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Titan 7

Titan 7

Titel: Titan 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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ankamen.
    Aton bahnte sich einen Weg durch das Gewühl, schaute die beiden Männer kurz an und polterte wütend los: »Seid ihr euch eigentlich darüber im klaren, daß es bis zum Countdown nur noch eine knappe halbe Stunde ist? Wo habt ihr beiden denn nur gesteckt?«
    Faro 24 nahm erst einmal Platz und massierte sich die Hände. Er hatte von der draußen herrschenden Kälte noch ganz rote Wangen. »Yimot und ich haben soeben ein kleines Privatexperiment durchgeführt. Wir haben versucht, eine Vorrichtung zu konstruieren, mit der man das Auftreten der Dunkelheit und der Sterne simulieren kann, um schon im voraus eine ungefähre Vorstellung von dem zu haben, was uns morgen erwartet.«
    Erstaunte Gesichter; Gemurmel ging durch den Raum. In Atons Augen leuchtete ein plötzliches Interesse auf. »Davon hat ja keiner etwas gewußt. Wie sind Sie auf den Gedanken gekommen?«
    »Wir hatten schon lange die Idee«, fuhr Faro fort, »Yimot und ich, und wir haben in unserer Freizeit daran gearbeitet. Yimot kannte da ein niedriges, einstöckiges Haus unten in der Stadt. Das Besondere daran ist das gewölbte Dach – es war wohl früher einmal ein Museum. Jedenfalls kauften wir es…«
    »Woher hatten Sie denn das Geld?« fiel ihm Aton scharf ins Wort.
    »Wir haben unsere Bankkonten aufgelöst. Es kostete bloß zweitausend«, brummte Yimot 70. Dann fügte er rechtfertigend hinzu: »Was soll’s schon? Morgen sind zweitausend Banknoten doch bloß noch zweitausend wertlose Papierfetzen, sonst nichts.«
    Faro nickte zustimmend. »Wir kauften also das Haus und schlugen es vom Dach bis zum Boden mit schwarzem Samt aus, um den Effekt größtmöglicher Dunkelheit zu erzielen. Dann bohrten wir kleine Löcher in das Dach und durch den Stoff und bedeckten sie mit kleinen Metalldeckeln, die man alle gleichzeitig mit einem Knopfdruck zur Seite gleiten lassen konnte. Diese Konstruktion machten wir natürlich nicht selbst; wir zogen einen Zimmermann, einen Elektriker und noch ein paar andere zu Rate – Geld spielte ja keine Rolle. Es ging uns darum, das ganze Ding so einzurichten, daß das Licht durch diese Löcher im Dach in das Haus fiel. Auf diese Weise wollten wir einen sternenähnlichen Effekt erzielen.«
    Atemlose Stille trat ein. Dann sagte Aton steif: »Sie hatten nicht das Recht, private…«
    »Ich weiß, Sir«, antwortete Faro, der ziemlich kleinlaut wirkte, »aber, offengestanden, Yimot und ich hielten das Experiment für ziemlich gefährlich. Wenn der erwartete Effekt wirklich eintrat, mußten wir uns ja halbwegs damit abfinden, verrückt zu werden. Ehrlich gesagt, nach allem, was Sheerin darüber berichtet hatte, waren wir fast überzeugt davon. Wir beschlossen also, das Risiko allein auf uns zu nehmen. Andererseits, so dachten wir, kommen wir heil aus der Sache heraus, haben wir vielleicht die Möglichkeit, eine Methode auszudenken, die uns der wirklichen Dunkelheit gegenüber eine gewisse Immunität verleiht. In dem Falle wollten wir dann alle anderen einweihen und derselben Behandlung unterziehen. Aber leider klappte das Experiment ganz und gar nicht…«
    »Warum nicht? Was geschah denn?«
    Diesmal antwortete Yimot. »Wir schlossen uns ein und warteten ab, ob sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Es ist ein scheußlich beklemmendes Gefühl, wenn man allmählich den Eindruck bekommt, die Wände und die Decke kämen auf einen zu. Aber irgendwie überstanden wir diese Minuten. Wir betätigten den Schalter. Die Metalldeckel glitten zur Seite, und über das ganze Dach verteilt leuchteten kleine Lichtpunkte auf…«
    »Und weiter?«
    »Weiter – weiter nichts. Das war ja das Verrückte daran. Es geschah überhaupt nichts! Es war nichts weiter als ein Dach mit Löchern, und genauso sah es auch aus. Wir versuchten es immer wieder – darum waren wir ja auch so lange weg –, aber so oft wir das Experiment auch wiederholten, der Effekt war gleich null.«
    Erschrockenes Schweigen folgte. Langsam richteten sich alle Augen auf Sheerin, der regungslos mit offenem Mund dasaß.
    Als erster fand Theremon seine Sprache wieder. »Sheerin, Sie sind sich doch darüber im klaren, daß das Ihre ganze schöne Theorie über den Haufen wirft.« Er grinste erleichtert.
    Aber Sheerin hob die Hand. »Langsam, nicht so voreilig sein. Laßt mich die Sache mal einen Moment durchdenken.« Nach ein paar Sekunden schnippte er mit den Fingern, und als er den Kopf hob, war keine Spur von Erstaunen oder Unsicherheit mehr in seinen Augen zu sehen.

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