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Titan 7

Titan 7

Titel: Titan 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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fähig sein, mich wieder aus dem Schrank zu lassen, und ich soll dort langsam und qualvoll ersticken oder verhungern, nicht wahr? So etwas Ähnliches habe ich auch von euch Wissenschaftlern erwartet. Aber trotz alledem werde ich Ihnen nicht mein Ehrenwort geben. Es ist für mich eine Frage des Prinzips, und ich will nicht weiter darüber diskutieren.«
    Aton machte einen fast verstört zu nennenden Eindruck. Seine blassen Augen schauten den Psychologen sorgenvoll an.
    »Sheerin, wirklich, ich muß Sie bitten – einschließen –, das geht doch nicht!«
    »Bitte!« Sheerin bedeutete ihm ungeduldig, zu schweigen. »Ich glaube keine Sekunde daran, daß es soweit kommen muß. Latimer hat soeben lediglich einen kleinen Bluff ausprobiert. Aber schließlich bin ich ja nicht nur Psychologe, weil mir das Wort so gut gefällt.« Er grinste den Kultisten an. »Hören Sie, Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, daß ich dazu fähig wäre, Sie langsam verhungern zu lassen. Mein lieber Latimer, wenn ich Sie in den Schrank sperre, dann werden Sie weder die Dunkelheit sehen noch die Sterne. Man braucht nicht viel von den fundamentalen Glaubenssätzen der Kultisten zu kennen, um zu wissen, was das bedeutet. Es bedeutet, daß Sie Ihre unsterbliche Seele verlieren müssen, wenn Sie das Erscheinen der Sterne nicht mit eigenen Augen erleben. Nun, ich will annehmen, daß Sie ein Mann von Ehre sind. Wenn Sie mir Ihr Wort geben, keine weiteren Anstrengungen zu machen, unsere Arbeit zu sabotieren, dann will ich es gern annehmen.«
    Die Adern in Latimers Schläfen pochten, und er schien in sich selbst zusammenzusacken, als er kaum hörbar murmelte: »Sie haben mein Wort.« Und in plötzlich aufflammendem Haß fügte er hinzu: »Aber wenigstens eine Genugtuung habe ich. Sie alle werden für Ihr schändliches Treiben bis in alle Ewigkeit verdammt sein!« Er wandte sich auf dem Absatz um und ging aufrecht und mit stolzem Gang zu dem hohen, dreibeinigen Hocker, der nahe an der Tür stand.
    Sheerin nickte dem Reporter zu. »Theremon, setzen Sie sich doch neben ihn – nur der Form halber. Heh, Theremon!«
    Aber der Zeitungsmann rührte sich überhaupt nicht. Sein Gesicht war kreidebleich. »Schauen Sie nur!« Seine Stimme war ganz brüchig und versagte ihm fast ihren Dienst. Sein Finger, mit dem er auf den Himmel deutete, zitterte.
    Alle Augen folgten gebannt der Richtung, die der Finger wies. Fast gleichzeitig ging ein Ton des Entsetzens über die Lippen der Männer. Den Atem anhaltend starrten alle vor Schreck gelähmt hinaus.
    Beta war kein Kreis mehr!
    Das kleine Stück Schwärze, das sich in die Sonne hineingefressen hatte, war nicht viel größer als die Fläche eines Fingernagels am Rand eines Tellers. Aber auf die mit blankem Entsetzen starrenden Beobachter wirkte es hundertmal größer. Es war das Hereinbrechen des Weltuntergangs!
    Nur einen Moment lang hatten sie auf Beta geblickt. Danach verfielen alle in laute, planlos scheinende Hektik. Aber nur für Sekunden. Das hektische Gewirr verwandelte sich in zielstrebige Aktivität – jeder nahm blitzartig seinen vorgeschriebenen Posten ein. In diesem entscheidenden Augenblick gab es für die Männer keinen Platz für Emotionen. Sie waren nur noch nüchtern denkende Wissenschaftler, die ihre Aufgabe zu erfüllen hatten. Sogar Aton hatte sich sofort an seinen Platz begeben.
    Prosaisch stellte Sheerin fest: »Die erste Berührung muß vor etwa einer Viertelstunde erfolgt sein. Ein bißchen früh, aber in Anbetracht der Unsicherheitsfaktoren in unseren Berechnungen sehr exakt.« Er blickte sich um und ging auf den Zehenspitzen zu Theremon, der noch immer wie gebannt aus dem Fenster starrte und schob ihn sanft zur Seite.
    »Aton ist wütend«, sagte er im Flüsterton, »also gehen Sie besser vom Fenster weg. Wegen des Zwischenfalls mit Latimer hat er den Moment des ersten Kontaktes zwischen Beta und dem Mond verpaßt, und wenn Sie ihm jetzt auch noch die Sicht versperren, bringt er es noch fertig und läßt Sie aus dem Fenster werfen.«
    Theremon nickte kurz und setzte sich hin. Sheerin musterte ihn erstaunt.
    »Teufel, Mann!« rief er aus. »Sie zittern ja am ganzen Leib!«
    »Eh?« Theremon leckte sich über die trockenen Lippen und lächelte gequält. »Ich fühle mich nicht besonders, wirklich nicht.«
    Der Blick des Psychologen wurde hart. »Sie werden doch jetzt bloß nicht die Nerven verlieren!«
    »Nein!« schrie Theremon in plötzlicher Wut auf. »Geben Sie mir doch eine Chance! Ich

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