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Titan 22

Titan 22

Titel: Titan 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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erstklassigen Kanonier ausmacht, er hatte es. Man kann es nur sehr schwer beschreiben, aber nehmen Sie zum Beispiel an, Sie gehen irgendwo in einem Erholungszentrum in eine Bar und sehen eine Schleuderbesatzung an einem Tisch sitzen. Dann wissen Sie sofort, wer der Kanonier ist. Das ist eine sorgfältig unter Kontrolle gehaltene Nervosität oder auch eine tödliche Ruhe, die sich bei der leisesten Berührung in Aktivität verwandelt. Es ist egal, was es ist, es ist das, was sie am Auslöser ihrer Kanone brauchen, wenn sie aus ihrer Angriffskurve kommen und das Ziel vor sich haben. Lamehd hatte es, hatte so viel davon, daß ich jeden Betrag auf ihn gesetzt hätte.
    Astrogatoren und Ingenieure sind anders. Man muß sie unter Druck arbeiten sehen, ehe man sie richtig einschätzen kann. Trotzdem gefiel mir die ruhige, selbstbewußte Art, wie Wang Hsi und Weinstein dasaßen. Und ich mochte sie.
    Mir war, als hätte jemand eine schwere Last von mir genommen. Zum erstenmal seit vielen Tagen war ich wieder ruhig. Meine Mannschaft gefiel mir, ob es nun Zombies waren oder nicht. Wir würden es schon schaffen.
    Ich beschloß, es ihnen zu sagen. »Männer«, sagte ich, »ich glaube, wir werden miteinander auskommen. Ich glaube, wir haben all das, was eine Schleuderbesatzung braucht. Und ihr werdet sehen…«
    Ich hielt inne. Dieser kalte, leicht spöttische Blick in ihren Augen. Die Art und Weise, wie sie einander angesehen hatten, als ich sagte, daß wir miteinander auskommen würden. Jetzt fiel mir auf, daß keiner von ihnen ein Wort gesagt hatte, seit sie hereingekommen waren. Sie hatten mich bloß beobachtet, und ihre Augen waren keineswegs freundlich gewesen.
    Ich hielt inne und atmete tief durch.
    Zum erstenmal wurde mir klar, daß ich mir nur über die eine Seite des Problems Sorgen gemacht hatte, vielleicht die unwichtigere. Ich hatte mir darüber den Kopf zerbrochen, wie ich auf sie reagieren würde und wie weit ich sie als Schiffskameraden akzeptieren konnte. Schließlich waren es Zombies. Ich hatte nie darüber nachgedacht, wie ich auf sie wirken mußte.
    Und daran stimmte offenbar etwas nicht.
    »Was ist los, Leute?« fragte ich. Sie sahen mich fragend an. »Was habt ihr auf dem Herzen?«
    Immer noch starrten sie mich an. Weinstein kniff die Lippen zusammen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er ächzte. Keiner sagte etwas.
    Ich stand auf und ging vor der Tafel auf und ab. Ihre Blicke folgten mir.
    »Grey«, sagte ich. »Sie sehen so aus, als drückte Sie irgendwo der Schuh. Wollen Sie es mir nicht sagen?«
    »Nein, Commander«, sagte er langsam. »Ich will es Ihnen nicht sagen.«
    Ich verzog das Gesicht. »Wenn jemand etwas sagen will – irgend etwas –, dann bleibt das unter uns. Und für den Augenblick wollen wir auch einmal solche Dinge wie Rang und TAF-Vorschriften vergessen.« Ich wartete. »Wang? Lamehd? Oder Sie, Weinstein?« Sie starrten mich an.
    Ich stand vor einem Rätsel. Was hatten sie denn gegen mich? Wir waren uns heute zum erstenmal begegnet. Aber eines wußte ich: ich würde keine Mannschaft mit an Bord nehmen, die einen heimlichen Groll gegen mich hegte. Ich hatte keine Lust, mit diesen Augen in meinem Rücken durch den Weltraum zu segeln. Da hätte ich ebensogut den Kopf vor eine Irvinglinse halten und den Knopf drücken können.
    »Hört zu!« sagte ich. »Ich meine das durchaus ernst, daß wir den Rang und die Dienstvorschrift vergessen können. Ich möchte wissen, was hier los ist. Wir fünf werden auf engstem Raum in einem Schiff zusammenleben müssen, dessen einziger Zweck es ist, mit unvorstellbarer Geschwindigkeit den Abwehrgürtel eines feindlichen Schiffs zu durchbrechen und einen einzigen Schuß aus einem übergroßen Irving abzugeben. Wir müssen miteinander auskommen, ob wir uns nun mögen oder nicht. Wenn wir nicht miteinander auskommen, wenn irgendeine unausgesprochene Feindschaft zwischen uns herrscht, dann wird das Schiff nicht richtig funktionieren. Und auf die Weise sind wir erledigt, ehe wir…«
    »Commander«, sagte Weinstein plötzlich. »Ich möchte Sie gerne etwas fragen.«
    »Nur zu«, sagte ich und atmete erleichtert auf. »Fragen Sie nur!«
    »Wenn Sie an uns denken, Commander, oder wenn Sie von uns reden, welches Wort gebrauchen Sie dann?«
    Ich sah ihn an und schüttelte den Kopf. »Wie war das?«
    »Wenn Sie von uns reden, Commander, oder wenn Sie an uns denken, nennen Sie uns dann Zombies? Oder nennen Sie uns Klopse? Das hätte ich gerne gewußt,

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