Titanen-Trilogie 01 - Das Erbe der Titanen
Hand mit offensichtlich außergewöhnlicher Freude.
»Schon gestern«, sagte Sos verlegen. »Ich habe mit Vit gesprochen. Er wollte nicht, daß ich mit deiner Frau spreche, und andere kenne ich hier kaum.«
Was hätte er sonst sagen sollen?
»Sie hätte trotzdem zu dir kommen sollen! Vit hat ja keine Ahnung . . .« Sol hielt nachdenklich inne. »Wir kommen miteinander nicht gut aus. Sie bleibt meist für sich.«
Also machte sich Sol noch immer nichts aus Sola. Er hatte sie um des kommenden Erben willen beschützt und machte sich jetzt nicht einmal die Mühe eines Vorwandes. Aber warum hielt er sie dann streng isoliert? Es war nie Sols Art gewesen, sinnlos selbstsüchtig zu sein.
»Ich habe jetzt wieder eine Waffe«, sagte Sos. Als ihn der andere ansah, fügte er hinzu: »Das Lasso.«
»Darüber bin ich aber froh.«
Mehr gab es anscheinend nicht zu sagen. Ihre Wiederbegegnung war ebenso merkwürdig, wie es ihre Trennung gewesen war.
»Komm«, sagte Sol unvermittelt. »Ich zeige sie dir!«
Sos folgte ihm unbehaglich ins Hauptzelt. Er hätte zugeben sollen, daß er sich mit Sola bereits unterhalten hatte. Damit hätte er diese unechte Begrüßungszeremonie verhindern können. Er war in einer Sache gekommen, bei der es um Ehre ging - und machte sich bereits selbst zum Lügner.
Alles verlief so ganz anders, als Sos es erwartet hatte, ohne daß er sagen konnte, was er sich eigentlich vorgestellt hatte. Alles wirkte auf ihn so, als sei er im Ring dem Netz zum Opfer gefallen.
Sie blieben vor einer selbstgebastelten Wiege in einem kleinen Zeltabteil stehen. Sol bückte sich und hob ein lächelndes Baby heraus. »Das ist meine Tochter«, sagte er. »Diese Woche wird sie ein halbes Jahr alt.«
Sprachlos starrte Sos das kleine schwarzhaarige Ding an. Eine Tochter! Aus irgendeinem Grunde war ihm diese Möglichkeit nie in den Sinn gekommen.
»Sie wird ebenso schön werden wie ihre Mutter«, sagte Sol stolz. »Sieh mal, wie sie lächelt!«
»Ja«, sagte Sol und fühlte sich so dumm, wie Sola ihn gestern gescholten hatte.
»Komm«, wiederholte Sol. »Wir nehmen sie auf einen Spaziergang mit!« Er hob das Baby auf seine Schulter und ging voraus. Das war also das weibliche Wesen, zu dessen Besuch er von
Sol aufgefordert worden war, und nicht die Mutter! Hätte er es nur gewusst oder geahnt, oder hätte er besser hingehört, letzte Nacht!
Sola trat ihnen im Eingang entgegen. »Ich möchte mit«, sagte sie sanft.
Sol sagte gelangweilt: »Dann komm mit, Weib. Wir gehen nur spazieren.«
Die kleine Gruppe verließ das Lager und ging in den Wald. Es war wie in den alten Zeiten, als sie ins Ödland gewandert waren. Und doch wieder anders. Welch unglaubliche Ereignisse hatten sich doch aus der früheren Namensgleichheit entwickelt. Das lief alles nicht richtig ab. Er war ja gekommen, um die Frau zu verlangen, die er liebte, und um Sol, wenn nötig, im Ring herauszufordern. Doch er brachte die richtigen Worte nicht über die Lippen. Er liebte Sola und sie liebte ihn, und ihr nomineller Gatte gab zu, daß die Ehe nichtig war. Trotzdem fühlte sich Sos wie ein unerwünschter Eindringling.
Dummerchen flog ihnen voraus, glücklich, sich zwischen den Bäumen austoben zu können. Oder vielleicht waren es die Insekten, die ihn lockten.
So konnte es nicht weitergehen. »Ich bin Solas wegen gekommen«, sagte Sos freimütig.
Sol zögerte keinen Moment. »Nimm sie«, sagte er, als wäre die Frau gar nicht anwesend.
»Mein Armreif um ihr Gelenk«, sagte Sos und fragte sich, ob er richtig verstanden worden war. »Kinder von ihr! Und sie soll Sola heißen!« - »Sicher.«
Das war unglaublich! »Du stellst keine Bedingungen?«
»Ich will nur deine Freundschaft.«
Sos sprudelte heraus: »Das ist aber doch keine Angelegenheit, die sehr freundschaftlich ist.«
»Warum nicht? Ich habe sie nur für dich bewahrt. «
»Du hast sie ... durch Vit?«
War also diese übertriebene Wachsamkeit mit zu seinem, Sos' Nutzen, angeordnet worden?
»Warum . . .?«
»Ich will nicht, daß sie einen geringeren Namen trägt«, sagte Sol ruhig.
Wie passte das alles zusammen? Einem freundschaftlichen Wechsel stand zwar kein sittliches Hindernis entgegen. Trotzdem. Es war irgendwie nicht in Ordnung. Es konnte so nicht gutgehen. Er würde zwar den Finger nicht genau auf den wunden Punkt der Angelegenheit legen können; aber er wusste, daß etwas faul daran war. »Gib mir Soli«, bat Sola.
Sol reichte ihr das Baby. Sie öffnete ihr Kleid und hielt Soli
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