Titanen-Trilogie 01 - Das Erbe der Titanen
Mäuse in das Wasser und durchschwammen den Fluß, die Knopfaugen immer auf ihr Ziel gerichtet. Danach sprangen immer mehr Mäuse hinein, bis die Wasseroberfläche vor pelzigen Leibern nur so wimmelte.
»Wir müssen ihnen entkommen!« rief Sos. »Schwimm los!« Dummerchen war bereits ans andere Ufer geflogen und kauerte ängstlich auf einem Busch. Jetzt war es kein Geheimnis mehr, warum das Ödland von anderen Säugetieren gemieden wurde. »Aber die Zelte und die Vorräte . . .!«
Sie hatte recht. Ein Zelt brauchten sie unbedingt, sonst waren sie während der Nacht den Faltern hilflos ausgeliefert. Die Spitzmausarmee war durch ihre gewaltige Anzahl nicht gefährdet - größere, hoch organisierte Lebewesen waren ihr nicht gewachsen. »Ich hole sie nach!« rief er, legte seinen Unterarm unter Sols Kinn und schwamm mit kräftigen Stößen auf das andere Ufer zu. Die Keule hatte er unterwegs weggeworfen. Sie war ohnehin nutzlos geworden.
Sie ließen die Tiere weit hinter sich und taumelten an Land. Sola kümmerte sich so gut um den Kranken, wie es unter den gegebenen Umständen möglich war, während Sos wieder ins Wasser sprang und ans andere Ufer zurückschwamm. Er durchquerte den Fluß - viel schneller als vorhin, weil er keine Last zu befördern hatte -, doch vor dem Ufer mußte er erst die wimmelnde Flut von Fleischfressern überwinden. Mit dem Gesicht befand er sich jetzt auf gleicher Höhe mit ihnen.
Er holte tief Luft und tauchte unter. Unter Wasser schwamm er so weit als möglich, bis er wieder hoch mußte, um Atem zu holen. Er stemmte die Beine gegen den Grund und ließ sich in einem ganz bestimmten Winkel nach oben schnellen. Er durchstieß die Wasseroberfläche, drängte dabei die Spitzmäuse in alle Richtungen auseinander, holte durch die zusammengepreßten Zähne Luft und tauchte abermals.
Am Ufer kroch er heraus, trat auf quietschendes, strampelndes Pelzwerk, erhaschte den nächstliegenden Sack und riss das Zelt aus seinen Verankerungen. Hätten sie die Zelte doch bloß zusammengefaltet und verstaut! Aber Sols Krankheit hatte eben vor allen anderen Verrichtungen Vorrang gehabt.
Die Tierchen waren überall, krabbelten über und im Sack und durch die Falten des zusammengeknüllten Zeltes. Die spitzen Schnauzen schnupperten in seinem Gesicht, die nadelscharfen Zähne suchten Beute, als er das Gepäck an seine Brust drückte. Er versuchte, sie schüttelnd abzuwehren, und wagte nicht, im Laufen innezuhalten. Sie hingen an ihm, peinigten ihn und sprangen nach seinen Augen, wenn er stehenbleiben wollte.
Mit geschlossenen Augen sprang er ins Wasser, spürte dabei die lebende Schicht, auf der er landete, und stieß wild mit den Füßen um sich. Diesmal konnte er nicht tauchen. Die Ausrüstung war sinksicher, das Zelt enthielt Luft, und beide Arme waren belastet. Noch immer wimmelten die kleinen Teufel auf der Zeltplane, krallten sich in seine Lippen und seine Nase und waren nicht abzuschütteln. Er hielt die Augen geschlossen und paddelte verzweifelt, immer hoffend, die richtige Richtung eingeschlagen zu haben, während die Bestien über seinen Kopf kletterten, an seinen Ohren nagten und in seine Nasenlöcher zu kriechen versuchten. Er hörte Dummerchens heiseren Schrei und wusste, daß der Vogel ihm entgegenflog. Auch er war auf der Flucht. Wenigstens während des Fluges konnte ihm nichts passieren. Sos hielt die Zähne zusammengepreßt und saugte so Luft ein, damit die kleinen Angreifer ihm nicht in den Mund dringen konnten. »Sos! Hierher!«
Sola lenkte ihn durch Zuruf. Dankbar richtete er sich nach ihrer Stimme. Und dann hatte er endlich die wimmelnde Brühe hinter sich und durchschwamm klares Wasser. Wieder war er ihnen entwischt!
Das Wasser war in die Ausrüstung und das Zelt gedrungen und hatte dadurch deren Schwimmfähigkeit zunichte gemacht. Sos konnte jetzt mit dem Kopf untertauchen und die Augen unter Wasser öffnen, während die Spitzmäuse von der Strömung weggetragen wurden.
Vor ihm waren Solas Beine und wiesen ihm den Weg. Noch nie hatte er etwas Verlockenderes zu Gesicht bekommen.
Bald darauf lag er ausgestreckt am Ufer. Sola streifte die noch an ihm haftenden Mäuse ab und zertrat sie am Boden.
»Weiter!« schrie sie ihm ins Ohr. »Die Biester haben bereits den Fluß zur Hälfte durchschwommen!«
Es gab für ihn keine Atempause, keine Ruhe, obwohl er unbeschreiblich müde war. Sos kämpfte sich auf die Beine und schüttelte sich wie ein großer zottiger Hund. Sein Gesicht brannte, die
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