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Titan 22

Titan 22

Titel: Titan 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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Commander.«
    Er hatte in so ruhigem, höflichen Tonfall gesprochen, daß es eine Weile dauerte, bis ich begriff.
    »Ich persönlich«, sagte Roger Grey mit einer Stimme, die eine Spur weniger höflich, eine Spur weniger ausgeglichen klang, »ich persönlich glaube, daß der Commander zu der Sorte gehört, die uns Büchsenfleisch nennt. Stimmtʹs, Commander?«
    Yussuf Lamehd verschränkte die Arme über der Brust und schien nachzudenken. »Ich glaube, du hast recht, Rog. Er ist eine Büchsenfleischtype. Ganz entschieden eine Büchsenfleischtype.«
    »Nein«, sagte Wang Hsi. »So eine Sprache gebraucht er nicht. Zombies ja; Büchsenfleisch nein. Ihr seht doch an der Art, wie er redet, daß er nie so wütend werden kann, um uns zu sagen, wir sollten wieder in unsere Büchse zurücksteigen. Und ich glaube auch nicht, saß er uns sehr oft Klopse nennen würde. Er ist von der Sorte, der einen anderen Schleuderkommandanten am Ärmel faßt und ihm sagt: ›Mann, was habʹ ich doch für eine fabelhafte Zombiemannschaft. Die beste, die Sie sich vorstellen können!‹ Ja, so schätze ich ihn ein: Zombies.«
    Und dann saßen sie wieder ruhig da und starrten mich an. Das war kein Spott in ihren Augen. Das war Haß.
    Ich ging zum Tisch zurück und setzte mich. Im Zimmer war es sehr ruhig. Drunten vom Exerzierplatz hallten die Befehle herauf. Woher hatten sie diese Ausdrücke: Zombie – Klops – Büchsenfleisch? Keiner von ihnen war älter als sechs Monate; keiner von ihnen hatte bisher den Schrottplatz verlassen. Ihre Schulung, wenn auch intensiv und mechanisiert, sollte eigentlich garantiert narrensicher sein und völlig normale Menschen hervorbringen, die in ihren verschiedenen Spezialgebieten gründlich ausgebildet waren und auch völlig ausgeglichen. Ich wußte, daß es nicht aus ihrer Ausbildung stammte. Woher aber…
    Und dann hörte ich es einen Augenblick lang ganz deutlich. Das Wort, das drunten auf dem Exerzierplatz statt eins benutzt wurde, das Wort, das ich zuerst nicht verstanden hatte. Der Mann drunten rief nämlich nicht eins, zwei, drei, vier!
    Er sagte: »Klops, zwei, drei, vier! Klops, zwei, drei, vier!«
    War das nicht typisch TAF? War das nicht typisch für jede Armee zu jeder Zeit und an jedem Ort? Da gab man Unsummen Geld aus und setzte die besten Köpfe ein, die man zur Verfügung hatte, um ein notwendiges Produkt zu erzeugen, und tat dann etwas, das dieses Produkt völlig nutzlos machte. Ich war ganz sicher, die Offiziere, die für die Blondine draußen am Empfangstisch verantwortlich waren, hatten bestimmt nichts mit diesen alten TAF-Schleifern zu tun, die dort drunten ihre Männer über den Exerzierplatz jagten. Ich konnte sie mir gut vorstellen, diese kleinen beschränkten Geister, die so eifersüchtig stolz auf ihre Vorurteile und ihr mühsam erworbenes militärisches Wissen waren und diesen Jungens jetzt ihren ersten Vorgeschmack vom Kasernenleben gaben, ihren ersten Blick nach ›draußen‹. Es war so unvorstellbar dumm!
    Aber war es das wirklich? Man konnte es natürlich auch anders sehen. Man konnte es so pragmatisch sehen wie Soldaten immer gedacht hatten. Die Front war ein Ort immerwährenden Schreckens, ein Ort qualvollen Todes, und die vorderen Kampfzonen, in denen die Schleuderkommandos operierten, waren noch schlimmer. Wenn Männer oder Material da draußen zusammenbrachen, so konnte das sehr teuer kommen. Sollten sie doch so nahe wie möglich bei der Etappe zusammenbrechen.
    Vielleicht war das Ganze logisch, dachte ich. Vielleicht war es logisch, Lebende aus dem Fleisch der Toten zu machen und dafür astronomische Summen auszugeben, dafür Mühe und Sorgfalt aufzuwenden, wie man sie sonst nur bei Präzisionserzeugnissen wie Uhren und dergleichen aufwandte – und dann eben diese Produkte der häßlichsten und bösartigsten Umgebung auszusetzen, die ihre sorgfältig aufgepropfte Loyalität in Haß und ihr feines psychologisches Gleichgewicht in neurotische Überempfindlichkeit umschlagen ließ.
    Ich wußte nicht, ob es im Grunde klug oder dumm war oder ob die Köpfe in den oberen Etagen unserer Hierarchie über das Problem je nachgedacht hatten. Ich sah jetzt nur mein eigenes Problem und mußte damit fertigwerden. Ich dachte darüber nach, ehe ich diese Männer gesehen hatte, ehe sie mir vor Augen getreten waren. Und dabei war mir ziemlich übel. Aber das brachte mich auch auf einen Gedanken.
    »He, hört mal her!« sagte ich. »Wie würdet ihr denn mich nennen?«
    Sie sahen mich

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