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Titan 7

Titan 7

Titel: Titan 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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habe diesen ganzen Zauber wirklich nicht so recht ernstgenommen, nicht in dieser Tragweite jedenfalls – bis zu dieser Minute. Lassen Sie mir Zeit, daß ich noch versuchen kann, mich an den Gedanken zu gewöhnen. Sie bereiten sich schließlich schon seit zwei Monaten oder länger darauf vor.«
    »Eigentlich haben Sie ja recht«, antwortete Sheerin nachdenklich. »Sagen Sie, haben Sie Familie – Eltern, eine Frau, Kinder?«
    Theremon verneinte. »Sie denken an den Schutzbunker, nicht wahr? Aber machen Sie sich hierüber keine Sorgen. Ich habe eine Schwester, aber sie wohnt zweitausend Meilen von hier entfernt. Ich kenne nicht einmal ihre genaue Adresse.«
    »Und Sie selbst? Sie hätten noch genug Zeit, den Bunker zu erreichen, und seit ich fort bin, fehlt denen sowieso einer. Schließlich haben wir hier ohnehin keine Verwendung für Sie, und für die Leute drüben wären Sie eine ganz nette Ergänzung.«
    Theremon blickte seinen Gesprächspartner mit müden Augen an. »Sie glauben, ich mache mir vor Angst in die Hosen, nicht? Aber nehmen Sie eins zur Kenntnis, Mister: Ich bin Reporter und habe die Aufgabe übernommen, eine Story über diese Sache zu schreiben. Ich habe die feste Absicht, das auch zu tun.«
    Ein schwaches Lächeln erschien auf den Zügen des Psychologen. »Ich verstehe. Berufsehre, nicht wahr?«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen. Aber, Mann, ich würde jetzt meine rechte Hand für eine halbe Flasche von dem Zeug geben, von dem Sie vorhin eine ganze runtergezischt haben. Wenn jemals einer einen Drink gebraucht hat, dann bin ich’s in diesem Moment.«
    Er brach ab. Sheerin stieß ihn heftig in die Seite. »Hören Sie mal!«
    Theremon folgte Sheerins Blick. Vor dem Fenster stand der Kultist und starrte in den Himmel. Er war völlig in sich gekehrt und schien alles andere um sich herum vergessen zu haben. Ein Ausdruck gänzlicher Verzückung lag auf seinem Gesicht, und er summte in einem fremdartig klingenden Singsang etwas vor sich hin.
    »Verstehen Sie, was er singt?« fragte Theremon im Flüsterton.
    »Ich glaube, er zitiert aus dem fünften Kapitel des ›Buches der Offenbarungen‹«, antwortete Sheerin. »Aber still, hören Sie mal genau zu!« setzte er eindringlich hinzu.
    Die Stimme des Kultisten hatte plötzlich an Eindringlichkeit und Inbrunst zugenommen.
    »Und es geschah, daß in jenen Tagen die Sonne Beta einsam am Himmel stand und Wache hielt für immer längere Dauer. Und so kam es, daß sie alsbald solange allein war, wie eine halbe Umdrehung währet und einsam, matt und kalt die Welt beschien.
    Und die Menschen versammelten sich auf den Plätzen und den Straßen, und sie erschauerten vor der wundersamen Erscheinung, und sie wehklagten, denn eine tiefe Bedrückung hatte sie in Besitz genommen. Und ihre Sinne waren verwirrt und ihre Zungen, denn ihre Seelen harrten des Kommens der Sterne.
    Und in der Stadt, die da heißt Trigon, trat zur Mittagsstunde Vendret 2 vor die Menge und sprach zu den Einwohnern von Trigon: ›Höret, ihr Sünder, und vernehmet, was ich euch sage! Oft seid ihr abgewichen vom Pfade der Gerechtigkeit, und nun ist der Tag der Abrechnung gekommen. Denn schon nähert sich die Höhle, und sie wird Lagash verschlingen und alles, was darauf lebt.‹
    Und so er noch sprach, öffnete die Höhle ihren gewaltigen Schlund und berührte schon den Rand von Beta mit den Lippen, so daß kein Auge auf Lagash ihn noch zu erblicken vermochte. Und ein schreckliches Wehklagen hob an, als die Menschen sahen, wie Beta immer tiefer in den Schlund der Höhle der Dunkelheit sank, und gewaltig war die Seelenqual, die über das Volk hereinbrach.
    Und es geschah, daß die Dunkelheit der Höhle auf Lagash fiel und alles Licht verschlang. Und die Menschen erblindeten, und keiner sah mehr seinen Nachbarn, wiewohl er dessen Atem auf seiner Wange spürte.
    Und in der Schwärze der Finsternis kamen die Sterne, und es waren unzählige, und es erklang eine Musik von solch wundersamer Schönheit, daß die Blätter der Bäume sich in Zungen verwandelten und vor Bewunderung aufschrien.
    Und in diesem Augenblick verließen die Seelen die Körper der Menschen, und die verlassenen Leiber wurden zu Tieren, ja, zu wilden reißenden Bestien, die mit fürchterlichem Geheul durch die schwarzen Straßen der Städte von Lagash rasten.
    Und von den Sternen fuhr die Himmlische Flamme herab, und so sie die Erde berührte, gingen die stolzen Städte von Lagash in Flammen auf, so daß von den Menschen und ihren Werken

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