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Titan 22

Titan 22

Titel: Titan 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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und dieses Land war bereits vor langer Zeit, im Mittelalter nämlich, übervölkert. Selbst damals brauchte man schon einen Wunderbrennstoff.
    Richard Stockmans nette Geschichte befaßt sich weniger mit der Technik, als mit einer Änderung der Art und Weise, wie man die Technik sieht. Deshalb steht sie in diesem Teil. Daher auch jene drei Grashalme, die hier stellvertretend stehen für all die verletzbaren guten grünen Dinge, die man von der Technik – oder die Menschen, die sich ihrer bedienen – so häufig bedroht sieht.
    Wenn die Technik des Mittelalters etwas Schlimmes war, in wieviel höherem Maße ist es dann die Technik der heutigen Tage! Sie steigert nicht nur die Einheit der politischen Willensbildung im Nahen Osten, die sich der westlichen Vormacht nicht mehr beugen will. Da ist auch die Verbreitung von Atomwaffen unter den kleineren Staaten zu bedenken. Das bislang von niemandem angegriffene Gleichgewicht der Macht verlagert sich.
    Im Augenblick sind Science Fiction-Stories, die sich mit Atombomben, Strahlung oder Mutationen befassen, aus der Mode. Das könnte daran liegen, daß in den fünfziger Jahren an ihnen Überfluß herrschte. Diese Stories machten es sich häufig mit ihren Prämissen zu leicht – zum Beispiel der Annahme, daß Strahlung zu Mutationen in der menschlichen Rasse führen könnte und daß solche Mutationen sich vom Rest der Menschheit absondern und ihn herausfordern könnten. Es gab unzählige Geschichten über Mutanten mit telepathischen Kräften oder Superkräften, von denen viele mehr sensationell als glaubwürdig waren. Die Novelle Philip K. Dicks, die sich anschließt, mag auf den ersten Blick den Anschein erwecken, als gehörte sie in diese Kategorie. Aber Dick ist niemals alltäglich gewesen. Außerdem geht er das Thema auf eine geradezu beunruhigend eigenartige Weise an. Wir vermögen voll und ganz zu erkennen, weshalb sein goldener Mann gleichzeitig erfolgreich und abstoßend ist. Noch stört die oberflächliche Wahrscheinlichkeit einer solchen Mutation, weil der Mutant Teil von etwas wird, das uns bereits viel zu vertraut vorkommt – dem Bösen, verpackt in einem heimtückisch schönen Kleid.
    Nun, es mag sein, daß eines Tages etwas anderes an die Stelle der Menschen tritt. Wir selbst sind erst verhältnismäßig spät auf diesem Planeten aufgetreten. In den Norfolk Broads gibt es ein neues Lebewesen, das dort überlebt und manchmal das Ausmaß einer Seuche annimmt. Das Coypu, ein südamerikanisches Nagetier, wurde auf den Farmen in Norfolk gezüchtet wegen seines dichten Pelzes, den man als Nutriafell auf den Markt brachte. Im Zweiten Weltkrieg entkamen einige Coypus. Sie überlebten, vermehrten sich schnell, kolonisierten die Wasserwege der Broadlands, änderten einige ihrer alten Gewohnheiten und paßten sich gut an die neue Umgebung an – so gut, daß sie zu einer Gefahr wurden und man anfing, sie zu jagen.
    Es ist immer noch nicht gelungen, sie ganz auszutilgen. Nach jeder Säuberungsaktion kommen die Coypus zurück und lächeln. Es sind große, freundliche Geschöpfe mit zwei netten, orangefarbenen Vorderzähnen. Sie leben von der Vegetation und führen ein zufriedenes Familienleben. In der Gefangenschaft essen sie alle Arten von Lakritzen. Vielleicht warten sie – und wir – nur darauf, daß eines Tages das goldene Coypu auftritt…

Die Mächte der Erde hatten endlich auch die letzten schrecklichen Stämme mißgestalteter Mutationen vernichtet, die der Atomkrieg hatte entstehen lassen. Die Bedrohung des Homo sapiens und seiner Vorherrschaft war so gut wie beendet – aber noch nicht ganz. Denn irgendwo auf dem Lande lebte ein großer, goldener, gottgleicher Jüng ling, und seine außergewöhnlichen Kräfte, die die ältesten und zu gleich die neuesten Lebensmethoden der Welt vereinten, versprachen eine neue überlegene Gattung Mensch…
     
     
Der goldene Mann
    (THE GOLDEN MAN)
     
PHILIP K. DICK
     
     
    »Ist es hier immer so heiß?« wollte der Vertreter wissen. Er sprach damit alle an, die an der Theke und in den schäbigen Nischen an der Wand saßen. Er war ein fetter Mann in mittleren Jahren, mit freundlichem Lächeln, einem zerdrückten grauen Anzug, einem mit Schweißflecken bedeckten weißen Hemd, einer herunterhängenden Schleife und einem Panamahut.
    »Nur im Sommer«, antwortete die Kellnerin.
    Von den anderen regte sich keiner; weder der halbwüchsige Junge und das Mädchen in einer der Nischen, die nur füreinander Augen hatten, die Arbeiter mit

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