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Titanen-Trilogie 01 - Das Erbe der Titanen

Titanen-Trilogie 01 - Das Erbe der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 01 - Das Erbe der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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abends immer möglichst lange aufbleiben.«
    »Wir auch«, sagte er, in Erinnerungen schwelgend. »Aber jetzt kann ich mich nur noch an ein Lied erinnern.«
    »Sing es mir vor!«
    »Das kann ich nicht«, weigerte er sich verlegen. »Meine Stimme ist nicht gut genug dafür.«
    »Meine doch auch nicht. Wie heißt das Lied?«
    »Greensleeves - eine Liebesballade.« Er stimmte den sehnsüchtigen Refrain an.
    »Kann ein Mann eine Frau wirklich so lieben?« fragte sie nachdenklich.
    »Manchmal. Das hängt vom Mann ab. Auch von der Frau, nehme ich an.«
    »Das müßte nett sein«, sagte sie traurig. »Niemals hat mir jemand seinen Armreif nur aus Kameradschaft überlassen. Außer . . .«
    Sos merkte, daß sie zu Sol hinübersah. Er unterbrach ihre Gedankengänge. »Was suchst du bei einem Mann?«
    »Vor allem den Führer. Mein Vater hat in seinem Stamm nur eine zweitrangige Rolle gespielt. Er wurde nie ein Stammesherr. Außerdem war unser Stamm nicht sehr groß. Schließlich wurde er schwer verwundet und hat sich zu den Irren zurückgezogen. Ich schämte mich dessen so sehr, daß ich mich selbständig gemacht habe. Ich möchte einen Namen, den jeder bewundert. Das wünsche ich mir mehr als alles andere.«
    »Vielleicht hast du diesen Namen schon. Sol ist ein überragender Krieger und möchte ein eigenes Reich schaffen.«
    Was sein Name ihr nicht geben konnte, sprach er auch jetzt nicht aus. »Ja.« Das klang nicht sehr glücklich.
    »Und wie heißt dein Lied?«
    »Red River Valley. Ich glaube, diesen Ort hat es tatsächlich gegeben - vor dem Weltenbrand.«
    »Das stimmt. In Texas, glaube ich.«
    Ohne daß er sie dazu drängte, stimmte sie das Lied an. Ihre ungeübte Stimme war viel besser als seine.
    Denk an den Red River und denk an das Mädchen, das treu dich geliebt . . .
    »Wie kommt es, daß Ihr ein Gelehrter seid?« fragte sie dann, als wollte sie die Vertraulichkeit, die das Lied geschaffen hatte, wieder verdrängen.
    »Die Irren haben im Osten eine Schule«, erklärte er. »Wißbegierig war ich schon immer. Ich habe Fragen gestellt, die niemand beantworten konnte - zum Beispiel die Frage nach der Ursache des Weltenbrandes. Schließlich haben mich meine Eltern zu den Irren geschickt. Ich sollte für sie arbeiten, und sie sollten mir dafür eine Erziehung angedeihen lassen. Also schleppte ich ihre Geräte und machte ihre Stuben sauber. Sie brachten mir dafür das Lesen und Rechnen bei.«
    »Das muß schrecklich gewesen sein!«
    »Es war herrlich! Ich hatte einen breiten Rücken, deswegen hat mir die Arbeit nichts ausgemacht. Als sie merkten, daß ich wirklich lernen wollte, steckten sie mich den ganzen Tag in die Schule. Die alten Bücher, die enthielten unglaubliche Dinge! Ich habe eine ganze Weltgeschichte gefunden - die Geschichte vor dem Weltenbrand, die Tausende von Jahren zurückreichte. Es hat früher Nationen und Reiche gegeben, die viel größer waren als heutzutage die Stämme. Und so viele Menschen, daß die Nahrung für sie nicht ausreichte! Man hat sogar Raumschiffe gebaut und wollte hinaus ins All zu den anderen Sternen, die wir am Himmel sehen . . .«
    »Ach«, meinte sie enttäuscht, »das sind doch nur Sagen.«
    Er gab es auf. Von den Irren abgesehen, kümmerte sich niemand um die Vergangenheit. Für den Durchschnittsmenschen begann die Welt mit dem großen Brand. Weiter zurück reichte die Wißbegierde nicht. Auf dem Erdkreis gab es zwei Gruppen, die Krieger und die Irren, sonst nichts. Die Krieger bildeten Nomadenfamilien und Stämme, die von Herberge zu Herberge zogen und von Lager zu Lager. Sie hatten sich eine eigene Satzung geschaffen und erzogen ihre Kinder danach. Die Irren hingegen waren Denker und Planer, die sich aus erfolglosen Kriegern und solchen, die sich im Ruhestand befanden, zusammensetzten.
    Sie verwendeten große, vor dem Weltenbrand erfundene Maschinen, um Herbergen zu bauen und Wege durch die Wälder zu bahnen. Sie lieferten Waffen, Bekleidung und andere Gebrauchsgegenstände, behaupteten jedoch, diese Dinge nicht selbst zu erzeugen. Niemand wusste, woher diese Güter kamen. Kein Mensch machte sich auch deswegen Gedanken. Die Menschen hatten nur Sinn für die Aufgaben des Alltags, für die Probleme des Augenblicks. Solange dieses System funktionierte, kümmerte sich niemand um die Zusammenhänge. Wer sich mit den Studien der Vergangenheit abgab und mit unpraktischen Dingen beschäftigte, war irr. Daher der Name »Irre«. Das waren Männer, die den Nomaden sehr ähnlich waren, oft

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