Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen
schlagbereiten Stöcken, daß ihr Kopf in der knappen Öffnung auftauchte. Doch sie bewies Klugheit und folgte ihm nicht. Er riskierte einen Blick zurück und sah, daß sie noch immer dastand und wartete.
Er kroch rasch weiter. Als er sich in Sicherheit wähnte, fing er zu laufen an, und achtete dabei darauf, daß er denselben Weg wie zuvor nahm. Er mußte schleunigst Bericht erstatten.
VIII
Der Herr hörte sich seinen Bericht ganz unbeteiligt an. Var fürchtete schon, er hätte versagt, auch wenn er nicht genau wußte wie, denn er hatte schließlich tatsächlich einen Weg in den Berg gefunden. »Wenn sie es dem Herrn des Berges berichtet wird man den Gang versperren. Aber wir könnten ihn ja wieder frei machen – «
»Gegen einen Flammenwerfer richten wir nichts aus«, sagte der Namenlose düster. Und dann stützt er den Kopf in die Hand – zu Vars großer Verwunderung. »Hätte ich das geahnt! Sie, ausgerechnet sie! Ich wäre selbst gegangen!«
Var starrte ihn verständnislos an. »Ihr kennt die Frau?«
»Sosa.«
Var wartete auf eine weitere Erklärung. Sie kam nicht. Der Name allein bedeutete für Var nichts.
Nach längerer Pause sagte der Waffenlose: »Wir werden einen direkten Frontalangriff starten müssen. Hol mir Tyl her.«
Var ging. Tyl gehörte nicht zu seinen Freunden und befand sich einige hundert Meilen weit in seinem eigenen Lager. Var mußte der Aufforderung nicht unbedingt nachkommen, und doch würde er Tyl holen.
Jim, der Gewehrschütze, trat ihm entgegen, als er aufbrechen wollte. »Zeig ihm dies hier«, sagte er. »Aber keinem anderen.«
Und er gab Var eine Handfeuerwaffe und eine Schachtel Munition. Dazu eine schriftliche Nachricht.
Tyl war fasziniert von der Macht an sich und daher auch fasziniert von der Waffe. Und seine Haltung Var gegenüber änderte sich, als seine Frau ihm vorlas, was Jim ihm geschrieben hatte. Er lobte Var sogar wegen seiner Kenntnis der Feuerwaffen.
Var aber hatte noch nicht die Peinlichkeit seiner ersten Begegnung mit diesem Manne vergessen. Es dauerte eine Weile, bis er sich an die bislang ungewohnte Freundlichkeit gewöhnt hatte.
Doch als Tyl und sein ungeheuer großer Stamm den Berg erreicht hatten, waren sie Freunde geworden. Unzählige Male hatten sie gemeinsam den Ring betreten, aber nie um zu kämpfen. Und unter Tyls Anleitung wurde Var ein wahrer Meister mit den Stöcken. Er mußte sich eingestehen, daß seine damalige Herausforderung überheblich gewesen war. Tyl erwies sich als unschlagbar und konnte ihm viele Tricks beibringen.
»Du bist stark und mutig«, sagte er zu ihm, »aber es fehlt dir an Erfahrung. In einem oder zwei Jahren…«
Zusätzlich übte sich Var auch im Kampf gegen andere Waffen. Der Herr hatte ihn zwar in den grundlegenden Techniken unterwiesen, ein richtiger Kampf aber war doch etwas völlig anderes. Der Stock mußte lernen, das Schwert stumpf zu machen, die Keule abzulenken und auch den Stab – andernfalls war der Stock nutzlos. Inmitten von Tyls gedrilltem, kampfbereitem Stamm meisterte Vars Stock alle kniffligen Situationen.
Als weitaus tüchtigerer Krieger kehrte er in das geheime Lager des Namenlosen nahe dem Berg zurück. Jetzt wußte er, warum Tyl stellvertretend die Macht ausübte. Der Mann war anständig und vernünftig, ein geübter Krieger – der sich zudem durch kleinere Mißstimmungen nicht die Urteilskraft trüben ließ.
Var war zugegen, als der Waffenlose mit Tyl beriet.
»Du hast die Schußwaffe gesehen«, sagte der Herr. »Und du hast gesehen, was sie anzurichten vermag.«
Tyl nickte. Tatsächlich hatte er sie viele Male abgeschossen und sogar eine gewisse Fertigkeit darin erlangt. Er hatte damit sogar einen Hasen erlegt, etwas, das Var mit seinen steifen Fingern nicht fertigbrachte.
»Die Männer, denen wir gegenüberstehen werden, haben Schußwaffen und Schlimmeres. Bei ihnen gilt das Gesetz des Ringes nichts.«
Wieder nickte Tyl. Var wußte, wie sehr ihn die bei einem mit Schußwaffen geführten Kampf entstehenden Probleme interessierten.
»Sechs Jahre lang hielt ich das Imperium mit eiserner Faust zurück, aus Angst vor den Mördern der Unterwelt und ihren Waffen – solange wir selbst keine Schußwaffen hatten.«
Tyl wirkte überrascht. »Die Männer, die zum Berg gehen – «
»Nicht alle sterben dort!«
Var begriff nicht den Ausdruck, der nun über Tyls Antlitz glitt. »Sol aller Waffen…«
»Er ist am Leben. Als Geisel.«
»Und Ihr – «
»Ich kam vom Berg zurück.«
Tyl blieb vor
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