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Titan 22

Titan 22

Titel: Titan 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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– so lange es sie noch gibt – eines der wenigen einfachen Völker sehen! Wir selbst sind ein kompliziertes und kompromittiertes Volk. Laßt die Kinder einen halben Tag lang Kinder sein!«
    Eretz war der Planet der Beleidigung, und deshalb mußte er (war es vielleicht kürzlich gewesen) auch der Planet der Wiederherstellung sein. Aber sonst zeichnete er sich in keiner Weise aus. Die Kinder hatten die Tradition von Eretz so empfangen, wie Kinder alle Traditionen empfangen – wie der Blitz.
    Hinkebein, Michael Goodgrind, Ralpha, Lonnie, Laurie, Bea und Joan nannten sie sich, als sie auf Eretz herniederstiegen – denn das war ihre Vorstellung von Eretzinamen. Aber sie konnten in ihren Spielen so viele Namen annehmen, wie sie wünschten.
    Welch ein anomales Eindringen von großer Hitze und Kraft! Die Felsen flossen wie Wasser, wo sie herunterkamen, und dort bildete sich eine Schotterböschung.
    Alles auf Eretz war ein wenig heruntergekommen, die Landschaft und die Städte – primitive Hügel, schlecht gemachte Ebenen und Berge, ausgefranste Felder, nicht gesäuberte Flüsse, ganze Unkrautfelder von Provinzen – ganz und gar nicht wie zu Hause. Und die Städte! Florenz, Prag, Venedig, London, Köln, Gent, Rom – das waren doch nichts anderes als bessere Dörfer aus Stein und Holz! Und dies waren die größten Städte von Eretz, nicht die schäbigsten!
    Die Kinder explodierten förmlich in Aktion. Wie Kinder der weniger transzendenten Rassen, die sich einen Nachmittag lang am Meeresstrand herumtrieben, trieben sie sich auf den Kontinenten herum. Sie verteilten sich. Und sie nahmen jede Form an, die ihnen in den Sinn kam.
    Hinkebein – dunkel und brütend wie der verkrüppelte Vulkan.
    Michael Goodgrind – ein Bulle von einem Mann mit einer gebrochenen Nase. Wie sie alle heulten, als er jene erste Form erfand!
    Ralpha – wie der junge Merkur.
    Und Lonnie – ein hochgewachsener Riese mit einem goldenen Bart.
    Laurie war Feuer, Bea war Licht, Joan war Monddunkelheit.
    Aber in diesen oder jeder anderen Form, die sie annahmen, wußte man stets, daß sie Vettern waren oder Brüder.
    Lonnie genoß das, was er ganz am Ende erwischt hatte, verliebte sich förmlich.
    »Ich bin der Kaiser!« verkündete er den Menschen wie gigantischer Donner. Er stieß den Kaiser Wenzeslaus vom Thron und wurde Kaiser.
    »Ich bin der wahre Sohn von Karl, und ihr hattet mich tot geglaubt«, verkündete er dem Volk. »Ich bin Sigismund.« Sigismund war wirklich tot, aber Lonnie wurde Sigismund und regierte und nahm die Frau und alle Schlösser von Wenzeslaus. Er nahm sich die heruntergekommenen alten Festungen und die Burgen in den Bergen und hob heulende Eretzi-Armeen aus, um Krieg zu machen. Er baute neue Schlösser. Er liebte die hohen, prunkvollen Dinger und führte sie zu neuen Höhen. Haben Sie sich nie darüber gewundert, daß die letzten jener Schlösser – am späten Nachmittag jener Epoche – die höchsten und seltsamsten waren?
    Eines Tages kam der abgesetzte Wenzeslaus zurück und war von neuer Macht besessen.
    »Jetzt werden wir sehen, wer der echte Kaiser ist!« schrie der neue Wenzeslaus wie ein aufkommender Sturm.
    Ihre Kriegsscharen prallten aufeinander. Sie brachen sich gegenseitig die Brücken und Städte und raubten die Damen von den Schlössern des anderen. Sie rauften miteinander wie kleine Jungen. Aber sie rauften mit einem Kontinent.
    Lonnie (der Sigismund war) erfuhr, daß der Wenzeslaus, den er bekämpfte, Michael Goodgrind war, der sich den Körper eines Kaisers zugelegt hatte. Also kämpften sie noch härter.
    Dann trat ein neuer Mann aus einem alten Königsgeschlecht hervor.
    »Ich bin Jobst«, rief der neue Mann. »Ich werde euch zwei Prinzlingen zeigen, wer der wahre Kaiser ist!«
    Er kämpfte mit überwältigendem Schwung gegen die beiden. Er hob schnell zupackende Eretzi-Armeen aus und setzte Tricks ein, wie sie nur ein junger Merkur kannte. Er war Ralpha, der sich als der dritte Kaiser dem Spiel anschloß, aber die beiden vereinten sich gegen ihn und schlugen ihn bei Konstanz.
    Sie zerschlugen Deutschland und Frankreich und Italien wie eine Handvoll Eier. Nie hatte es einen so hitzigen Konflikt gegeben. Die Eretzi waren davon verblüfft, aber sie wurden hineingefegt; die Eretzi waren es, die die Armeen bildeten.
    Selbst heute haben die Eretzi oder Erdler noch nicht alle Details in ihren Geschichten richtig erkannt. Als sich beispielsweise der König von Aragon einmischte, behandelten sie ihn als eine

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