Titanen-Trilogie 01 - Das Erbe der Titanen
bisher gewohnt gewesen waren. Da Partner immer ausreichend zur Verfügung standen, gab es zwischen den einzelnen Waffengängen keine Verzögerungen oder lange Anreisen.
Jeder übte mit seiner Waffe, bis er müde wurde, lief dann eine Runde durch das Lager und übte weiter. Der beste Mann der Waffengruppe wurde ihr Führer und durfte die anderen in den Feinheiten seiner Kunst unterweisen. Diese Rangordnung konnte durch eine Herausforderung innerhalb der Gruppe geändert werden, so daß jeder, der zur Meisterschaft heranreifte, in einen höheren Rang aufsteigen konnte. Als die Männer daran Geschmack gefunden hatten, kam es zu lebhaftem Wettstreit. Zuschauer aus anderen Waffengattungen spendeten Beifall, feuerten die Krieger durch Zurufe an und gaben acht, daß keine unerlaubten Tricks angewandt wurden.
Der Morgenstern mußte, weil er allein war, mit den Keulen kämpfen. Als Waffe war der Morgenstern eine Rarität. Sie bestand aus einem kurzen, plumpen Griff, an dem an einer Kette eine schwere stachelbewehrte Kugel hing. Der Morgenstern war ein besonders gefährliches Ding. Da man die Kugel nur schwer beeinflussen konnte, war es auch unmöglich, damit einen leichten Schlag auszuführen. Der Stachelstern traf entweder sein Ziel und riss Fleisch und Knochen heraus, oder er traf nicht. Als Verteidigungswaffe war er nicht zu verwenden. Der Unterlegene in einem Morgensternduell wurde oft tödlich getroffen oder schwer verletzt, auch in »freundschaftlichen« Duellen. Sogar erfahrene Krieger maßen sich nur ungern mit einem wütenden Sternkämpfer. Die Verletzungen waren zu häufig.
So gingen die Tage dahin. Die Leute merkten kaum, daß sie Fortschritte machten, doch Sos registrierte ihn sehr genau. Eine Reihe von Kriegern hatte sich zu wahren Künstlern im Zweikampf entwickelt.
Zu zweit und zu dritt kamen neue Männer mit ihren Familien und gesellten sich dem Stamm zu. Sol hatte sie hierhergeschickt. Sie wurden in die einzelnen Waffengruppen eingegliedert und nach ihrer Befähigung eingestuft. Die Altgedienten waren der Meinung, daß die Qualität der Rekruten anscheinend im Sinken war. Am Ende des ersten Monats war der Stamm auf über hundert Kämpfer angewachsen.
Zuerst kamen viele Jünglinge, die nur aufgenommen wurden, weil erfahrene Männer nicht verfügbar waren. Sos hatte Sol gewarnt, sich nicht durch das Ungeschick oder das Aussehen der Anfänger irreführen zu lassen. Mit fortschreitendem Training lernten die jungen Leute die lebenswichtigen Feinheiten der Waffentechnik. Sie durchliefen rasch die Rangstufen ihrer Waffengattungen. Einige seiner besten Krieger wären auf der Wanderschaft bestimmt nicht lange genug am Leben geblieben, um ihr Talent voll entfalten zu können, vermutete Sos. Die Eingliederung in Sols Stamm war für sie ein großes Glück.
Allmählich begriffen diese Zusammengewürfelten und manchmal aufsässigen Einzelgänger, die der Zufall hierhergeführt hatte, den Geist dieser Gruppe. Sie spürten, daß dieser Stamm offensichtlich zu Höherem berufen war. Sos wählte die intelligentesten Leute aus und erteilte ihnen Unterricht in Gruppentaktik: Wann man kämpfen und wann man nicht kämpfen soll. Wie man es anstellt, zu siegen, wenn die Chancen gleich zu sein scheinen.
»Wir haben eine Gruppe, die aus sechs Leuten besteht - nach Fähigkeiten abgestuft. Dann stoßen wir plötzlich auf eine Gruppe von sechs Leuten, von denen jeder ein wenig besser ist als unsere eigenen Leute. Für welche Kampfordnung entscheiden wir uns?« fragte Sos seine Schüler eines Tages.
»Um wieviel besser sind die Leute der anderen Gruppe?« wollte Tun wissen. Er war ein Keulenkämpfer im niederen Rang, weil er für rasche Bewegungen zu schwerfällig gebaut war.
»Der beste Mann kann deinen Besten erledigen. Der Zweite deinen Zweiten, nicht aber den Ersten. Der Dritte kann deinen Dritten besiegen, aber nicht den Zweiten oder Ersten, und so weiter.«
»Ich habe also niemanden, der den Ersten schlagen kann?«
»Niemanden - und er besteht auf einem Kampf, so wie die ändern auch.«
»Doch der fremde Erste wird doch sicherlich nicht abseits stehen und zulassen, daß mein Erster einen Krieger geringerer Stufe besiegt. Er wird meinen besten Mann herausfordern und ihn mir wegnehmen. Dann wird der Zweite dasselbe mit dem Zweiten machen . . .«
»Richtig.«
Tun überlegte. »Das Kriegsglück könnte mir einen Sieg, vielleicht sogar zwei bescheren. Besser wäre es allerdings, wenn ich diesem Stamm gar nicht erst
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