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Titan 23

Titan 23

Titel: Titan 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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archäologischen Arbeit hatte Mason eine Unzahl wenig bekannter Dialekte kennengelernt. Es war lange her, aber er hatte einmal solche Laute gehört, er war damals in einem Einbaum auf einem südamerikanischen Fluß gereist, und sein Arm hatte von einer Pfeilwunde geschmerzt.
    War er durch einen unglaublichen Zufall in seinen eigenen Zeitsektor zurückgekehrt?
    Unter dem Eingang wurde es dunkel. Männer drängten sich herein, halbnackte kleine Männer mit braunen, muskulösen Körpern. Sie waren in grotesker Weise bemalt und trugen lange wippende Federn im Haar. Singend lösten sie die Fesseln von Masons Beinen. Seine Handgelenke freilich blieben gefesselt, von Lederbändern zusammengehalten.
    Zögernd sprach Mason und versuchte, sich an jenen fremdartigen Dialekt zu erinnern, den er vor Jahren erlernt hatte.
    »Ich bin – ein Freund.«
    Ein Eingeborener schlug ihn auf den Mund. »Still!« Das Wort kam in einem eigenartigen Akzent, war aber erkennbar. »Du sollst zusehen, nicht sprechen.«
    Wieder erhob sich der Gesang.
    »Hör unser Gebet, o Donnerer! Hör die Gebete der Curupuri…«
    Die Eingeborenen drängten ihn aus der Hütte ins Freie. Mason blinzelte, versuchte seine Augen an das grelle Sonnenlicht zu gewöhnen. Er sah sich um.
    Eine hochragende Kraterwand bildete den Horizont. Schwarze Basaltmauern umgaben sie. Im Osten war eine ausgezackte Spalte zu sehen, anscheinend ein Paß. Zu ihren Füßen neigte sich der Boden zu einer unbewegten, irgendwie stumpf wirkenden Wasserfläche eines kleinen Sees hinunter.
    Kein Windhauch bewegte seine Oberfläche. Dunkel und rätselhaft erfüllte der See, mit Ausnahme des schmalen Landstreifens, auf dem das Eingeborenendorf stand, den ganzen Krater. Das Dutzend zerbrechlicher Hütten bildete einen seltsamen Kontrast zu der Steinpyramide, die am Ufer emporragte.
    Mason wurde auf sie zugeschoben. Ihr Schatten fiel auf ihn. Sie war vielleicht dreißig Fuß hoch, aus mächtigen Steinblöcken ohne Mörtel gebaut. An einer Seite gähnte eine weite Öffnung, in die man ihn drängte.
    Ein kurzer Gang, dann ein Raum halb unter der Erde – ein Tempel, wie Mason erkannte. Staunen überkam ihn. Am einen Ende der Kammer war ein erhöhtes Podest zu sehen, auf dem ein Stuhl stand – ein Thron, der stumpf im Fackellicht glänzte. Ein goldener, mit Juwelen besetzter Thron!
    Seine Bauweise erinnerte an Inkakunst. Und doch waren diese braunhäutigen Eingeborenen keine Inkas. Vielleicht hatten Inkas diese Pyramide gebaut und waren von fremden Eindringlingen getötet worden – den Curupuri, wie sie sich nannten.
    Dies war die Vergangenheit, dessen war er sicher. Vielleicht befand er sich in einer Zeit, lange bevor Columbus Westindien erreicht hatte, ganz sicher vor dem Erscheinen der spanischen Conquistadoren.
    Auf dem Thron saß eine Leiche. Eine Mumie, verwittert, eingeschrumpft und verdorrt; in ihren Augenhöhlen glühten zwei flammende Rubine. Goldene Brustplatten und ein goldener Gürtel hingen locker an der grausigen Gestalt.
    Neben dem Thron stand ein Eingeborenenmädchen, deren bernsteinfarbener Körper von einem durchsichtigen Federumhang bedeckt war, durch den man ihre schwellenden Kurven erkennen konnte. Ihre Augen musterten den weißen Mann schwermütig.
    An den Wänden hingen Dutzende von Köpfen, kleiner als Kokosnüsse; durch ein Verfahren, das das Fleisch und die Züge bewahrte, eingeschrumpft. Alles Köpfe von Eingeborenen.
    Der Gesang wurde lauter. Ein Dutzend grell bemalter Curupuri drängte sich in die Kammer. Unter ihnen auch Alasa. Einen Augenblick lang begegnete ihr goldener Blick dem Masons.
    »Kent!« schrie sie. »Die…«
    Ein Wächter preßte ihr die Hand vor dem Mund. Fluchend zerrte Mason an seinen Fesseln. Aber die Eingeborenen hielten ihn schweigend und unbeeindruckt fest.
    Die Curupuri schleppten das Mädchen auf das Podest und befestigten goldene Ringe an ihren Fußknöcheln. Dann trat ein zwergenhaft gewachsener Eingeborener aus der Menge und stellte sich neben das Mädchen. Sein Gesicht war scheußlich mit Farbe bemalt. Von seinem kahlen, glattrasierten Schädel wippten die weißen Federn eines mit Juwelen besetzten Kopfputzes. Der Mann hob die Hand, und der Lärm legte sich.
    Aus den Reihen der versammelten Curupuri erhob sich ein lauter Ruf.
    »Zol!«
    Das Eingeborenenmädchen trat vor. Mason las Haß in ihren Augen, als sie den zwergenhaften Zol musterte.
    Wieder das kehlige, tiefe Brüllen.
    »Yana! Ho – Yana!«
    Zol warf den Kopf in den Nacken, so

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