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Titan 23

Titan 23

Titel: Titan 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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gesehen – den Paß? Es ist nicht weit, unmittelbar dahinter. Ihr erreicht die Stelle im vierten Teil eines Tages. Und warum ich euch helfe – nun, ich will nicht, daß das weiße Mädchen meinen Platz einnimmt! Jahrelang hat uns eine hellhäutige Priesterin unseres Stammes beherrscht. Als die letzte starb, habe ich ihre Stelle eingenommen. Das gefiel Zol nicht – weil ich ihm nicht immer gehorchen wollte. Jetzt sieht er die Chance, mich abzusetzen und eine Marionettenpriesterin zu gewinnen… ich würde dieses weiße Mädchen töten, aber das wäre ein Frevel gegen die Götter. Man würde mich foltern… Aber wenn du mit ihr entfliehst, dann wird es anders sein.«
    »Dann binde mich los!« drängte Mason.
    Das Mädchen beugte sich vor, und ihr Haar strich über Masons Gesicht. »Aber es muß euch gelingen! Denn es gibt noch einen anderen Weg…« Wieder flammte der Zorn in ihr auf. »Ich bin jetzt seit mehr als einem Jahr Priesterin des Donnerers gewesen. Und ich habe viel gelernt – die Worte der Macht, die den finsteren Herrn aus dem See rufen.« Ihre Stimme klang nachdenklich. »Ich hatte schon im Sinn, jene Worte zu gebrauchen. Das ist schon einmal geschehen, vor vielen Generationen, und damals kam der Bewohner aus den Tiefen. Die Curupuri starben – alle, mit Ausnahme einiger weniger, die flohen.«
    Sie zuckte die Achseln, und ihr Messer blitzte und durchschnitt die letzten Fesseln. Er streckte die verkrampften Muskeln.
    »Sag mir«, meinte er neugierig, »hast du je irgendwelche weißen Männer gesehen, die nicht deinem Stamm angehören? So wie mich?«
    »Nein. Niemals. Ich glaubte nicht, daß überhaupt welche existierten. Unsere Priesterin hatte goldene Haut, nicht weiße, wie die deine.« Sie musterte Mason prüfend. »Du mußt warten. Bald wird es dunkel sein. Wenn du die Hütte jetzt verläßt, wird man dich töten.«
    Der wilde Zorn war aus Yanas Augen verschwunden; sie wirkten seltsam weich. »Du bist nicht wie die Curupuri. Und ich habe – seit ich Priesterin wurde – keine Liebe gekannt…«
    Plötzlich schlangen sich ihre Arme um Masons Hals, und ihr Atem brannte heiß an seiner Wange, während sie sich gegen ihn drängte. Ströme der Leidenschaft schienen in der Priesterin entfesselt. Sie flüsterte mit weicher Stimme: »Ich habe so lange keine Liebe mehr…«
    Mason versuchte, sich aus ihrer Umarmung zu befreien. Das Mädchen beugte sich zurück, und ihr Gesicht wurde wieder hart. »Nein?« sagte sie. »Vergiß nicht – du hast das weiße Mädchen noch nicht befreit. Wenn ich Hilfe rufen würde…«
    Mason grinste schief. Dann lag Yana wieder in seinen Armen. Es war nicht leicht, ihr zu widerstehen – nein! Er fühlte die lockenden Rundungen ihres Körpers unter dem dünnen Stoff ihres Kleides.
    Mason zuckte die Achseln, beugte sich vor und berührte die Lippen des Mädchens. Sie schmiegte sich keuchend an ihn. Sein Puls beschleunigte sich. In der Priesterin loderte eine Leidenschaft wie der Zonda, der glühend heiße Wind, der über die Pampas weht – eine Leidenschaft, die Mason wie eine Flutwelle durchlief und mitriß. Sie schauderte, ein Stöhnen entrang sich ihr. In dem Augenblick war vor der Hütte ein Geräusch zu hören. Yana zuckte zurück, legte den Finger an die Lippen.
    »Warte…«
    Sie verschwand nach draußen. Mason hörte ihre Stimme, sie sprach mit einem Mann; dann verhallten beide Stimmen langsam in der Ferne. Er kroch an den Eingang, spähte nach draußen. Niemand war zu sehen, nur in einiger Entfernung bewegten sich ein paar Leute. Die Sonne stand bereits tief am Himmel.
    Er würde nicht lange warten müssen.
    Zwei Stunden später war es dunkel genug, um es zu wagen. Der Posten war nicht zurückgekehrt. Er schlich sich aus seinem Gefängnis. Der Mond war gerade aufgegangen. Er hielt sich im Schatten der Hütten. Er packte einen kräftigen Ast, den ein erlöschendes Lagerfeuer verschont hatte, und bewegte sich auf die Pyramide zu. Ein gedämpfter Gesang, der aus dem Innern drang, weckte düstere Vorahnungen in ihm. Dann sah er an der Pyramidenspitze eine Bewegung und glaubte, Alasas bronzefarbenes Haar zu sehen, war sich aber nicht sicher.
    Mason blickte zum See hinüber und schauderte unwillkürlich. Was hatte Yana gesagt? Ein Donnerer in den Tiefen – ein monströser Gott, dem die Curupuri opferten. In dieser Morgendämmerung der Geschichte – war es möglich, daß irgendein fremdartiges Geschöpf tatsächlich in diesen düsteren Wassern lebte? Selbst in seiner

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