstemal, daß ich jemanden vom Dienst aus der Nähe zu sehen bekomme. Zuerst konnte ich es gar nicht glauben, als ich sah, wie Sie sich das Gesicht herunterzogen. Sie haben ganz anders ausgesehen.«
    »Das muß man manchmal«, sagte Jo, dessen Gedanken ganz woanders weilten.
    »Ganz bestimmt. Kein Wunder, daß Sie immer Bescheid wissen, ehe etwas passiert. Sie müssen ja tausend Gesichter haben, und Ihre eigene Mutter würde Sie nicht erkennen,

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