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Titanen-Trilogie 01 - Das Erbe der Titanen

Titanen-Trilogie 01 - Das Erbe der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 01 - Das Erbe der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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wissen, was zwischen Mann und Frau vorging!
    »Ach, so ist das!« rief sie errötend aus, obwohl er kein Wort gesagt hatte. »Na, da gehen wir schnell zurück in dein Zimmer! Ich werde dir zeigen, daß ich nicht bloß klettern kann.«
    Er mußte über ihren Eifer lächeln. »Nein, laß das. Ich glaube, du weißt, was man mit einem Mann tun kann.« Das Gejagtwerden hatte ihm gut gefallen.
    Sie hatte ihn durch rechtwinkelig angelegte Korridore, die durch an der Decke angebrachte Lichtröhren erhellt wurden, in einen anderen Raum geführt. Diese merkwürdig abgeschlossene Welt schien endlos zu sein. Er hatte hier noch kein Tageslicht gesehen.
    »Hier ist unsere Kantine. Wir sind eben zur rechten Zeit gekommen.«
    Auf einer langen Theke standen Platten mit Speisen: Dünne Schinkenscheiben, dampfende Hafergrütze, weiche Eier, Wurst, getoastetes Brot und andere Dinge, die er nicht kannte.
    Weiter unten sah er Schalen mit Fruchtsaft, Milch und heißen Getränken, und auch ausgesuchte Puddings und Aufstriche, als hätte jemand die ganze Speisekammer einer Herberge für eine einzige Festivität geleert. Es war mehr vorhanden, als man essen konnte.
    »Nimm, wenn du willst, und stelle es auf dein Tablett«, sagte sie. »Hier!« Sie hob von einem Stoß ein Plastiktablett ab und reichte es ihm. Dann nahm sie sich selbst eines, ging ihm voraus und suchte verschiedene Teller aus. Er folgte ihr und nahm von allem.
    Lange vor dem Ende der Theke hatte er bereits keinen Platz mehr auf dem Tablett. »Hier«, sagte sie, »stell etwas auf mein Tablett!«
    Der Gang erweiterte sich zu einem Eßraum - viereckige, weißgedeckte Tische. An einigen Tischen saßen Menschen und aßen. Alle Frauen und Männer trugen Arbeitsmäntel oder Kittel. Er fühlte sich hier fehl am Platz, weil er normal gekleidet war.
    Sosa führte ihn an einen leeren Tisch und stellte die Speiseauswahl und die Getränke vor ihn hin.
    »Ich könnte dich jetzt den anderen vorstellen; doch sind wir beim Essen lieber ungestört. Wenn man Gesellschaft haben will, läßt man die anderen Sessel offen stehen. Will man allein bleiben, dann stellt man sie so hin.« Sie lehnte die zwei unbesetzten Sessel gegen den Tisch. »Kein Mensch wird uns belästigen.«
    Sie besah sich seine Speisenfolge. »Eines merke dir, Sos - wir vergeuden hier nichts. Du mußt alles aufessen, was du dir nimmst.« Sos nickte. Er war ausgehungert.
    »Wir nennen das die Unterwelt«, erklärte sie während des Essens, »doch betrachten wir uns nicht als Verbrecher.« Sie hielt inne. Er hatte die Anspielung ohnehin nicht verstanden.
    »Jedenfalls sind wir hier alle tot. Ich meine, wir wären alle tot, wenn wir nicht - na, so wie du den Berg erstiegen hätten. Ich bin voriges Jahr gekommen. Jede Woche kommt jemand - jemand, der es schafft. Jemand, der nicht kehrtmacht. Deswegen bleibt unsere Zahl ziemlich konstant.«
    Sos blickte mit vollem Mund auf. »Einige machen kehrt?«
    »Die meisten. Sie werden müde, ändern ihre Absicht und gehen wieder hinunter.«
    »Aber vom Berg ist noch niemand zurückgekehrt!«
    »Das stimmt«, sagte sie unbehaglich.
    Er drang nicht weiter in sie, sondern hob sich die Frage für später auf.
    »Also sind wir wirklich tot, weil keiner von uns wieder in der wirklichen Welt auftaucht. Aber wir sind hier nicht müßig, sondern arbeiten sehr hart. Nach dem Essen zeige ich dir alles.«
    Das tat sie denn auch. Sie führte ihn in die Küche, wo schwitzende Köche die Platten vorbereiteten und Hilfskräfte das gebrauchte Geschirr in eine Spülmaschine steckten. Sie zeigte ihm die Büros, in denen die Buchhaltung erledigt wurde. Den Sinn dieser Berechnungen erfaßte Sos nicht. Er merkte sich bloß, daß sie wichtig waren, um Bergbau, Industrie und Export im Gleichgewicht zu halten. Das ergab einen Sinn. Er dachte an die Berechnungen, die er hatte anstellen müssen, als er Sols Krieger trainiert hatte. Und diese Unterwelt hier war eine noch viel komplexere Gemeinschaft.
    Sie führte ihn auf das Beobachtungsdeck. Dort saßen Männer, die Fernsehschirme beobachteten und merkwürdigen Geräuschen lauschten. Die Bilder waren nicht wie jene auf den Bildschirmen in der Herberge. Und das weckte seine Neugierde.
    »Da ist Sos«, erklärte sie dem Aufsichthabenden. »Er ist vor achtundvierzig Stunden gekommen. Ich - ich habe ihn in meine Obhut genommen.«
    »Na sicher, Sosa«, gab der Mann zurück, als er den Armreif sah. Er schüttelte Sos die Hand. »Ich bin Tom. Freut mich, dich kennenzulernen.

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