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Titan 7

Titan 7

Titel: Titan 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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Menschen, die ein solches Ereignis relativ unbeschadet überstehen können. Da ist zunächst einmal die Gruppe derjenigen, die die Sterne und die Dunkelheit überhaupt nicht sehen können; nämlich zum einen die Blinden und zum anderen die, die sich zu Beginn der Verfinsterung einen Rausch ansaufen, aus dem sie erst wieder aufwachen, wenn alles vorbei ist. Die können wir wohl ausschließen, denn das sind ja keine richtigen Augenzeugen. Als nächstes kommen in Betracht Kinder unter sechs Jahren. Für sie ist die Welt als Ganzes noch zu neu und zu undurchschaubar, als daß Sterne und Dunkelheit sie in Furcht versetzen könnten. Sie sind nichts weiter als neue Eindrücke in einer ohnehin an Überraschungen reichen Welt. Das leuchtet Ihnen doch ein, nicht wahr?«
    Der andere nickte skeptisch. »Ja, so in etwa.«
    »Schließlich gibt es noch diejenigen, deren Gemüt einfach zu grob strukturiert ist, als daß solche Ereignisse ihren Geist völlig verwirren könnten. Die gänzlich Unsensiblen werden also kaum berührt – damit meine ich zum Beispiel Leute wie ein paar unserer alten Bauern, denen ein Leben voller Arbeit die Sinne abgestumpft hat. So, die flüchtigen Erinnerungen der Kinder, vermischt mit dem konfusen, zusammenhanglosen Gestammel halbverrückter Idioten, bildete wohl irgendwann die Grundlage des ›Buches der Offenbarungen‹.
    Wir können also mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, daß das Buch in erster Linie auf den Aussagen solcher Leute basiert, die sich wohl am wenigsten zum Geschichtsschreiber eignen; nämlich Kinder und Schwachsinnige. Und wahrscheinlich wurde es von Zyklus zu Zyklus immer wieder neu überarbeitet, ergänzt und so weiter und so fort.«
    »Glauben Sie«, unterbrach ihn Theremon, »daß die Kultisten das Buch auf ähnliche Weise über die Katastrophen hinweggerettet haben, wie wir es zum Beispiel mit den ganzen Daten über die Geheimnisse der Gravitation vorhaben?«
    Sheerin hob die Schultern. »Schon möglich. Aber ihre genaue Methode ist unwichtig. Irgendwie haben sie es jedenfalls immer hingekriegt. Aber ich wollte auf folgendes hinaus: Das Buch kann einfach nichts anderes sein als ein Sammelsurium konfusen, verdrehten Zeugs; auch wenn es auf Tatsachen beruht. Nur ein Beispiel: Sie erinnern sich doch an Faros und Yimots Experiment mit den Löchern im Dach, das ja ein Mißerfolg war.«
    »Ja, natürlich.«
    »Wissen Sie auch, warum es nicht…« Er brach plötzlich ab und sprang alarmiert auf, als Aton sich näherte. Sein Gesicht war zu einer Maske höchster Bestürzung verzerrt. »Was ist denn?«
    Aton zog ihn beiseite. Sheerin fühlte, wie die Finger des Direktors nervös zitterten, als dieser ihn am Ellbogen berührte.
    »Nicht so laut!« preßte Aton mit gequält klingender Stimme heraus. »Ich habe soeben über meine Privatverbindung eine Nachricht aus dem Schutzbunker erhalten.«
    »Gibt es Probleme?« sprudelte Sheerin ängstlich hervor.
    »Sie haben keine Probleme.« Aton dehnte das Pronomen ›sie‹ bedeutungsvoll. »Sie haben sich schon vor geraumer Zeit hermetisch von der Außenwelt abgeschlossen, und sie werden wie geplant bis übermorgen dort ausharren. Sie sind in Sicherheit. Aber die Stadt, Sheerin, die Stadt! Sie ist ein einziger riesiger Trümmerhaufen. Sie – Sie können sich gar keine Vorstellung machen…« Seine Stimme versagte ihm fast den Dienst.
    »Und – was weiter?« fuhr es ungeduldig aus Sheerin heraus. »Was soll’s? Es wird noch schlimmer werden, aber das wissen wir ja. Was bringt Sie denn so außer Fassung?« Dann, mit einem plötzlichen schlimmen Verdacht: »Wie geht es Ihnen?«
    Aton entging der plötzlich veränderte Tonfall Sheerins nicht. Seine Augen blitzten wütend auf bei der kaum verhohlenen Anspielung des anderen. Doch dann trat wieder der besorgte, fast ängstliche Ausdruck in seine Augen. »Mensch, begreifen Sie! Die Kultisten sind hochgradig aktiv. Sie wiegeln die Bevölkerung auf, das Observatorium zu stürmen. Sie versprechen ihnen dafür das Blaue vom Himmel, unmittelbare Erlösung, ewige Gnade und ewiges Heil und was weiß ich noch alles! Was sollen wir bloß tun, Sheerin!«
    Sheerin senkte den Kopf. Wie geistesabwesend starrte er eine ganze Weile auf seine Fußspitzen. Er klopfte sich mit dem Knöchel eines Fingers vor das Kinn und schaute auf. Plötzlich wieder lebhaft sagte er: »Tun? Was sollen wir schon tun? Wir tun überhaupt nichts. Wissen die Männer schon, was los ist?«
    »Natürlich nicht!«
    »Um so besser. Sagen

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