Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen
Ratten ließen sich nämlich nicht lange grundlos einschüchtern. Hinter der Tür lag eine Art Kammer und wieder eine Tür. Wieder so eine geheimnisvolle Anlage der Alten!
Und in dieser Kammer lag eine Schlange. Ein Tier von mehreren Fuß Länge. Nicht giftig, wie er annahm, aber unbekannt, möglicherweise eine Mutation. Er wich zurück.
Hinter ihm hatten sich die Ratten bereits formiert. Var schritt mitten durch ihre Scharen, indem er seinen Lichtstrahl jeweils dorthin richtete, wo er seinen nächsten Schritt setzte. Die Ratten wichen zappelnd zurück. Doch hinter ihm schlossen sie sich wieder dicht zusammen und zeigten drohend ihre kleinen Zähne. Viel zu angriffslustig für Vars Geschmack. Er war da in ein scheußliches Nest geraten, und auf ihrem eigenen Gebiet konnten Ratten frech werden.
Er kletterte aus dem Fenster und ließ sich auf den nassen Boden des Tunnels fallen. Seine Füße versanken im Schlamm. Der Boden war hier weicher. Var knipste die Taschenlampe aus, wartete, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten und suchte wieder eine Schiene, auf der er den Rückweg durch den Tunnel antreten konnte.
Er mußte einen anderen Weg in den Berg finden. Nicht die Ratten und Schlangen waren es, die ihn hier hinderten, sondern die Wahrscheinlichkeit, daß hier noch andere Tiere lauerten. Ein größerer Trupp Menschen würde sie alle aufscheuchen. Und die Richtung stimmte ohnehin nicht.
Doch so einfach sollte er hier nicht wegkommen. Er spürte, daß etwas Leises den Tunnel entlangkam. Er spürte den Luftzug und ging nervös in Verteidigungsstellung. Es war eine Fledermaus, die erste von vielen.
Wie ernährten sich diese vielen Tiere? Hier existierten keine Grünpflanzen, nur Schimmel und Pilze. Und Insekten. Jetzt hörte er ihr Geflatter und Gekrabbel, als sie sich von der Fledermaus aufgescheucht aus ihren myriaden Schlupfwinkeln in die muffige Luft erhoben.
Widerstrebend ließ er seine Lampe aufleuchten.
Es waren weiße Falter darunter.
Vars Herz pochte. Er konnte diesen tödlichen Insekten nicht ausweichen, er konnte nur still stehen – und das brachte wieder andere Gefahren mit sich. Er mußte weiter, und wenn er dabei einem Falter in die Quere kam… es blieben ihm zwei Stunden, an die Oberfläche zu kommen und Hilfe zu holen, ehe das Gift ihn in eine totale und möglicherweise tödliche Bewußtlosigkeit stürzte. Mit Sicherheit tödlich, wenn es ihn hier unten in den Tunnels übermannte, wo kein Mensch ihn je finden würde. Auch wenn er nur einen kleinen Stich abbekam, der ihn nur schwächte. Der Regen würde bald kommen… oder die Ratten und die Schlangen.
Aber nicht alle weißen Falter waren Mutanten wie im Ödland. Diese da sahen kleiner aus. Vielleicht waren sie harmlos.
Falls sie doch zu der todbringenden Sorte gehörten, dann war dieser Weg hier unbrauchbar. Für Menschen unpassierbar, auch wenn er geradewegs zum Berg führte. Eine weitere Erkundung hatte keinen Sinn.
Am besten, man verschaffte sich sofort Gewißheit. Var lief die Schiene entlang, bis er eine der hohen Plattformen erreichte. Er kletterte hinauf, orientierte sich kurz und erkannte den Ausgangspunkt seines Weges. Er machte Jagd auf einen weißen Falter und fing einen zwischen den zwei gewölbten Handflächen. Nur seine Finger waren ungeschickt, aber die Gelenke und Handflächen konnte er geschickt einsetzen.
So hielt er das Insekt zwischen den Händen, voller Angst, aber mit grimmiger Entschlossenheit. Dreißig Sekunden lang stand er so da und beobachtete seine zitternden, schweißnassen Finger.
Der Falter flatterte in seinem Kerker, aber Var spürte keinen Einstich. Er drückte sachte zu, und das Tier wollte sich freikämpfen.
Schließlich ließ er es frei. Der Falter war harmlos.
Nun machte er eine Pause und wartete ab, bis er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Eher wäre er mit lahmen Händen gegen einen Meister im Schwertkampf im Ring angetreten als wieder gegen einen Ödland-Falter. Aber er wußte jetzt, daß der Weg frei war.
Er durchquerte die Doppelgleis-Senke und gelangte zur anderen Plattform. Von hier aus führten Tunnels in die richtige Richtung. Er schalt sich, daß er sie vorhin nicht bemerkt hatte, entschied sich für einen Tunnel und machte sich auf den Weg.
Und hielt sogleich inne. Seine Haut brannte.
Hier gab es Strahlung. Sehr intensive Strahlung.
Er machte kehrt und versuchte es mit einer anderen Abzweigung. Doch traf es ihn noch früher. Unpassierbar.
Er versuchte einen
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