Titanen-Trilogie 01 - Das Erbe der Titanen
erschlagen. Einige fluchten, als sie Bisse abbekamen. Jetzt konnte man die Gefährlichkeit und die Wildheit der kleinen Feinde nicht mehr verächtlich machen,
Die Flammen sanken in sich zusammen. Der Alkohol verflüchtigte sich zu rasch. Auf ein Zeichen von Sos hin rollten die Männer weitere Fässer aus dem großen Hauptzelt. Sie mußten mit dem Ausgießen warten, bis das Feuer völlig erloschen war, sonst wären sie inmitten der Flammen gefangen gewesen, oder die explodierenden Fässer hätten sie in Stücke gerissen. Das warf ein Problem, das Sos nicht vorausgesehen hatte. Der Brand im Gräben war zwar erloschen, doch einzelne Flammen züngelten noch an den Grabenrändern, wo der Zündstoff in den Boden eingesickert war.
Tor, der Schwertkämpfer, kam mit versengtem Bart zu Sos. »Der obere Grabenabschnitt ist gefährdet«, keuchte er. »Wenn Ihr dort nicht sofort ausgießen laßt . . .«
Sos fluchte. Das er nicht früher daran gedacht hatte. Die Stimmung hatte den höher gelegenen Abschnitt des Grabens natürlich zuerst von den Flammen und Leichen gesäubert, schwärmten bereits neue Angriffswellen der Mäuse herüber, um ihre gebratene Vorhut zu vertilgen und die Brustwehr zu erklimmen. Dort konnte man ein ganzes Faß auf einmal hineinschütten. Die Strömung würde den Alkohol verdünnt durch den ganzen Graben schwemmen und es ihnen ermöglichen, Feuer unter Kontrolle zu halten. »Kümmere dich darum!« wies er Tor an. Dieser lief weg und rief die Männer, die in der Nähe standen, zu Hilfe.
Alle schlugen und droschen auf das wimmelnde Heer dieser winzigen Säugetiere ein. Der Schwärm jenseits des Grabens erinnerte Sos wieder an eine Abteilung von Ameisen, nur fehlte den Mäusen die Organisation der Insekten. Als Tor Sos' Plan in die Tat umsetzte, flammte das Feuer wieder auf, doch schien die Zahl der Feinde nicht abzunehmen. Woher kamen diese Massen bloß?
Sos sollte das bald herausfinden. Die Mäuse schwammen hinaus in den Fluß und kehrten hinter der Grabeneinmündung wieder ans Ufer zurück. Viele schafften es nicht, weil sie von ihrem Trupp abgetrieben wurden. Sie schwammen dann ans andere Ufer und gingen dort an Land. Viele ertranken in der Hauptströmung, noch mehr starben im Fluß beim Kampf um die Leichen. Doch war der Nachschub so reichlich, daß fünf oder zehn Prozent der Mäuse, die das Ufer hinter der Brustwehr erreichten, genügten, um das befestigte Lager zu überfluten.
Ob direkt in den Fluß gegossener Alkohol sie aufhalten würde? Sos traf sofort eine Entscheidung. Es war nicht mehr genügend Alkohol vorrätig. Falls dieser Plan nicht klappte, wurde wahrscheinlich die ganze Schar der Verteidiger von den Flammen eingekesselt, während die Tiere das Lager überschwemmten.
Sos entschied sich zum Rückzug. Die Mäuse hatten diese Schlacht gewonnen.
»Räumen!« befahl er.
Die Männer, die noch vor kurzem über diesen winzigen Feind gelächelt hatten, atmeten erleichtert auf. Die Mäuse hingen ihnen an den Armen und Beinen. Sie krabbelten in ihren Hosen und bedeckten den Boden wie ein Teppich. Überall nagten ihre Zähnchen. Die Krieger sprangen ins Wasser und schwammen um ihr Leben. Sie tauchten so oft als möglich unter. Es war ein totaler Rückzug.
Sos vergewisserte sich kurz, daß keine Verwundeten zurückgeblieben waren, und folgte dann den anderen.
Mittlerweile war es Spätnachmittag geworden. Würde ihnen noch Zeit bleiben, die Zelte vor Einbruch der Dunkelheit abzubrechen? Oder würden die Mäuse haltmachen, bevor sie das Zeltlager erreichten? Sos mußte sich rasch entscheiden.
Er konnte das Risiko nicht auf sich nehmen. »Nehmt die Zelte und zieht euch so weit als möglich zurück!« rief er. »Ledige Männer können hier lagern und Wache halten.« Er hatte Reserveausrüstungen innerhalb der Umfriedung gelagert für den Fall, daß die Mäuse unerwartet vom Fluß her angriffen. Diese Reserven waren jetzt unzugänglich. Wieder eine Fehlentscheidung. Doch bevor er nicht den Wanderweg und den Wanderzyklus der Tiere genau kannte, mußte man solche Verluste in Kauf nehmen.
In dieser Nacht stürmten die Mäuse den Hügel nicht. Sie gehörten zur Gattung der Tagräuber. Vielleicht waren auch die Falter die Ursache dafür. Am Morgen überquerte die Hauptarmee -gesättigt von den Toten und noch immer sehr zahlreich - den Fluß und marschierte flußabwärts. Nur ein paar beherzte Kletterer an den Seitenflügeln erreichten die Zelte.
Sos hielt Umschau. Sein Lagerplatz auf dem Hügel war
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