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Titan 22

Titan 22

Titel: Titan 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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als die erste Sendung als Ersatz für einige Verluste ankam. Ich kann euch sagen, wir hatten wirklich allen Grund, sie Zombie zu nennen! Die meisten von ihnen waren genau so blau wie die Uniformen, die sie trugen, und ihr Atem ging so laut, daß man unwillkürlich an Asthmatiker mit eingebauten Lautsprechersystemen dachte. Und ihre Augen glänzten so intelligent wie Schmierseife – und wie sie erst gingen!
    Mein Freund Johnny Cruro, der erste Mann, der beim großen Durchbruch 2143 dran glauben mußte, sagte immer, sie sahen so aus, als wären sie gerade dabei, einen steilen Hügel hinunterzusteigen, an dessen Ende ein großes offenes Familiengrab war. Das Gruseln konnte einem kommen.
    Man konnte sie wirklich nur für die primitivsten Arbeiten gebrauchen. Und selbst dann – wenn man ihnen sagte, daß sie einen Geschützverschluß polieren sollten, durfte man nicht vergessen, eine Stunde darauf zurückzukommen und sie abzustellen, sonst polierten sie wirklich ein Loch hinein. Natürlich waren nicht alle so schlimm. Johnny Cruro sagte immer, er hätte einige Exemplare kennengelernt, die in besonders guter Stimmung sogar zu einer Art von Schwachsinn fähig waren.
    Aber was ihnen wirklich den Garaus machte, war der Kampf. Ganze Geschützbesatzungen habe ich erlebt, die Amok liefen, Leute, die mit Brechstangen und den bloßen Fäusten auf sie losgingen. Einmal habe ich sogar einen Offizier gesehen, der aus dem Kontrollraum gerannt kam und plötzlich stehenblieb und einen dieser blauhäutigen Burschen niederstrahlte, bloß weil der ein Bullauge polierte, während sich der Bug des Schiffes unter einem Strahl der Eotis auflöste.
    Das war auch der Grund, weshalb man sie schließlich wieder einzog, einfach weil die Kampfmoral rings um sie herum zusammenbrach. Sonst hätten wir uns vielleicht sogar an sie gewöhnt – schließlich gewöhnt man sich im Krieg an manches.
    Aber alle sagten, daß die neuen Zombies einen großen Fortschritt darstellten. Hoffentlich. Ein Schleuderkommando war zwar noch nicht gerade ein ausgesprochenes Selbstmordkommando, aber trotzdem mußte man sich auf jeden einzelnen Mann an Bord verlassen können, wenn man auch nur die geringste Chance auf Erfolg haben wollte. Und Schleuderkommandos haben verdammt kleine Schiffe. Und die Männer müssen miteinander in diesem engen Raum auskommen…
    Ich hörte Füße, einige Füße, die über den Korridor gerannt kamen. Vor der Tür kamen sie zum Stillstand. Sie warteten. Ich wartete. Meine Haut begann zu prickeln. Und dann hörte ich dieses unsichere Schlurfen. Sie waren nervös. Genauso nervös und unsicher wie ich.
    Ich trat ans Fenster und blickte auf den Exerzierplatz hinunter, wo alte Veteranen, deren Körper und Geist schon zu verbraucht waren, als daß sich eine Reparatur noch gelohnt hätte, Zombies in Drillichanzügen beibrachten, wie man die neu erworbenen oder aufgemöbelten Reflexe gebraucht. Die alten Marschkommandos drangen zu mir herauf: »Eins, zwei, drei, vier! Eins, zwei, drei, vier!« Bloß, daß sie nicht eins! gebrauchten, sondern ein neues anderes Wort, das ich nicht ganz aufnehmen konnte.
    Und dann, als meine Hände schon beinahe schmerzten, so hatte ich sie zusammengepreßt, hörte ich, wie die Tür sich öffnete und die Schritte hereinkamen. Die Tür schloß sich, und acht Hacken knallten zusammen.
    Ich drehte mich um.
    Sie salutierten. Nun, was zum Teufel, sagte ich mir, schließlich mußten sie salutieren. Ich war ja ihr Vorgesetzter. Ich erwiderte den Gruß, und vier Arme senkten sich zackig.
    »Rührt euch!« sagte ich. Ihre Beine fuhren auseinander, und sie verschränkten die Hände auf dem Rücken. Ich überlegte und sagte dann noch einmal: »Rührt euch!« Sie entspannten sich leicht. Ich schaute sie wieder an und sagte: »Verdammt Leute, setzt euch, wir wollen einander kennenlernen.«
    Sie hockten sich auf ihre Stühle, und ich setzte mich auf den Tisch vor der Tafel. Wir starrten einander an. Ihre Gesichter waren starr, wachsam – sie würden es mir nicht leicht machen.
    Ich fragte mich, wie mein Gesicht wohl aussehen mochte. Ich muß zugeben, daß ich trotz all der Informationen, die man uns gegeben hatte, bei ihrem ersten Anblick einen Schock erlitten hatten. Sie strotzten vor Gesundheit und sahen völlig normal aus. Aber das war nicht alles.
    Das war wirklich nicht alles. Warum ich am liebsten hinausgerannt wäre, nicht nur aus dem Zimmer, sondern aus dem ganzen Gebäude, war etwas, worauf ich mich seit der letzten

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